Anzeigen:
Sie sind hier: Forum >> Ergotherapie-Forum >> Fachbereich Orthopädie/Traumatologie >> Fallhand und Schienenverordnung

Diskussionsforum

Fallhand und Schienenverordnung

Optionen:
29. Oktober 2017 12:44 # 1
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Zu meinem Fall. Patient ging ins Bett und legte sich auf dem Arm. Nach dem Aufwachen hatte der Patient eine Fallhand, die nun seit ca 2 Wochen besteht. Der Patient konnte vorher seine Hand nur in die Nullstellung bringen. Jetzt sind ca 10 Grad Dorsalextension möglich. MCPS kann er nicht ganz in Extension bringen. Es fehlen ihm ca 10 Grad bis zur Null Stellung. Abduktion der Finger möglich aber noch schwierig.
Er bekam schon eine Schiene vom Sanitätshaus. Die hatte ihm schon seine Hausärztin verordnet. Nun wurde jetzt auch noch eine Ergotherapeutische Schiene verordnet. So steht es auf dem Rezept. Jetzt meine Frage würde es Probleme geben mit dem Kostenträger, wenn er schon eine Schiene vom Sanitätshaus hat. Die Schienenversorgung vom Sanitätshaus ist ne Katastrophe. Ich habe mir die Schiene angeschaut und ich weis beim besten Willen nicht was diese bringen soll. Und der Patient ist auch der Meinung, dass ihm die Schiene vom Sanitätshaus nix bringt. Wobei der Patient auch keine Radialisersatzschiene haben möchte.
Mittlerweile kann er seine Hand wieder im Alltag immer besser einsetzen. Die Fallhand wird eher nach längerer Belastung wieder schlechter, wenn er lange genug Pause macht, dann kann er auch seine Hand besser in Dorsalextension bewegen, so wie seine Finger gehen nach einer gewissen Zeit auch wieder besser zu strecken.
Nervenleidgeschwindigkeit wurde auch schon gemessen, die war unauffällig.
Es ist auch die Frage ob er wirklich noch eine Radialisersatzschiene bräuchte. Er kann das Handgelenk in Dorsalextension Entgradig bringen, wenn er vorher seine Hand zur Faust schließt. Wenn dann würde ich bei ihm eher eine Statische Schiene anbringen wollen, da er ja seine Finger in Extension bringen kann bzw er nur ein kleines Defizit dabei hat und er mit der Statischen Schiene ja auch im Alltag zurecht kommen würde. Wobei ich noch mal mit dem Arzt Rücksprache noch mal halten werde. Da es schon mal vorgekommen ist, dass ich ne Schienenverordnung hatte und der Patient schon so eine Schiene wie vom Arzt verordnet schon vom Sanitätshaus bekommen hatte und ich auch echt nix bezüglich der Schienenversorgung vom Sanitätshaus auszusetzen hatte. Allerdings war dies so wie so ein Privatpatient gewesen. Da hatte ich auch schon mal beim Arzt angerufen, weil ich nicht wusste was für eine Schiene er den haben möchte. Da hieß es ja er hat doch schon eine Schiene bekommen.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
30. Oktober 2017 10:36 # 2
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Kukdiehe,

das sind einmal ganz unterschiedliche Fragen, die Du da stellst. Zum einen ist es so, dass die ergotherapeutische Schienenversorgung auch dann noch möglich ist, wenn der Patient bereits eine Schiene aus dem Sanitätshaus erhalten hat. Insbesondere dann, wenn die Fertigorthese für den Patienten nicht geeignet ist und ihren Zweck nicht erfüllen kann.

Beim Schienenbau an sich gilt es sich zunächst einmal immer zu fragen, welchen Zweck soll die Schiene erfüllen? Was ist das für eine Art von Schiene? Bei einer Radialisersatzschiene (gleich ob nun statisch oder dynamisch) spricht man von einer Funktionsersatzschiene. Sie hat die Aufgabe, die ausgefallene und nicht inervierte Extensorenmuskulatur für Handgelenk und/oder Finger zu ersetzen. Sie schützt zudem vor Überdehnung bzw. Verkürzung inerter und kontraktiler Strukturen.

