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Praxisübernahme

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11. November 2016 11:33 # 1
Registriert seit: 11.11.2016
Beiträge: 3

Hallo liebe Community

Wir beabsichtigen uns als Ergotherapeuten selbstständig zu machen.
Haben auch schon ein Angebot erhalten eine bestehende Physio Praxis zu übernehmen und dort die Ergo mit einzuführen.

Jetzt stellen sich uns folgende Fragen.
1: Wie genau läuft so ein Vorstellungsgespräch im Sinne von Eigenwerbung bei Ärzten und Einrichtungen wie Krankenhaus oder Altenheim ab.

2: Wir müssen für die Bank eine Kalkulation im Bereich der Ergo aufstellen für 3 Jahre im Voraus. Da die Ergo aber neu ist und die Rezeptwerte je nach Verordnung unterschiedlich ausfallen, stellt sich da die Frage ob man da einen ungefähren Wert ermitteln kann.
Denn bisher gab es in dieser Praxis keine Ergo. Das muss erst einmal die Runde machen das wir dann keine reine Physio mehr sein werden.

Weitere Fragen folgen ;-)

Danke im Voraus
11. November 2016 14:52 # 2
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Geändert am 11.11.2016 14:58:00
Hallo ich habe damals einfach bei den Arzt- , Physio und Logopädiepraxen angerufen und um ein Vorstellungstermin gebeten. Genau so lief das auch bei den Altenheimen und Kitas ab. Zu den Vereinbarten Terminen habe ich meine Flyers und Visitenkarten mitgebracht und denen erzählt, was so mein Praxisschwerpunkt ist.

Zu deiner zweiten Frage es reicht wenn du so einfach mal grob rechnest. Ich habe damals einfach mal mit Sensomotorisch Perzeptiven Einheiten gerechnet. Erste Jahr wirst du eher noch Verlust machen, zweite Jahr sollte es auf 0 Aufgehen und im dritten Jahr ein klein wenig Gewinn. Zumindest lief das bei mir so ab. Überlege dir was alles angeschafft werden muss, an Möbel und Materialien und wie hoch die Werbekosten und Versicherungen so sein werden. Und natürlich die Miete.
Es ist nicht schlimm wenn die Einnahmen dann doch sehr voneinander abweichen. War bei mir so. Zumindest für das erste Jahr, da hatte ich ein paar Patienten mehr eingerechnet als ich hatte und für das zweite und dritte Jahr hatte das einigermaßen der jetzigen Realität entsprochen.
Die Berechnungen musste ich zwar nicht für einen Kredit machen, aber das Finanzamt wollte eine vorab Kalkulation von mir haben.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
11. November 2016 15:57 # 3
falladar
falladar
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1376

... gib doch einfach "Businessplan" hier in die Suchfunktion, oder "Businessplan Ergotherapie" bei google ein und du wirst ganz schnell fündig.

Wenn ihr in eine bestehende Physiopraxis zusätzlich eine Ergotherapiepraxis integrieren wollt, müsst ihr zumindest die Mindestanforderungen von beiden Zulassungen erfüllen. Ihr werdet die Zulassung für die Physiopraxis sowieso auch neu beantragen müssen. Seid ihr sicher, das der Physiobereich nach den aktuellen Zulassungsbedingungen (GKV-Zulassung, Baurecht, ect.) noch zulassungsfähig ist? Altzulassungen haben Bestandschutz bis der Inhaber der Zulassung aus dem Unternehmen ausscheidet. Der Käufer, also ihr, kann sich diesen nicht mitverkaufen lassen. Ihr "kauft" u.a. aber das derzeitige Personal, mit den jeweiligen Arbeitsverträgen, mit. Bekommt ihr keine Zulassung, zahlt ihr trotz allem die Löhne bis zum Ende der jeweiligen Kündigungsfristen weiter. Diese können, je nach Betriebszugehörigkeit, auch länger als 14 Tage oder 4 Wochen sein. u.s.w....

Wenn ihr die Physiopraxis in gleicher Art und Weise weiter führt, habt ihr ja schon belastbare Zahlen aus der Vergangenheit als Grundlage für die Zukunft. Ihr fangt also nicht gleich bei Null an.

