Geändert am 18.11.2017 17:40:00
Hallo,
die Druckschrift (Blockschrift) ist doch gar keine richtige Handschrift, sondern eine Aneinanderreihung von Druckbuchstaben...und sehr monoton, einfallslos und langweilig...
Ich finde solange wir in der Schule die Blockschrift in lateinischen Buchstaben lernen und lehren, sollte es auch eine Schreibschrift (Schnellschrift) geben. Nur weil ein paar Grundschullehrer es nicht anscheinend auf die Reihe kriegen, dies einfach abzuschaffen, od. als Wahlfach einzuführen, finde ich problematisch, denn schreiben können (graphomotorische Kompetenz) ist ein elementares gesellschaftliches Kulturgut.
Dafür sollte man sich die Zeit
zur Vertiefung nehmen, auch gerade im Hinblick darauf, dass es lt. Studien in Deutschland 6 - 7 Millionen (funktionelle) Analphabeten gibt. (nicht nur unter Personen mit Migrationshintergrund, darunter auch Deutsche).
Ich bin besonders empört darüber, weil ich erst letztens in den Medien gelesen hatte, dass ausgerechnet die (Grundschul-)lehrer eine Höhergruppierung (A13) fordern...
Ich sage mal die Gruppierung geht vor allem nach Qualifikation/Leistung (Kompetenz). Wenn die Betroffenen ein schwierigeres oder längeres Lehramt od. Studienfach gewählt hätten, dann würden sie mehr verdienen. Ich fände es gerecht, wenn es so bleibt. Ich argumentiere nicht aus Neid od. falschem Stolz, sondern rein aus Gerechtigkeit heraus, denn wer mehr fordert, soll als Gegenwert auch mehr leisten dafür...
Selbstverständlich kann und soll später selbst jeder Schüler entscheiden, wie er schreibt (solange es leserlich ist, wobei selbst bei Ärzten nicht immer alles zu entziffern ist , warum weiß ich nicht. (Stress?, Zeitmangel vom einem zum nächsten Patienten?, Schnelligkeit?, Diskretion? (Geheimschrift?), Bequemlichkeit? )
Natürlich hat nicht jeder Arzt eine unleserliche Schrift, und nicht jeder, der unleserlich schreibt, wird Arzt...
Allein schon der Geschwindigkeitsfaktor und Zeitdruck ist ein nicht unterschätzender, um später bei den Klausuren mithalten zu können. In der gymn. Oberstufe gibt es Klausuren, da schreiben einige SchülerInnen 2000 - 3000 Wörter. Wie soll man da denn noch mithalten können?
Außerdem fände ich es befremdlich, wenn später jemand in Blockschrift unterschreiben
muss, nur weil er es nicht anders gelernt hat. Die Wahl zu haben ist natürlich eine andere Sache. Ich meine Situationen z.B. bei einer Bewerbung oder beim Personalausweis.
Außerdem ist meines Erachtens der Schreibfluss deutlich fließender durch Vereinfachungen und Übergänge, bei Druckschrift muss man ja ständig absetzen. Ich persönlich kriege da schnell einen Krampf, vielleicht, weil ich auch zu fest aufdrücke.
Ich gehe mal von aus, dass nicht umsonst „bitte in Druckbuchstaben schreiben“ auf so vielen Formularen (z.B. Banküberweisung) wegen der Lesbarkeit steht, weil es einfacher schneller und bequemer ist in Schreibschrift zu schreiben, und daher sonst vermutlich öfter praktiziert wird....Wobei ich gelernte kfm. Sachbearbeiterin sagen muss, dass bei Formularen die Lesbarkeit deutlich höher ist mit der "Druckschrift"...
Wo bleibt da die Individualität, die auch wichtig ist zur Persönlichkeitsbildung in Kindheit und Jugend ??
Ich denke die Meisten eignen sich sowieso mit der Zeit Mischformen an. (der eine mehr od. weniger leserlich). Ich war ganz gut im Fach "Schönschreiben".
Später hatte ich manchmal ein ziemlich chaotisches und uneinheitliches Schriftbild (Durchstreichungen ,Verrutschen in den Zeilen), und musste manchmal Klausuren noch einmal in "Schönschrift" abschreiben, unter Stress/Zeitdruck fällt es mir auch schwerer, leserlich und sauber zu schreiben, aber in Druckbuchstaben wäre ich bestimmt nicht fertiggeworden, ...::wink Außerdem spiegelt die Handschrift manchmal auch die innere Verfassung wieder, wobei graphologische Gutachen bei Bewerbungen nicht mehr erstellt werden, da dies jedoch nicht sehr aussagekräftig ist: Darüberhinaus gab es früher Leute, die haben die damaligen handschriftlichen Bewerbungen von Geschwistern od. Bekannten, vielleicht auch unbekannten Ghostwritern schreiben lassen. Ich nicht, das war lange vor meiner Zeit...