Wenn Dein Patient nun bereits wieder über Funktion verfügt, musst Du Dir also völlig zu Recht die Frage stellen, ob er die Schiene so noch benötigt. Du beschreibst, dass der Patient sowohl sein Handgelenk als auch seine Finger wieder extendieren kann, wenngleich auch noch nicht mit voller Kraft und voller Ausdauer. Nun musst Du sehen, inwieweit es möglich ist, einen Bogen vom muskulären Aufbau mittels Training bzw. Nutzung der Muskulatur zur Belastung und dem kontinuierlichen Einsatz im Alltag zu schlagen.

Es wäre möglich, das Handgelenk komplett aus der Schiene heraus zu halten und nur den Fingern noch eine dynamische Führung zu geben. Link oder Link

Desweiteren wäre es möglich, dem Handgelenk ein wenig Unterstützung zu geben, aber eben einen Teil der Bewegung noch aus der Muskulatur zu holen, was in der Art Link oder mittels einer Zügelung mit einem Theraband möglich wäre.

Du merkst, dass es viele Abstufungen gibt und es nun an Dir und Deinem Patienten liegt, abzuschätzen wie viel und welche Unterstützung er zu Bewältigung seines Alltags benötigt. Die Muskulatur soll schließlich gefordert, aber eben nicht überfordert werden.

Vielleicht haben Dir meine Gedanken dazu, ja schon ein wenig weiterhelfen können.
Liebe Grüße
R.Groth
www.handakademie.de
www.facebook.com/Handakademie
twitter.com/Handakademie
www.instagram.com/hand_therapy/
30. Oktober 2017 12:29 # 3
Registriert seit: 15.03.2003
Beiträge: 944

ich kann dich leider nur anfangs verstehen, später weiß ich nicht mehr, was du sagen willst.....
grübel....
"Die Kunst ist, den Kindern alles, was sie tun oder lernen sollen, zum Spiel zu machen."
John Locke
31. Oktober 2017 09:34 # 4
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Geändert am 31.10.2017 09:48:00
Ja vielen Dank R.Groth. Ich denke mal wenn dann würde ich die eine Variante mit dem Handgelenk wehlen. Also der 3. Vorschlag würde am ehesten passen. Ich werde das dann so mit meinem Patienten am Donnerstag besprechen, da sehe ich ihn ja wieder. Wie sieht die Unterstützung mit dem Theraband aus? Das wäre auch eine Möglichkeit . Schienenverordnungen kommen so gut wie garnicht bzw. sehr selten vor. Hast du ein Schnittmuster zu dieser Schiene. Ich schau mal im Katalog nach den ich mal von der Afh bekommen habe.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
1. November 2017 22:26 # 5
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Kukdiehe,

es handelt sich um das Grundkonstrukt der statischen dorso-palmaren Schiene. Diese versieht man mit einem Quetschgelenk, um Bewegung im Handgelenk in der Schiene zu ermöglichen. Anschließend bekommt sowohl der distale als auch der Proximale Anteil der Schiene eine Halterung für die Befestigung des Therabandes.
Die Stärke des Bandes gibt dann die Unterstützung für die Handgelenksextensoren vor. Je nach eigener muskulärer Führung kann somit das Band ausgetauscht werden.

