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Praktikum Geriatrie/Neurologie

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4. November 2017 12:41 # 1
Registriert seit: 20.08.2017
Beiträge: 61

Hallo ihr Lieben,

ich hoffe, ihr könnt mir gegebenenfalls helfen. Ich bin gerade im Praktikum in einem Seniorenheim und habe nun meinen ersten "eigenen" Bewohner. Da meine Dozentin ein Engel ist, habe ich auch bald schon die Sichtstunde und mache mir jetzt Sorgen, dass ich eventuell etwas falsch mache. (Immerhin kann ich mir jetzt nur noch eine Woche Zeit lassen, bis ich ihn fertig befundet haben muss usw.)

Dementsprechend würde ich mich freuen, falls jemand mir ein paar Hinweise geben könnte.

Zum Bewohner: Er hatte einen Unfall in seiner eigenen Wohnung erlitten, bifrontale Schädeldachfraktur mit darausresultierender Subarachnoidalblutung.

Symptome sind Hemiparese links, die distal schon fast einer Hemiplegie gleicht, essentieller Tremor und Pflegebedürftigkeit. Er hat in der OEX links starke Schmerzen (vor allem bei Positionierung) aber nach distal eine starke Sensibilitätsstörung (kalt/warm funktioniert bis Mitte des Unterarms, an der Hand spürt er nur Schmerzreize) Er ist bettlägrig, in den Pflegerollstuhl kann er täglich nicht wesentlich länger als 15 Minuten, da er sonst starke Schmerzen vom Steiß aus verspürt.

Kognitiv und psychosozial befunde ich derzeit; bisher erscheint er mir situationsbedingt etwas desorientiert (er ist bettlägrig und hat wenig Abwechslung, also erscheint es mir fast schon normal, dass er ab und an mal den Wochentag vertauscht), seine Sprache ist verwaschen (er hatte Logo, weil Schluck-, Ess- und Sprechstörung, aber sehr gute Erfolge erzielt), er ist kommunikationsfreudig,und wird vom PP als ein sehr angenehmer Mensch empfunden. Er ist schon beinahe übermotiviert (habe links mobilisiert und dabei Finger am Puls gelassen -- er hat erst zugegeben, dass er Schmerzen hat, als ich ihn auf seinen erhöhten Puls angesprochen habe).

Nun bin ich mir bei der Therapie nicht ganz sicher.

Mein Denken ist -> zuerst natürlich immer ein wenig mobilisieren, Kontrakturprophylaxe etc. Das wäre ja auch eine Sache, die ich zu Beginn jeder TE machen könnte. Das Praktikum soll aber neuropsych/neurophys gestaltet sein, dementsprechend bin ich da bei seiner Symptomatik bei Sensibilisierung, oder? (Nach dem Denken, "Was man nicht spürt, kann man auch nicht bewegen.")

Nur, ich hatte leider noch gar nichts im Unterricht dazu und suche jetzt schon verzweifelt, was der "höchste" Reiz ist, mit dem ich anfangen darf/wie lange/wo ich anfange (also ob Schulter (wo er noch viel spürt) und dann hinab zur Hand, oder andersherum), usw. -- Dazu fällt es mir dabei auch schwer, Feinziele zu formulieren. :/ Würde man sagen, "Der Patient nimmt [Reizstärke N] wahr." ? Und was, wenn das so schnell doch noch gar nicht geht?

Wenn ich mir ansehe, was er für ein Kämpfer ist (er kam eigentlich zur Palliativbegleitung in die Einrichtung) und seine Symptome sehe, denke ich, müsste bei ihm viel mehr gemacht werden, als nur neuropsych, nur mot-fkt, etc. Eigentlich bräuchte er eine richtige Reha. :/ Zum Beispiel würde ich gerne auch ein paar Ziele formulieren, die über den Bereich neurophys/neuropsych hinaus gehen, aber soweit ich das verstanden habe, sollen wir das nicht.

