Anzeigen:
Sie sind hier: Forum >> Ergotherapie-Forum >> Fachbereich Neurologie >> Setting mit chronisch-degenerativen Praxis-Patienten

Diskussionsforum

Setting mit chronisch-degenerativen Praxis-Patienten

Optionen:
4. Juni 2017 13:30 # 1
Kwick_Kiwi
Kwick_Kiwi
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 64

Hallo! Ich bin seit einem 3/4 Jahr Ergotherapeutin, habe meine Praktika und bisherige Berufserfahrung jedoch in Akuteinrichtung und in der Reha gemacht.
Jetzt arbeite ich Teilzeit in einer Praxis und bin mir unsicher über das Setting und die Zielsetzung mit chronisch-degenerativen Neuropatienten. Aktuell habe ich einen ALS Patienten und 2 Hemiplegiker.

Bei der Übergabe des ALS Patienten wurde mir gesagt, dass dieser der Beschäftigung wegen seit Jahren zu uns kommt und ich viel mit ihm spielen soll. Nun, diese Kaffeeklatsch-Spielrunden-Atmosphäre fühlt sich für mich falsch an...zwar sind die Spiele feinmotorisch und kognitiv fordernd, aber irgendwie genügt mir das nicht. An die Akuteinrichtungen angelehnt habe ich immer sehr ehrgeizig mit den Patienten klare Ziele verfolgt und Erfolge gefeiert. Diese Motivation besitzt der Patient nicht. Aktive motorische Handlungen werden meistens abgelehnt obwohl sie durchführbar sind. Der Pat fährt im elektrischen Rollstuhl. Handwerk wird als Hobbie angegeben und ist ein Kompromiss, da der Pat. sein ADL Problem mit der nicht ausreichend ausführbaren Körperhygiene partout nicht angehen möchte. Also gestalten wir aktuell einen Korbboden für einen Peddigrohrkorb um das handwerkliche Interesse mit Motorik und Konzentration zu vereinen.

Ich bin etwas resigniert, da die in meinen Augen relevanten Grobziele Körperpflege, Grobmotorik abgelehnt werden, diese jedoch der konkrete Behandlungsauftrag vom Arzt sind. Auch muss ich mich noch von "Verbesserung" auf Erhalt" innerlich umstrukturieren.

Wie gestaltet ihr die Settings? Viel passiv?

4. Juni 2017 18:42 # 2
Registriert seit: 03.01.2011
Beiträge: 387

Wie wäre es wenn du mit ihm das COPM machst.
Hier kann er dann ja klar benennen an welchen alltäglichen Handlungszielen er arbeiten will und welche ihm wirklich wichtig sind.
Vielleicht ist es für ihn eben überhaupt nicht wichtig, dass er seine Körperpflege allein bewältigen kann, da er vielleicht ne tollere Pflegerin hat oder ne tolle Frau die das ja so toll machen und er sich damit wohl fühlt wie das ist (ob die das so sehen müsste man dann evtl noch mal mit dem "erweiterten Klienten" sehen, aber du bekommst einen Partner wahrscheinlich gar nicht zu Gesicht)
Wenn er wirklich keine alltäglichen Ziele benennen kann würde ich eigentlch sagen ist er in der Ergo falsch und dann wäre es überlegenswert ob ihr das ganze nach der Verordnung einfach beendet. Achtung: sprech das mit deinem Chef ab, es kann natürlich sein, das der gerne seinen Langzeitpatienten behalten will, dann muss man sich evtl langfristig überlegen ob du ihn in der Praxis abgibst.
Du kannst das ganze dem Arzt auch im Bericht so reflektiert wiedergeben, dass der Patient keine konkreten Ziele benennen konnte und kein interesse an alltagsnaher Therapie zeigt und du auf dieser Basis nur etwas an den Funktionen arbeiten kannst, um diese zu erhalten.
4. Juni 2017 19:25 # 3
Registriert seit: 15.03.2003
Beiträge: 944

Hallo,
mit einem ALS Patienten zu arbeiten kann sich von heute auf morgen ändern... da gibt es sehr unterschiedliche Verläufe....
Insofern würde ich seine gewählten Ziele akzeptieren, da er weiß er kann nichts wirklich mehr verbessern... Das Verschlechtern von Fähigkeiten höchstens aufhalten, mehr geht da nicht. Es gibt definitiv Grenzen unserer Möglichkeiten. Ich habe einen ganz tollen Film, den ich da nur empfehlen kann... aber da braucht ihr Taschentücher.... ist keine leichte Kost. Eine wunderbare Doku über ALS, von Lars Pape/ Schürmann. Näheres per PN.
Gruß Sabine::smile::
"Die Kunst ist, den Kindern alles, was sie tun oder lernen sollen, zum Spiel zu machen."
John Locke
Optionen:

nach oben scrollen