Anzeigen:
Sie sind hier: Forum >> Ergotherapie-Forum >> Fachbereich Pädiatrie >> Schreibschrift

Diskussionsforum

Schreibschrift

Optionen:
 1 2
16. November 2017 16:18 # 16
Registriert seit: 10.09.2003
Beiträge: 43

Vertippt- sorry.
Aber hier nochmal eine genaue Begründung warum ich nach Informationen suche:
Icharbeite an einer Schule, wo das Klientel sehr schwach ist und der Migrationshintergrund hoch.
Die Schüler lernen derzeit zuerst die Druckschrift und danach die Schreibschrift.
Viele Schüler sind damit überfordert. Daher soll nun eine Schrift nicht mehr gelehrt werden.
Ich, als Ergo, wurde auch nach meiner Meinung dazu gefragt. Mein Erstgedanke war:
Wir müssen die Schreibschrift erhalten! Aber Warum eigentlich?
Kann man in den fließenden Bewegungen schneller schreiben als einer der die Druckschrift perfektioniert hat?
Sind dabei tatsächlich mehr Hirnareale aktiv? Lernt man dadurch tatsächlich besser und warum? Motorisch aktiv bin ich auch, wenn ich Druckschrift schreibe...,
Ich suche/ suchte eigentlich nur nach ein paar Fakten, die meine Meintung untermauern bzw.
Sinnige Begründungen für das Eine oder Andere....

Hilft das als Erklärung?😉
16. November 2017 20:42 # 17
Registriert seit: 03.01.2011
Beiträge: 383

Also ich kann das auch nicht mit Hirnarealen erklären oder so.
Aber meine Kollegin hat erzählt, das ihre beiden Kinder, aufgrund von Zeitmangel nur teilweise die Schreibschrfit gelernt haben (Regelschule, "normale" Klassen, aber sie sind wohl nicht zu potte gekommen). Jetzt sind sie beide auf weiterführenden Schulen und haben beide Schwierigkeiten mitzuhalten. Genauso wie die sonstigen Kindern aus deren Klasse. Sie können einfach nicht schnell genug schreiben in Druck Schrift, was aber nunmal in den späteren Klassen erforderlich ist
17. November 2017 09:44 # 18
falladar
falladar
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 1376

... nach allem hin und wider, der erste Gedanke der mir immer wieder dabei einfällt:

Ohne das Erlernen der Schreibschrift - wie sollen diese Menschen handgeschriebene Texte selbst lesen können?

Das Schreiben in Druckschrift ist eher ein "malen" von Buchstaben. Es gibt keinen richtigen Bewegungs-/Schreibfluß, abgesehen von der deutlich geringeren Schreibgeschwindigkeit. Wenn diese Menschen erwachsen sind und weiterhin ihre Buchstaben in Druckschrift schreiben/malen, kann u.a. die Anerkennung in der Gesellschaft gestört sein, bzw. das Selbstwertgefühl dadurch eingeschränkt sein (Scham). Grundfähigkeiten sollten in diesem Bereich meiner Meinung nach schon vorhanden sein. Ob diese Fähigkeiten von den Betroffenen genutzt werden, sollte ihnen selbst überlassen werden. Ihnen die Möglichkeit des erlernens der Schreibschrift grundsätzlich zu entziehen halte ich für einen Fehler, auch wenn es eine Sonderschule ist. Es sind auch hier nicht alle Kinder gleich "schlecht" in diesem Bereich. Man kann es sich aber auch als Lehrer leicht machen.

LG falladar
17. November 2017 23:54 # 19
Registriert seit: 10.09.2003
Beiträge: 43

... oh ich spreche von einer Regelschule mit Schwepunkt.
Jedes Kind kann dort hin gehen.
Ich muss nich mal sagen, dass sich meinStandpunkt gefestigt hat- ich bin für Schreibschrift!
18. November 2017 08:32 # 20
Registriert seit: 10.02.2005
Bundesland: Niedersachsen
Beiträge: 654

