Hallo,
Ich arbeite Teilzeit in einer Praxis mit motorisch-funktionellen Schwerpunkt, d.h. wir haben sehr wenig Kinder in der Ergo. Nun bin ich ganz neu in der Pädiatrie. Mein 1. Therapiekind (8 Jahre, 2. Klasse, ADHS) kommt, da er Probleme in der Schule/Gruppe hat. =Konzentration, selektive/geteilte Aufmerksamkeit, Regeleinhaltung, Kritikfähigkeit. In Einzelsituation treten diese Probleme nicht auf. Auch in den bisherigen Einheiten zeigte er eine super Handlungsplanung und Selbstinstruktion, sogar mit lautem Denken ohne dass er MKT vorher kannte. Von Konzentrationsproblemen oder motorischer Unruhe war nicht zu bemerken... Konflikte bzgl. Regeln/Kritik gab es bislang auch nicht, er ist ein interessiertes, intelligentes und.höfliches Kind. Auch fordert er keine übermäßige Aufmerksamkeit von mir.
Laut Eltern treten diese Probleme nur in Gruppen auf. Jetzt können wir jedoch keine Gruppe anbieten. Ich bekam den Ratschlag, z.B. am PC zu arbeiten während er MKT Arbeitsblätter bearbeitet. Das finde ich jedoch wenig wertschätzend gegenüber dem Kind.

Habt ihr Ideen? P.S. Die bisherigen Einheiten "verkaufe" ich nicht als MKT selbst, sondern nutze nur einige Aufgabenblätter daraus.

Versuch doch mal ihn während der Durchführung von Aufgaben abzulenken. Du sagst ihm vorher, was er für eine Aufgabe zu lösen hat und sagst ihm, er dürfe, nachdem Du "Los" gesagt hast, nicht auf Dich reagieren. Dann fängst Du an, Geräusche zu machen, Witze zu erzählen, auf alle möglichen Arten zu versuchen, ihn abzulenken. Er darf erst wieder auf Dich reagieren, wenn Du "Stop" sagst. Für jede Ablenkung gibts einen Ablenkungspunkt, nach der Übung besprecht ihr das. Ich mache das in der Gruppentherapie – die Kids lieben das und fragen oft danach. Langfristig macht jedoch für Deinen Patienten eher eine Gruppentherapie Sinn, denke ich.

Viel Spaß!
Karsten

Zitat / Kwick_Kiwi hat geschrieben:

Auch fordert er keine übermäßige Aufmerksamkeit von mir.

Ich habe keine Ahnung von MKT- aber von ADHS ;)
und da sprang mir dieser Satz ins Auge.
Dir ist klar, das "Aufmerksamkeitsdefizit" NICHT bedeutet, das (viel/übermäßige) Aufmerksamkeit eingefordert wird, sondern es an der Aufmerksamkeit (in unterschiedlichen Bereichen und Situationen) mangelt? Ich denke schon---o.g. Formulierung hat mich aber dazu gedrängt, das nochmal klar zu schreiben

Hallo Kollegin,
zunächst würde ich mir die Situation, in denen er offentsichtlich Schwiegigkeiten hat einmal anschauen. Integration ins soziale Umfeld!
Geh in die Schule , beobachte dort auch in der Pause, rede mit der Lehrerin. Sollte tatsächlich nur die geteilte Aufmerksamkeit sein Problem sein, so wäre ein Gruppentraining eben doch das Mittel der Wahl, Bei so einem kluge Kind aber eher das Attentioner - dann gilt eben auch mal ein Kind in einer andere Praxis zu vermitteln, die eben das anbieten kann.
Das gleiche gilt für Auffälligkeiten in den sozialen Kompetenzen, hier wäre das EST mein Mittel der Wahl. Als Einzeltherapie bei ADHS würde sich wenn eher das Programm von Britta Winter anbieten, da hier eben auch sehr viel Elterarbeit stattfindet. Vergiss nicht, daß bei Kindern mit ADHS die ganze Familie miteinbezogen werden muss und oft ein Elternteil auch betroffen ist.

@ Fine 43:
"Geh in die Schule , beobachte dort auch in der Pause, rede mit der Lehrerin. "
– Wer bezahlt das? Ich könnte das in meiner Praxis nicht leisten.

Gruß, Karsten

Zitat / KW hat geschrieben:

@ Fine 43:
"Geh in die Schule , beobachte dort auch in der Pause, rede mit der Lehrerin. "
– Wer bezahlt das? Ich könnte das in meiner Praxis nicht leisten.

Gruß, Karsten

Mich wundert deine Frage, denn du bist doch eher ein "alter Hase".
Das kannst du auf dem Rezept mit Rücksprache des Arztes abrechnen.
Je nach Kasse sind die 2-3 Behandlungseinheiten a 45 Minuten plus Fahrtkosten abrechenbar. Deine Praxisleitung muss das wissen!
Sie werden entweder als 10-te Einheit mit dem Hinweis Integration ins soziale Umfeld oder 10-13 Einheit auf einem 10-ner Rezept abgerechnet, da dies nach Bundesland und Kasse unterschiedlich ist sollte deine Leitung dir dies sagen können.
Dass, so ein Besuch gut vorbereitet seien sollte, steht auser Frage. Dies ist jedoch auch als Qualität der Praxis zu betrachten.
Praxen, die eng mit Schulen und Lehreren wertschätzend zusammenarbeiten bekommen auch von denen Empfehlungen!

Hi Fine43,

die Verschreibungsmöglichkeit ist mir bekannt. Ich bin selber meine eigene Praxisleitung ;-)

Für mich würde das bedeuten, mindestens 3 andere Patienten abzusagen für die Zeit des Schulbesuchs. Und da mein Hauptklientel aus Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen besteht, wäre das allein nicht zu wuppen. Schon Telefongespräche mit Lehrkräften sind ein termin-logistischer Aufwand ...

Idealbehandlung und wirtschaftlichkeit sind oft nicht miteinander vereinbar. Leider.

Gruß, Karsten

Danke für die Tipps!
So gut das mit dem Schulbesuch auch klingt, es ist nicht umsetzbar. Ich werde aber bald Rücksprache mit der Lehrerin halten. Es zeigen sich immer mehr Auffälligkeiten in Graphomotorik und Koordination - deswegen kombiniere ich momentan das alles mit den MKT Blättern.
Britta Winter werde ich mir mal ansehen und auch der Tipp mit dem ablenken ist gut. :)
Bisher ist er immer noch das liebste Kind der Welt und zeigt keine der von Eltern und Schule beschrieben Probleme, bis auf die Konzentrationsspanne.