Bevor ihr euch für den Praxiskauf entscheidet, macht unbedingt ein Existenzgründerseminar. Dort lernt ihr u.a. die Grundregeln für eurer Unternehmen, für den Unternehmensübergang und wie ein Businessplan erstellt wird. Diese Seminare bieten die jeweiligen Berufsverbände an. Außerdem gibt es auch Coaches die sich auf solche Unternehmensgründungen spezialisiert haben. Auch ein Steuerberater kann euch hier mit den Zahlen weiterhelfen. Schaut euch genau die alten Zahlen an und hinterfragt diese ohne Befangenheit dem Verkäufer gegenüber.

mein derzeitiges Fazit:

Holt euch Hilfe vor Ort. Ihr klingt noch nicht so, als wisst ihr was ihr tut. Ein Unternehmen im eigenen Fachbereich aufzubauen ist schon schwer genug, einen anderen Fachbereich zu managen ist noch um vieles schwerer. Viel Erfolg dabei.

MfG falladar
11. November 2016 22:39 # 4
Registriert seit: 11.11.2016
Beiträge: 3

Geändert am 11.11.2016 22:41:00
Vielen Dank für die tollen Antworten

Den Businessplaner haben wir für nächste Woche bestellt, der Termin beim Steuerberater steht noch aus, möchten nur gerne möglichst vorbereitet in das Gespräch gehen!
Haben uns bezüglich der Zulassung erkundigt und sind schon dabei, alle Papiere zusammen zu bekommen. Wir lassen vorab prüfen, ob die Zulassung gewährt werden würde, bevor wir den Kaufvertrag unterschreiben werden. Die Bank möchte für den Kredit diese Vorabprüfung auch haben, für den Kreditentscheid. Wir haben schon einiges gemacht und uns viele Erkundigungen eigneholt, nur fällt es uns wirklich schwer, zu kalkulieren. Die Praxis ist gut gelgen, tolles Einzugsgebiet. Habe selbst im Ort schon als Angestellte gearbeitet und habe den Bedarf an Therapie erlebt. Sorge wegen Patientenmangel habe ich also nicht.

Stimmt denn die Aussage, dass man in den ersten 2-3 Jahren nur die Hälfte der Krankenkassenbeitrage zahlen muss? Haben bei der KK leider noch niemanden erreicht. Auf Rückruf wartet man ewig :D

@Kukdiehe
du sagst, du hast mit SPE kalkuliert...jetzt habe ich bei uns im System gesehen, dass die Rezeptwerte echt unterschiedlich sind...hast du da einen Mittelwert errechnet? Wie viele Patienten hast du im ersten Quartal gerechnet?
12. November 2016 00:04 # 5
Registriert seit: 16.07.2014
Beiträge: 62

Hallo,

haben uns dieses Jahr selbstständig gemacht.

Grundlage unserer Kalkulation war:

- Geld muss für 9 Monate reichen, ohne das eine Verordnung reinkommt ( Worst Case ), heißt Verordnungen müssen vorher drin sein, um diese im 10 Monat abzurechnen

- wichtig war, wie viele Ergopraxen gibt es, seit wie vielen Jahren bestehen die ? Viele Ärzte arbeiten mit diesen Praxen..

- gibt es bereits ein Netzwerk, z.b. zu Einrichtungen, Pflegeleitungen etc. aus früheren Arbeitsverhältnissen ?

- bist du bereit ein Risiko einzugehen ?

Hätten wir diese Fragen nicht mit ,, ja ´´ beantwortet, wären wir diesen Schritt nicht eingegangen.

Du sagst es gibt reichlich Therapiebedarf im Ort. D.h. aber nicht, dass alle neuen Patienten in eure Praxis kommen.


Jetzt 1 Jahr später :

- aufgrund der vielen Ergopraxen im Umkreis, wäre ein anderer Standort vllt. besser gewesen. Alle Praxen waren ausgebucht und wir hatten Kapazitäten. Dadurch konnten Patienten einen Termin schneller bekommen und unsere Praxis hat sich rumgesprochen.

- Anschreiben an Ärzte ( Effekt gleich null, haben wichtigeres zu tun), Einrichtungen, Kiga, wenn nur persönlich vorstellen.

- Wichtig, gute Platzierung bei Google, gute Homepage ( weniger Text, mehr Bilder )

- In der Anfangszeit besteht evtl. noch Zeit, Flyer an Haushalte verteilen ( in jedem Stadtteil paar hundert einwerfen), hört sich nach viel Zeit an, ist es nicht. Haben dadurch einige Patienten bekommen.

- Zeitungen, Artikel ( kostet zu viel und ist einmalig) --> unsere ganze Werbekosten haben soviel gekostet, wie der Artikel in der Tageszeitung


Sind alles unsere persönlichen Erfahrungen gewesen, falls Fragen zum Businessplan etc. sind, kann ich dir per PN helfen.