Ich hoffe, das hilft dann weiter
Liebe Grüße
R.Groth
www.handakademie.de
www.facebook.com/Handakademie
twitter.com/Handakademie
www.instagram.com/hand_therapy/
2. November 2017 11:29 # 6
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Hallo ich wollte mich noch mal melden. Das mit der Schiene hat sich erledig. Der Patient ist der Meinung, dass er keine Schiene bräuchte und er im Alltag auch so wunderbar zurecht kommen würde. Die Funktion der Hand hat sich noch mal wesentlich verbessert. Ich habe auch fest gestellt, dass wir auch um einen Kostenvoranschlag nicht drum herum gekommen wären.
Jetzt ne frage, da der Patient keinen Sinn sieht bezüglich überhaupt Schienenversorgung und auch nicht in diesem Model was ich mir für meinen Patienten anfangs habe ausgedacht habe. Heist Schiene die nur so ein bisschen Unterstützung geben soll, damit es nicht zu einer Überlastung kommt, fällt ja die Schiene weg. Muss ich da dann das Rezept umändern lassen oder rechne ich einfach die Schiene nicht mit ab.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
5. November 2017 08:39 # 7
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Kukdiehe,

um sicher zu gehen, dass die Krankenkasse bei der Abrechnung keine Schwierigkeiten macht, würde ich das Rezept lieber ändern lassen. Eigentlich könnte man es vermutlich auch ähnlich behandeln wie ein abgebrochenes Rezept, aber man weiß ja nie, was Sachbearbeiter in der Krankenkasse gerade für Dinge akzeptieren und was nicht.

Liebe Grüße
R.Groth
www.handakademie.de
www.facebook.com/Handakademie
twitter.com/Handakademie
www.instagram.com/hand_therapy/
31. Januar 2018 10:54 # 8
Registriert seit: 09.02.2015
Beiträge: 2

Hallo,
ich bin eine Patientin, der genau das gleiche widerfahren ist.
Mein Arzt und meine Therapeutin haben mir damals gesagt, dass eine Schiene nicht infrage käme, da die Muskulatur daduch noch mehr atrophieren würde.
Daher habe ich mir in der Apotheke eine Bandage gekauft, die ich zeitweise getragen habe.
Nach 3 Monaten kam die Muskulatur zurück und ich habe heute keinerlei Beschwerden mehr.
Was haltet ihr von dieser Auffassung...ich finde, sie hat ihren logischen Ansatz...
Das vielleicht als Gedankenanstoss..

Viele Grüsse

Nadine
31. Januar 2018 16:39 # 9
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Geändert am 31.01.2018 16:40:00
Hallo Nadinea,

bei einer komplett ausgeprägten Fallhand kommt es immer zu einer Atrophie der Muskulatur, da diese durch die Nerven nicht mehr angesteuert wird. Ohne diese nervale Ansteuerung wird sie nicht mehr genutzt und atrophiert. In solchen Fällen ist eine Schienenversorgung zwingend nötig, damit die Funktionsfähigkeit der Hand erhalten bleibt, bis der Nervus radialis die Handgelenks- und Fingerstrecker wieder ansteuern kann. Da hilft dann auch keine Bandage, die man hin und wieder einmal trägt.
Ich schätze, dass es in ihrem Fall eine Kompression des Nervens gewesen ist, die die Ansteuerung der Muskulatur abschwächte, aber eben nicht komplett unterbunden hat. Deswegen waren Sie nach einer recht kurzen Zeit auch wieder in der Lage, die Hand normal einzusetzen. Dieses große Glück haben allerdings bei weitem nicht alle Patienten mit einer Fallhand.

Viele Grüße
R.Groth
www.handakademie.de
www.facebook.com/Handakademie
twitter.com/Handakademie
www.instagram.com/hand_therapy/
1. Februar 2018 13:45 # 10
Registriert seit: 09.02.2015
Beiträge: 2

Geändert am 01.02.2018 13:56:00
Hallo R. Groth,

Danke für diese Antwort, sie war sehr aufschlussreich.
Es stimmt, bei mir handelte es sich um eine Kompression, aber ich konnte meine Hand weder heben, noch die finger spreizen, also gehe ich davon aus, dass die Ansteuerung der Muskulatur komplett ausgefallen ist.
Aber sehr interessantes Thema und ich bin Gottfroh, dass ich meine Hand wieder voll einsetzen kann und keinerlei Defizite mehr wahrnehmen kann.

Vielen Dank also für die sehr kompetente Antwort und Alles Gute Ihnen!

VG

Nadinea

Optionen:

nach oben scrollen