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Wie Kapselverletzung/ Luxation noch behandeln ????

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15. Oktober 2017 21:34 # 1
Skrölli
Skrölli
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 27

Liebe Handtherapeuten ,

habe derzeit einen Patienten nach traumatischer Luxation

Finger ist beim Handballspielen vom Ball getroffen worden und im PIP nach ulnar luxiert ..... Finger wurde in der Notaufnahme wieder repositioniert und für 2 Wochen ruhiggestellt...dann mit 8er Schlaufe versorgt.....
Der behandelnde Orthopäde hat nach Rücksprache ein MRT veranlasst (vorher nur Röntgen) um Begleitverletzungen auszuschließen ....

Aktuelle Diagnose :

Kapselruptur
Ausriß der palmaren Platte
Ringbänder , Beugesehne, Strecksehne sowie Seitenbänder intakt

Der Finger ist nach wie vor in Gelenknähe sehr dick und schmerzhaft, aktive Beugung stark eingeschränkt , passiv etwas besser aber auch stark eingeschränkt ( habe gemessen aber leider die Gradzahlen grade nicht zur Hand )
Ich weiß das die Kapsel eine sehr lange Turnover-Zeit hat ......
Allerdings reagiert der Finger kaum auf die klassische Kapselbehandlung und entstauende Maßnahmen
Lymphdrainage wurde ebenfalls verordnet und bringt keinen nennenswerten Effekt ....

Der Patient wechselt derzeit zwischen Achterschlaufe und statischer Lagerungsschiene ( wenn die Schmerzen zu stark werden)
Welche weiteren Behandlungsansätze gäbe es noch ,,,,, wie würdet ihr vorgehen ????::confused::

Der Patient ist noch sehr jung und braucht seine Finger für die Arbeit, außerdem hat er sehr große Angst vor einer möglichen bleibenden Bewegungseinschränkung ......

Vielen Dank im Vorraus
Skrölli ::thumbup::






16. Oktober 2017 10:11 # 2
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Skrölli,

bei einer Luxationsverletzung nach Ulnar hin, mag ich diesem MRT-Befund nicht glauben, dass die Collateralbänder radialseitig intakt sind. An Deiner Stelle würde ich daher eine Instabilitätstestung in endgradiger Extension des PIP durchführen.

Wenn ich das nun richtig lese, ist die Verletzung nun mindestens 2 oder 3 Wochen alt, richtig? Das Problem bei solchen Verletzungen sind die Einblutungen ins Gewebe. In größeren Bereichen des Körpers stellen sie ein weit geringeres Problem dar als gerade am Finger. Das langsam gerinnende Blut sorgt dort für Verklebungen der Verschiebeschichten sowohl zur palmaren Platte hin als auch zwischen den Beugesehnen und zum Ringbandsystem. Das führt dann zu deutlichen Bewegungseinschränkungen. Der Sehnengleitweg zwischen den beiden Beugesehnen ist auf der Höhe gerade noch ausreichend, um diese zu lösen. Zwischen der Suberficialissehne und der palmaren Platte wird das schwierig bis unmöglich.

Manuelle Therapie mit Traktion in den Stufen 2 und 3 ist bei Instabilitäten des Kapsel-Band-Apparates kontraindiziert. Was die Kapsel aber braucht, um die Verletzung sinnvoll ausheilen zu lassen, ist Bewegung. Die brauchen auch die häufig auftretenden Verklebungen durch die Einblutungen. Daher würde ich aktive Bewegung anraten, da dabei die Flexorensehnen den größten Gleitweg erfahren. Dazu Übungen für die intrinsische Muskulatur (Mm. interossei und Lumbricales) zur weiteren Stabilisation und Führung des Gelenks. Ggf. leichte Traktion (nicht mehr als Stufe 1 also Lösen der Gelenkflächen voneinander). Wichtig ist eine Anleitung des Patienten zu Eigenübungen. Jede Wache Stunde die Übungen aktiv durchführen. Die Nutzung der Lagerungsschiene sollte der Patient langsam abbauen, wenn es von den Schmerzen her geht.

Die Schwellung wird der Patient erfahrungsgemäß noch eine ganze Weile haben. Das kann durchaus zwei Jahre dauern, bis das Gelenk seine normale Form zurück hat.

Soweit erst einmal meine Ideen. Ich hoffe, sie helfen Dir weiter.
Liebe Grüße
R.Groth
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16. Oktober 2017 14:21 # 3
Registriert seit: 22.10.2011
Beiträge: 320

Zitat / R.Groth hat geschrieben:


An Deiner Stelle würde ich daher eine Instabilitätstestung in endgradiger Extension des PIP durchführen.