Danke::smile::
-
12. November 2016 12:40 # 6
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Hallo Epsis,
ich hab einfach mal mit Regionalen Kassen wie AOK und BKK gerechnet. So ein großer Unterschied zwischen den Kassen gibt es ja nicht. Es handelt sich schließlich nur um Centbeträge ( zumindest in Bayern) zwischen den einzelnen KK. Da wird nur in Regionale, Vdeka und den Landeskrankenkassen und die die deutlich besser bezahlen sind die Postbeamten Kassen. Wobei von so einer Kasse hatte ich noch nie einen Patienten gehabt. Der größte Teil der Patienten ist bei der AOK, BKK, Barmer und TK versichert.
Ob du die eine oder andere Vergütung rechnest ist wurscht, da da keine großen Unterschiede sind. Die einen Zahlen für eine SMP Einheit 35,80 Euro und die andern z.B 36,20€ jetzt mal so als Beispiel ( die SMP habe ich nicht so im Kopf. Ich bekomme fast nur Mufu Verordnungen) dann habe ich mit den 36,00€ glatt gerechnet um es einfacher zu haben.
Privatpatienten habe ich außen vor gelassen, da man von der Sorte eher nur wenige davon hat.
Ich habe es mir sehr einfach gemacht und deswegen einfach mal nur mit SMP gerechnet, weil ich davon ausgegangen bin, dass dies am meisten verordnet wird. Wobei das bei mir jetzt dann doch nicht zu traf. Ich bekomme überwiegend Mofu Verordnungen.

Erstes Quartal habe ich erst mal nur mit 5 Patienten gerechnet. Ich musste mir jedoch die Praxis komplett neu aufbauen und hatte keine schon laufende Praxis wie z.B eine Physiopraxis übernommen. Gut es hat sich herausgestellt dass ich im ersten halben Jahr nur 2 Patienten hatte. Da einer 2 Mal die Woche kam, hatte ich drei Einheiten in der Woche gehabt. Die 5 Patienten waren erst nach einem halben Jahr da. Hatte nach einem halben Jahr mit 10 Patienten gerechnet. Also so grob da manche ja 2 mal die Woche kommen mit ca 15 bis 18 Einheiten. Es waren jedoch nur 10 bis 12 Einheiten, da es nur so wenige Patienten waren. Wobei das kann bei euch wieder schneller gehen. Deswegen würde ich diese Einheiten was ich für mich so gedacht habe bei euch schon eher zutreffe, da ja schließlich schon eine Physiopraxis besteht, dann denke ich mal, bis sich das herum spricht, dass das dann bei euch schneller geht.
Man muss halt bedenken, dass viel mehr Physiotherapie als Ergotherapie verschrieben wird und der Beruf auch etwas bekannter ist.
Nach zwei Jahren habe ich dann Doppelt so viele Patienten gehabt wie nach einem Jahr und deswegen auch doppelt so viel Umsatz gehabt.
Es kommt auch noch drauf an, wann du deine Praxis für die Ergotherapie eröffnen möchtest. Ich habe meine im August eröffnet, da kommen so wie so eher wenige Patienten. Hätte im Herbst/ Winter eröffnet, hätte ich auch wahrscheinlich auch wirklich diese 5 Patienten in den erstem Quartal gehabt. Bei uns hat im August fast jede Arztpraxis zu gehabt und deshalb, habe ich mich auch erst Mitte bis Ende September bei den Ärzten erst vorgestellt.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
12. November 2016 15:48 # 7
falladar
falladar
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1376

Eine Möglichkeit:

... nimm den Minutenpreis der AOK oder der Ersatzkrankenkassen und rechne im ersten Jahr mit 60% Auslastung der möglichen Arbeitszeit, im zweiten Jahr mit ca. 75% Auslastung der möglichen Arbeitszeit. Ab dem 3. Jahr kannst du evtl, mit 90% Auslastung und noch einem zusätzlichen Mitarbeiter rechnen. ...

MfG falladar
12. November 2016 18:14 # 8
Registriert seit: 11.11.2016
Beiträge: 3

Die Praxis soll im Januar/Februar übernommen werden
kommt darauf an, wie schnell wir jetzt alle papiere zusammen bekommen und der Entscheid der Bank da ist. Bonität etc bezüglich Ausschlusskriterium ist bereits alles geregelt...

mit der Einheitenplanung und dem Tip mit dem Minutenpreis sollte ich es dann doch fix hinbekommen :D
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