Ich bin auch für die Schreibschrift. Einerseits.
Sie ist ein gewisses Kulturgut, sie ist normalerweise schneller anzuwenden als die Druckschrift, und, wie Falladar schreibt, macht es sinn, sie auch lesen zu können, denn viele Menschen wenden sie an. Sie ist auch ein individuelles Merkmal, nicht umsonst ist ein handgeschriebenes Testament rechtsgültig. Und sie ist ein schönes Statement gegen Normierung und Digitalisierung.
Andererseits: Die Zeiten ändern sich. Wenn es so gar nicht klappt mit der Umsetzung, kann es Sinn machen, Prioritäten zu setzen und lieber eine leserliche Druckschrift zu lernen als eine schlecht erworbene, unleserliche Schreibschrift.
Unter "normalen" Lernvoraussetzungen gelingt beides. Aber heutzutage gibt es vielleicht wichtigere Kompetenzen als eine leserliche Schreibschrift. Ob das jedem gefällt, ist eine andere Frage.
Ich verweise nochmal auf die Chinesen. Sie "malen" ihre Schriftzeichen, eine fließende Schreibschrift ist hier nicht möglich. Und sie haben eine hochentwickelte Schriftkultur, in der die Kalligrafie einen großen Stellenwert einnimmt.
Es ist also alles eine Frage der Sichtweise – allgemeingültige Aussagen kann man hier nicht treffen.
Meine Schreibschrift kann z.B. nur ich selber lesen. Gelegentlich auch nicht.

Schönes Wochenende!
Karsten
R46.2 – und Spaß dabei!
18. November 2017 11:49 # 21
Registriert seit: 03.01.2011
Beiträge: 383

Die Schreibtschrift die ein Erwachsener hat, ist ja auch nicht mehr wirklich zu vergleichen mit der Schreibschrift, die man mal gelernt hat (zumindest bei den meisten). Man entwickelt ja im Laufe der Zeit seine eigene Handschrift, die dann ja oft auch eine Mischung ist und für einen selbst die einfachste und schnellste Form ist und auch wenn hier teilweise einzelne Buchstaben vll weder Druck noch Schreibschrift entspricht (mein kleines f zum Beispiel ist einfach eine Schlaufe) ist diese eigene entwickelte Schrift auch für andere zu lesen (klar gibts immer Ausnahmen und manche Schriften kann man nicht wirklich lesen, dazu muss man ja auch bedenken, dass die Generationen ja auch unterschiedlich die Schreibschrift gelernt haben). Aber wenn man niemals eine Schreibschrift gelernt hat, wird man es auch sehr schwer haben, jemals eine eigene Handschrift zu entwickeln oder eben auch die Handschrift anderer zu lesen und das wird im späteren Alltag Schwierigkeiten machen, denn auch wenn die Digitalisierung fortschreitet, die die Handschrift etwas verdrängt, wird sie vermutlich nicht im nächsten Zeitraum ausgerottet werden und einen Stellenwert behalten.
18. November 2017 15:10 # 22
Registriert seit: 25.07.2014
Beiträge: 40

Geändert am 18.11.2017 17:40:00
Hallo,

die Druckschrift (Blockschrift) ist doch gar keine richtige Handschrift, sondern eine Aneinanderreihung von Druckbuchstaben...und sehr monoton, einfallslos und langweilig...

Ich finde solange wir in der Schule die Blockschrift in lateinischen Buchstaben lernen und lehren, sollte es auch eine Schreibschrift (Schnellschrift) geben. Nur weil ein paar Grundschullehrer es nicht anscheinend auf die Reihe kriegen, dies einfach abzuschaffen, od. als Wahlfach einzuführen, finde ich problematisch, denn schreiben können (graphomotorische Kompetenz) ist ein elementares gesellschaftliches Kulturgut.

Dafür sollte man sich die Zeit zur Vertiefung nehmen, auch gerade im Hinblick darauf, dass es lt. Studien in Deutschland 6 - 7 Millionen (funktionelle) Analphabeten gibt. (nicht nur unter Personen mit Migrationshintergrund, darunter auch Deutsche).

Ich bin besonders empört darüber, weil ich erst letztens in den Medien gelesen hatte, dass ausgerechnet die (Grundschul-)lehrer eine Höhergruppierung (A13) fordern...

Ich sage mal die Gruppierung geht vor allem nach Qualifikation/Leistung (Kompetenz). Wenn die Betroffenen ein schwierigeres oder längeres Lehramt od. Studienfach gewählt hätten, dann würden sie mehr verdienen. Ich fände es gerecht, wenn es so bleibt. Ich argumentiere nicht aus Neid od. falschem Stolz, sondern rein aus Gerechtigkeit heraus, denn wer mehr fordert, soll als Gegenwert auch mehr leisten dafür...

Selbstverständlich kann und soll später selbst jeder Schüler entscheiden, wie er schreibt (solange es leserlich ist, wobei selbst bei Ärzten nicht immer alles zu entziffern ist , warum weiß ich nicht. (Stress?, Zeitmangel vom einem zum nächsten Patienten?, Schnelligkeit?, Diskretion? (Geheimschrift?), Bequemlichkeit? )

Natürlich hat nicht jeder Arzt eine unleserliche Schrift, und nicht jeder, der unleserlich schreibt, wird Arzt... ::laugh::

Allein schon der Geschwindigkeitsfaktor und Zeitdruck ist ein nicht unterschätzender, um später bei den Klausuren mithalten zu können. In der gymn. Oberstufe gibt es Klausuren, da schreiben einige SchülerInnen 2000 - 3000 Wörter. Wie soll man da denn noch mithalten können?

