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Replantation des Daumens, EPL Rekonstruktion

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17. Juli 2017 19:51 # 1
Registriert seit: 17.07.2017
Beiträge: 1

Hallo liebe Kollegen,

ich habe einen BG Fall.
Patient hat Amputation des Zeigefingers, sowie Teilamputation des Daumens mit traumatischer Ruptur der EPL Sehne.
Der DAumen wurde replantiert und die EPL Sehne wieder rekonstruiert.

Patient bekommt vom Sanitätshaus jetzt die Kleinert - Schiene.
Solche Extremfälle hatte ich leider noch nicht in der Therapie ::blush::

Habt ihr Tipps / Anregungen für die Behandlung ?::unsure::

VIele Grüße

18. Juli 2017 07:39 # 2
Registriert seit: 20.12.2011
Beiträge: 125

Hallo Jolle88,

Im Nachbehandlungsschema des Handchirurgen findest du die Zeit-Vorgaben für die dynamische Nachbehandlung (wie lange die Schiene getragen werden soll; wann aktive Bewegung erlaubt ist etc.). In der Kleinert-Reverse-Schiene sollte dein Pat 10x/Stunde aktiv den Daumen flektieren und ihn dann passiv durch die Zügelung wieder in Extension ziehen lassen. Die dynamische Behandlung beugt Verklebungen der EPL-Sehne mit dem umliegenden Gewebe vor. In der Behandlung bewegst du die Gelenke unter Entlastung der Sehnennaht passiv durch, behandelst die Narben und wendest lymphaktivierende Techniken an. Zwischen dem 10-14. Tag postop ist die mechanisch schwächste Phase der Sehne (die Rerupturgefahr ist dann am höchsten), also besondere Vorsicht bei der Mobilisation in dieser Phase.
Sobald die aktive Bewegung freigegeben ist, darf der Patient auch aktiv extendieren (ohne Widerstände, die Sehne ist zwar bewegungs-, aber noch nicht belastungsstabil). Entsteht ein Extensionsdefizit sollte die Priorität der Übungen auf die Extension gelegt werden, weniger auf die Flexion. Die Belastung kann i.d.R. ab der 8. Woche langsam gesteigert werden. Voll belastbar ist die Sehne nach 12 Wochen.

Viele Grüße & viel Erfolg mit dem Patientem
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18. Juli 2017 07:41 # 3
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Jolle,

in dem Fall Deines Patienten solltest Du Dich an das Nachbehandlungsschema des Chirurgen halten. Nur er kann einschätzen, welche Sehne er wie stabil hat nähen können, was dann das Schema bedingt. So der Patient keines mitbekommen haben sollte, nimm unbedingt Kontakt zum Chirurgen auf, um das abzuklären. Du hast hier zwei Strecksehnennähte und ein bis zwei Beugesehnennähte (abhängig davon, ob FDS und FDP rekonstruiert wurden oder nur die FDP-Sehne) sowie die Sehnennähte der intrinschen Muskulatur. Dazu kommen insbesondere beim Zeigefinger noch die Nähte der Nerven und Blutgefäße. Bei Nervennähten sagt man in der Regel, dass diese 10-21 Tage lang keinen Zugbelastungen ausgesetzt werden dürfen.
Was die Kleinert-Schiene aus dem Sanitätshaus anbelangt, wirst Du in Anbetracht des Nachbehandlungsschemas des Arztes dann erst überprüfen müssen, ob die Fertigorthese wirklich sitzt und ihren Zweck erfüllt. Es kann nämlich sein, dass für den Daumen eine Kleinert-Reversed und für den Daumen eine Kleinert benötigt wird oder auch beide Kleinert-Reversed (Das hängt von den verwendeten Nahttechniken ab). Im Zweifel musst Du da leider so lange nerven, bis das Teil entweder richtig sitzt oder aber doch eine individuelle Schienenversorgung durch einen Schienen bauenden Ergotherapeuten durchgeführt wird.

Die allgeimen Richtlinien zur Nachversorgung wären in Kürze:
- Nachbehandlungsschema des Chirurgen beachten!!!
- kein Zug auf die Nervennaht für 10-21 Tage
- Sehnen heilen im Gleiten, brauchen also Bewegung, die man aktiv/passiv (abhängig von der Belastbarkeit der Sehnennaht) in die Therapie integrieren muss und dem Patienten sein Heimübungsprogramm vermitteln muss
- man behandelt aus der Schiene heraus, das heißt die Schiene wird für die Behandlung abgenommen
Zusätzlich sinnvoll:
- Narbenbehandlung
- Lymphaktivierende Techniken

Es tut mir leid, dass ich hier nur so schwammig antworten kann, doch hängt die Nachbehandlung einfach von der OP-Technik des Chirurgen und seiner Einschätzung der Strukturen ab, dass für mich keine allgemeingültige Antwort auf die Frage möglich ist.

Liebe Grüße
R.Groth
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