Ich hoffe, ihr könnt mir vielleicht ein paar Hinweise/Links/Tipps geben und danke schon einmal allen, die meinen Roman hier gelesen haben, im Voraus!! :)

(Falls ich irgendwelche wichtigen Fakten vergessen habe, Sorry! Wollte nur nicht noch mehr schreiben :'D)
4. November 2017 13:01 # 2
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Hallo patricia,
erstmal Danke für deine ausführliche Darstellung deiner Frage und deines Patienten.
Nach welchen Konzepten wird in deiner Einrichtung behandelt?
Nach meiner Erfahrung würde ich bei diesem Patienten nach Perfetti arbeiten.
Sollte deine Anleitung keine Fortbildung zu Perfetti haben bräuchte ich dir hierzu keine weiter Empfehlung geben, da du Supervision von ihr haben müsstest.
Aber egal wie für mich käme hier nichts anderes in Frage.
Nachfragewürdig finde ich die Sprechstörung bei einer Hemiparese li? Bei Logopädin nachfragen um was es sich dabei genau handelt.
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
4. November 2017 13:40 # 3
Registriert seit: 20.08.2017
Beiträge: 61

Erst einmal: Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort!

Kurz zu der Sprachstörung: Nach seinem Unfall wurde damit gerechnet, dass er bald versterben würde, weil so große Areale seines Gehirns betroffen waren. (Er wurde wohl erst 7 Stunden nach dem Sturz gefunden) Es gibt aber in der Akte, auf die ich Zugriff habe (also die auf dem PC) keine weiteren Informationen zu den betroffenen Bereichen (die SAB war, soweit ich das den Akten entnehmen kann, bifrontal und hochparietal, aber die genauen Zentren kann ich leider nicht nennen), keine Infos zu Logo und Physio, etc. Auf dem Bereich sind wohl seine sonstigen Akten, z.B. auch Arztbriefe - davon habe ich aber von der Pflegeleitung bisher nichts bekommen. Meine Anleiterin meinte, sie kümmert sich darum. Ich hoffe ja, dass sie Montag etwas Zeit dafür findet.

Ein wirklich übergreifendes Pflege- oder Behandlungskonzept habe ich bisher noch nirgendwo effektiv gesehen. Natürlich hustet man immer mal von Krohwinkel oder Bobath, aber darüber hinaus sieht es eher kahl aus.

Meine Anleiterin ist hauptsächlich in drei "Bereichen" eingeteilt: Einmal Hirnleistungstrainings als Gruppenangebote (drei Mal in der Woche), dann ADL-Training an zwei Tagen, und dann in den Einzelangeboten noch, aber die sind im eher motorischen Bereich. (Mobilisierung, Kontrakturprophylaxe, etc) Bei den stark ausgeprägten Demenzen nutzt sie basale Stimulation.

Perfetti habe ich aber von ihr noch nicht gehört. :/ Im Unterricht hatten wir das ebenfalls noch nicht. (Vermutlich, weil wir neurophysiologische BV noch gar nicht hatten.) -- Dazu muss man sagen, dass sie (die Anleiterin) das gerne anders handhaben würde, aber von der PDL noch so viele nicht-ergotherapeutische Aufgabenbereiche aufgedrückt bekommen hat, dass mehr eben gar nicht möglich ist. (Ich bin auch erst seit knapp zwei Wochen im Praktikum, und dort werden derzeit u.a. Andacht usw. geplant; es sind also auch suboptimale Zustände, unter denen das Team dort derzeit arbeiten muss und ich komme mir langsam schon fast blöd vor, weil ich alle bei ihrer Arbeit unterbreche, um Fragen zu stellen.. v_v)