Außerdem fände ich es befremdlich, wenn später jemand in Blockschrift unterschreiben muss, nur weil er es nicht anders gelernt hat. Die Wahl zu haben ist natürlich eine andere Sache. Ich meine Situationen z.B. bei einer Bewerbung oder beim Personalausweis.

Außerdem ist meines Erachtens der Schreibfluss deutlich fließender durch Vereinfachungen und Übergänge, bei Druckschrift muss man ja ständig absetzen. Ich persönlich kriege da schnell einen Krampf, vielleicht, weil ich auch zu fest aufdrücke.

Ich gehe mal von aus, dass nicht umsonst „bitte in Druckbuchstaben schreiben“ auf so vielen Formularen (z.B. Banküberweisung) wegen der Lesbarkeit steht, weil es einfacher schneller und bequemer ist in Schreibschrift zu schreiben, und daher sonst vermutlich öfter praktiziert wird....Wobei ich gelernte kfm. Sachbearbeiterin sagen muss, dass bei Formularen die Lesbarkeit deutlich höher ist mit der "Druckschrift"...::smile::

Wo bleibt da die Individualität, die auch wichtig ist zur Persönlichkeitsbildung in Kindheit und Jugend ??
Ich denke die Meisten eignen sich sowieso mit der Zeit Mischformen an. (der eine mehr od. weniger leserlich). Ich war ganz gut im Fach "Schönschreiben".

Später hatte ich manchmal ein ziemlich chaotisches und uneinheitliches Schriftbild (Durchstreichungen ,Verrutschen in den Zeilen), und musste manchmal Klausuren noch einmal in "Schönschrift" abschreiben, unter Stress/Zeitdruck fällt es mir auch schwerer, leserlich und sauber zu schreiben, aber in Druckbuchstaben wäre ich bestimmt nicht fertiggeworden, ...::wink Außerdem spiegelt die Handschrift manchmal auch die innere Verfassung wieder, wobei graphologische Gutachen bei Bewerbungen nicht mehr erstellt werden, da dies jedoch nicht sehr aussagekräftig ist: Darüberhinaus gab es früher Leute, die haben die damaligen handschriftlichen Bewerbungen von Geschwistern od. Bekannten, vielleicht auch unbekannten Ghostwritern schreiben lassen. Ich nicht, das war lange vor meiner Zeit...

Ich habe wg. chinesisch extra nachgeschaut, die haben wohl auch Arten von Schnellschrift mit Vereinfachungen, und auch jeder Chinese hat seine eigene Handschrift.

Früher lernte man bspw. in der kaufmännischen Ausbildung noch verschiedene Arten von Steno, weil früher im Büro viel mit Hand geschrieben wurde (z.b. Protokollentwürfe).

Heute werden in der Berufsschule oder für die KFZ-Führerscheinprüfungen manche Prüfungen und Klausuren am PC (z.B. Informationsverarbeitung/EDV, Textverarbeitung, Maschinenschreiben)geschrieben, aber dennoch ist es wichtig, dass man vernünftig und flüssig mit der Hand schreiben kann, um sich bspw. Notizen zu machen. Von einem „papierlosen“ Zeitalter oder „papierlosen Büro“ sind wir noch sehr weit entfernt. (trotz Scannens und Online-Unternehmen).

Außerdem finde ich es für die private Korrespondenz (z. B. bei Geschenken, Grußkarten auch an Kollegen, Familie und Freunde) auch persönlicher, kreativer, schöner und dekorativer, wenn man eine schöne Handschrift hat , sich mal bewusst die Zeit dafür zu nehmen oder zumindest lesen zu können, was dort steht....

Dann gab es auch noch Zeiten, wo in der Grundschule noch mit Griffel und Schiefertäfelchen gelehrt wurde. Das war bei uns schon nicht mehr so, wir haben auch kein Sütterlin gelernt. Ich kann es nicht lesen (bspw. bleibt mir damit der Zugang zu historischen Texten im Original verwehrt), Frakturschrift haben wir in der passiven Anwendung (lesen) gelernt.