Liebe Grüße
R.Groth


Um damit die palmare Platte wieder abzureißen? ::scared::
Dominik Simon
Ergotherapeut / Handtherapeut DAHTH



16. Oktober 2017 22:23 # 4
Skrölli
Skrölli
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 27


Hallo Fr. Groth

Vielen Dank für die ausführliche Antwort .... ::thumbup::
Danke für das Teilen von so viel Fachwissen
Werde mir die Antwort zu Herzen nehmen und mein weiteres Behandeln nochmal reflektieren ....

Wie wäre das weitere Vorgehen bei einer positiven Instabilität ???
Operationsindikation wie beim Skidaumen ???

@ d. simon
Auch ihre Vorschläge zur weiteren Behandlung hätten mich intressiert ::blush::
Aber ich werde das Gefühl nicht los das es bei dem Beitrag nur um AfH /DATH geht .... das hilft meinem Patienten und mir leider nicht weiter

Vielen Dank
Skrölli

16. Oktober 2017 22:53 # 5
Registriert seit: 22.10.2011
Beiträge: 320

Geändert am 17.10.2017 07:49:00
Hallo Skrölli,

nö dieses mal geht es mir nur um die palmare Platte.
Wenn du den Test so wie Frau Groth vorschlägt durchführst wirst du die Platte (falls sie sich schon etwas verbunden haben sollte) abreissen (falls nur eine Teilruptur der Platte vorliegt läufst du Gefahr diese vollends zu zerrissen)

Als Therapeut sollte man seine Hypothesen immer genau abwägen und vor allem alle Informationen beachten. Für Frau Groth war die wichtige Info die verletzte Kapsel. Diese ist aber die sekundäre Verletzung.
Wichtigste Info für mich ist der Abriss der Palmaren Platte. Hier wäre es noch wichtig zu wissen ob knöcherner Ausriss oder reine Zerreißung der selbigen.
Bei letzterem ist ein konservativer Weg eher fraglich.
Bei einem knöcherner Ausriss sollte eine Fingerschiene von dorsal mit Blockung des PIP in max. 10° Flexion angebracht werden. Diese erlaubt dann freie/aktive Flexion und Extension bis zur Blockung. So schlägst du 2 Fliegen mit einer Klappe. Die Kapsel wird bewegt und kann so entsprechend ausheilen und die palmare Platte wird wieder anwachsen.

Falls der Finger bis jetzt immer in eine Extensionsstellung gekommen ist konnte die palmare Platte natürlich noch nicht wieder anwachsen, was die Schmerzen und die Schwellung erklären würde.

Versorge den Patienten also mit solch einer Schiene und die Platte kann anwachsen. Braucht allerdings 4-6 Wochen wenn knöcherner Ausriss. Bei einer reinen Ruptur sollte ein Handchirurg dazugezogen werden.
Ich habe solche Verletzungen fast ein Mal die Woche in meiner Praxis und bin mit diesem Procedere mehr als gut vertraut.

Viel Erfolg mit deinem Patienten
Dominik Simon
Ergotherapeut / Handtherapeut DAHTH



17. Oktober 2017 16:54 # 6
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Skrölli,

bevor ich hier völlig falsch verstanden werde, sollte ich wohl richtigstellen, dass ich ein vorsichtiges Testen in Extension meinte. Bei einer Schwellung, wie sie beim Patienten beschrieben wurde, ist diese in der Regel nicht vollständig möglich. Der Kapselbandapparat ist dann aber schon allein durch die Kapselschwellung auf Spannung, so dass man nicht mehr deutlich in Extension bewegen muss. Dann ist bei der Kollateralbandtestung zu erwarten, dass das radiale Seitenband ebenfalls verletzt wurde.
Sollte der Patient noch nicht bei einem Handchirurgen gewesen sein, wäre anzuraten, dass er bei einem solchen vorstellig wird. Für die konservative Nachbehandlung käme neben den Ratschlägen von Herrn Simon noch hinzu, dass die seitliche Führung im Gelenk während der Bewegungen gewährleistet sein muss.

Beste Grüße
R.Groth
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17. Oktober 2017 22:36 # 7
Skrölli
Skrölli
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 27


Hallo , danke für eure Antworten .....::thumbup::



Das das Kollateralband nichts abbekommen hat bezweifle ich beim Verletzungshergang auch ....
allerdings haben das 2 Ärzte unabhängig anhand der MRT Bilder keinen Befund gestellt.

Pat. holt sich auf Anraten jetzt noch mal eine Zweitmeinung bei einem Handchirurgen
Mal sehen was da rauskommt.......

Danke Skrölli

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