Ich habe wg. chinesisch extra nachgeschaut, die haben wohl auch Arten von Schnellschrift mit Vereinfachungen, und auch jeder Chinese hat seine eigene Handschrift.
Früher lernte man bspw. in der kaufmännischen Ausbildung noch verschiedene Arten von Steno, weil früher im Büro viel mit Hand geschrieben wurde (z.b. Protokollentwürfe).
Heute werden in der Berufsschule oder für die KFZ-Führerscheinprüfungen manche Prüfungen und Klausuren am PC (z.B. Informationsverarbeitung/EDV, Textverarbeitung, Maschinenschreiben)geschrieben, aber dennoch ist es wichtig, dass man vernünftig und flüssig mit der Hand schreiben kann, um sich bspw. Notizen zu machen. Von einem „papierlosen“ Zeitalter oder „papierlosen Büro“ sind wir noch sehr weit entfernt. (trotz Scannens und Online-Unternehmen).
Außerdem finde ich es für die private Korrespondenz (z. B. bei Geschenken, Grußkarten auch an Kollegen, Familie und Freunde) auch persönlicher, kreativer, schöner und dekorativer, wenn man eine schöne Handschrift hat , sich mal bewusst die Zeit dafür zu nehmen oder zumindest lesen zu können, was dort steht....
Dann gab es auch noch Zeiten, wo in der Grundschule noch mit Griffel und Schiefertäfelchen gelehrt wurde. Das war bei uns schon nicht mehr so, wir haben auch kein Sütterlin gelernt. Ich kann es nicht lesen (bspw. bleibt mir damit der Zugang zu historischen Texten im Original verwehrt), Frakturschrift haben wir in der passiven Anwendung (lesen) gelernt.
Zu den heutigen Zeiten, wo sowieso schon viel Reizüberflutung in den Köpfen der Kinder herrscht durch die elektronischen Medien, wie PC, TV und Smartphones, sollte man diesen wichtigen Part nicht auch noch streichen (aus vermeintlichen Zeitmangel...). Da muss etwas Handfestes, Erfahren zum „Be-Greifen“ her. Nur durch das Abfotografieren mithilfe eines Smartphones merken sich die Wenigsten die Dinge wirklich nachhaltig, da ist das eig. händische Schreiben (Zusammenfassen) und Aufzeichnen doch oft nachhaltiger (z.B. Lernzettel), Dafür sollte man aber auch zügig mitschreiben können.
Besser fände ich es, einschlägige Förderkurse für SchülerInnen anzubieten, neben dem obligatischen Angebot „Schönschreiben“. Auf die ein, zwei Stunden pro Woche mehr im Stundenplan sollte man keineswegs verzichten, denn sie zahlen sich mehrfach in jeder Hinsicht aus für die Zukunft.
Außerdem wird heutzutage eine „vereinfachte (!) Ausgangsschrift“ gelehrt, die ja nun wirklich nicht allzu schwer ist, zu erlernen. Ich finde dem Nachwuchs auf dem Fall Zugang zu dieser Möglichkeit gegeben werden soll. Denn ein Kind lernt so etwas auf die spielerische Art leichter. Man könnte es zwar ggf. als Erwachsener notfalls irgendwo nachholen, aber dennoch unter erhöhten organisatorischen und finanziellen Aufwand. Ich finde jedes Kind sollte die Möglichkeit haben,zügig und fließend schreiben zu lernen, und diesen zeitlichen Vorteil später nutzen zu können, nicht nur die Kinder aus wohlhabenden Herkunftsfamilien.
Ich weiß nicht, wie es bspw. durch die fortschreitende Digitalisierung in den kommenden 100 Jahren aussehen wird, ob wir dann überhaupt noch mit der Hand schreiben? Womöglich nur noch Jugendsprache („I bins“), Chatsprache, Daumen hoch/runter Smileys, Emojis, Akronyme und Shortcuts?? (und max. 160 Zeichen pro Masterarbeit oder Dissertation ) Lt. eines gestrigen Berichts im Radio seien bereits ca. 5 % der Kinder und Jugendlichen online-od-u.smartphonesüchtig, warum nur...?
VG