Zu den heutigen Zeiten, wo sowieso schon viel Reizüberflutung in den Köpfen der Kinder herrscht durch die elektronischen Medien, wie PC, TV und Smartphones, sollte man diesen wichtigen Part nicht auch noch streichen (aus vermeintlichen Zeitmangel...). Da muss etwas Handfestes, Erfahren zum „Be-Greifen“ her. Nur durch das Abfotografieren mithilfe eines Smartphones merken sich die Wenigsten die Dinge wirklich nachhaltig, da ist das eig. händische Schreiben (Zusammenfassen) und Aufzeichnen doch oft nachhaltiger (z.B. Lernzettel), Dafür sollte man aber auch zügig mitschreiben können.

Besser fände ich es, einschlägige Förderkurse für SchülerInnen anzubieten, neben dem obligatischen Angebot „Schönschreiben“. Auf die ein, zwei Stunden pro Woche mehr im Stundenplan sollte man keineswegs verzichten, denn sie zahlen sich mehrfach in jeder Hinsicht aus für die Zukunft.

Außerdem wird heutzutage eine „vereinfachte (!) Ausgangsschrift“ gelehrt, die ja nun wirklich nicht allzu schwer ist, zu erlernen. Ich finde dem Nachwuchs auf dem Fall Zugang zu dieser Möglichkeit gegeben werden soll. Denn ein Kind lernt so etwas auf die spielerische Art leichter. Man könnte es zwar ggf. als Erwachsener notfalls irgendwo nachholen, aber dennoch unter erhöhten organisatorischen und finanziellen Aufwand. Ich finde jedes Kind sollte die Möglichkeit haben,zügig und fließend schreiben zu lernen, und diesen zeitlichen Vorteil später nutzen zu können, nicht nur die Kinder aus wohlhabenden Herkunftsfamilien.

Ich weiß nicht, wie es bspw. durch die fortschreitende Digitalisierung in den kommenden 100 Jahren aussehen wird, ob wir dann überhaupt noch mit der Hand schreiben? Womöglich nur noch Jugendsprache („I bins“), Chatsprache, Daumen hoch/runter Smileys, Emojis, Akronyme und Shortcuts?? (und max. 160 Zeichen pro Masterarbeit oder Dissertation ) Lt. eines gestrigen Berichts im Radio seien bereits ca. 5 % der Kinder und Jugendlichen online-od-u.smartphonesüchtig, warum nur...?

VG
22. November 2017 13:01 # 23
Registriert seit: 12.11.2009
Beiträge: 94

Geändert am 22.11.2017 13:11:00
Zitat / entchen8 hat geschrieben:
...ok-ätherkörper- das ist mir erstmal zu spirituell. Wissenschaftliche Fakten wären mir lieber. Trotzdem Danke!


Meine Smileys hatten durchaus einen Sinn. ;)

Aber noch mal im Ernst... Darüber streiten sich die Geister...
Link
„Handeln, das ist, wozu wir da sind.“
Johann Gottlieb Fichte (1762-1814), dt. Philosoph d. Idealismus
22. November 2017 20:25 # 24
Registriert seit: 10.09.2003
Beiträge: 43

Danke noch mal.
Für mich waren ein paar gute Gedankenansätze dabei.
Den Bericht vom Focus habe ich mir auch mal gespeichert.
Danke!
30. November 2017 12:53 # 25
Registriert seit: 20.07.2005
Beiträge: 52

Hallihallo!
Ich habe jetzt nicht alles bis zum Ende durchgelesen mangels Zeit, wollte aber meine jahrelangen Erfahrungen und FoBis (Stehn, Kisch/ Pauli) zu dem Thema kurz einbringen:
Also: Ich glaube für Deine Schule wäre die "Grundschrift" optimal! Da lernen die Kinder nur eine Schrift und können diese eher druckschriftähnliche Schrift dann aber auch zusammenschlaufen - oder nicht- so wie es jedem gut bekommt.
Es ähnelt unserer Erwachsenenhandschrift, denn wir schreiben ja auch nicht mehr die gelernte Schreibschrift, sondern machen meist auch nur 2-3 Buchstaben und sinnvolle Pausen/Absetzer dazwischen.

Gerade wenn Du schreibst, dass dort sehr gemischtes bis schwaches Klientel herkommt: da dürfte rein motorisch die Schreibschrift viel schwerer fallen! Denn bei der Schreibschrift haben die Muskeln in der Hand/ FInger/ Arm keine Chance mal kurz zu entspannen, was bei den Absetzern der Druckschrift durchaus noch gegeben ist.

Wenn Du sonst noch Fragen hast, gerne eine Mail/ PN, muss wieder in Therapie!

LG Jutta
Optionen:
 1 2

nach oben scrollen