M.E. wäre bei ihm eine richtige Reha wirklich sinnvoller. Auf dem Bereich geht er neben all den anderen Bewohnern einfach auch unter. :/ Aber nichtsdestotrotz hat er jetzt eben leider erst einmal nur mich. Und ich habe nicht den vollen Überblick darüber, was am Sinnvollsten für ihn wäre bzw. wie ich das am besten umsetze.
4. November 2017 15:14 # 4
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Geändert am 04.11.2017 15:15:00
Ob sinnvoll oder nicht, steht leider nicht zur Debatte, da er auf Grund seiner Pflegestufe keine Reha mehr bekommt.
Kennst du "geführte Bewegung nah Affolter"?
Hiermit könntest du Alltagshandlungen und Funktionen Anbahnen?
Deine Anleiterin sollte zumindest die Grundlagen dieser Konzepte aus ihrer eigenen Ausbildung kennen.
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
4. November 2017 16:10 # 5
Registriert seit: 20.08.2017
Beiträge: 61

"Deine Anleiterin sollte zumindest die Grundlagen dieser Konzepte aus ihrer eigenen Ausbildung kennen." - Das tut sie mit Sicherheit. Bin nur auf deine Aussage Re: Fortbildung ("Sollte deine Anleitung keine Fortbildung zu Perfetti haben bräuchte ich dir hierzu keine weiter Empfehlung geben, da du Supervision von ihr haben müsstest.") eingegangen. -- Werde mir Affolter definitiv anschauen. Dankeschön. :)

Meine Anleiterin ist sowieso auch wirklich wunderbar. - Ich wollte mich aber über das Wochenende mit so viel Quellen wie möglich befassen, weil es ja nicht nur an ihr liegt. Ich finde nur leider nicht das "Grundwissen" zur Sensibilisierung. Fertige gerade eine Liste an, um "Reizstärke" beim Bewohner dokumentieren zu können. (Also z.B. Vibrationsgerätstufen, Igelball bis hin zu Handtuch etc, oder auch Temperaturen) Ein Beispiel: Ulnar spürt er in der Hand nur Schmerzen in den Gelenken bei der Kontrakturprophylaxe. Warm, kalt, hart, weich, was auch immer kann er dort nicht differenzieren. Proximal am Ellenbogengelenk kann er warm/kalt und leichten/starken Druck differenzieren. -- Ich weiß nicht, was der stärkste Reiz ist, mit dem ich bei ihm an der Hand arbeiten kann. Auf einer Seite wurde Betroffenen empfohlen, mit einem "kleinen Holzhammer auf die betroffene Stelle [zu] schlagen" und ich dachte, ich falle aus allen Wolken. :'D Suche auch, aber vielleicht mit den falschen Schlagwörtern? *grübel emoji einfügen*

Dankeschön, dass du dir so viel Zeit für meine Situation nimmst!

4. November 2017 16:29 # 6
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Geändert am 04.11.2017 17:09:00
Das eigentliche Problem ist deine Genkweise.
Du denkst von Peripher nach Zentral, das Problem ist aber Zentral und dort ist auch der Ansatz, deswegen Perfetti oder bei multimorbiden Pat. mit zusätzlicher Demenz und Aphasie Affolter.
Ansonsten bieten sich eher Kompensationstechniken und Hilfsmittelversorgung, oder wie von dir genannt Kontrakturenprophylaxe an.
Welche konkreten Ziele hat er denn?
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
4. November 2017 19:57 # 7
Registriert seit: 20.08.2017
Beiträge: 61

Lese mich gerade in die Materie, werde jetzt also erstmal Mund halten, und schauen, ob da nicht schon einiges beantwortet wird, was ich sonst an Dich leiten würde. >_<

"Welche konkreten Ziele hat er denn?"

- Schmerz Schulter li reduzieren
- Sensibilität in Hand
- Restfunktion OEX li (rechts hat er "einfach so" nach einigen Wochen wiedererlangt, hat er mir mitgeteilt. Da lief zuvor keine Ergo oder Physio.)

Habe mir jetzt auf die Liste gesetzt, mit PP bezüglich voller Akte/Arztbrief zu sprechen, und den Physio (der war wohl letzte Woche da) und die Logo zu fragen, ob sie mir ein paar Infos zu ihren Behandlungen geben könnten.
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