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Diskussionsforum

Chronische Polyarthritis - Behandlung

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3. Mai 2018 21:47 # 1
Registriert seit: 28.04.2018
Beiträge: 27

Hallo,

vorneweg: Ich habe mich schon durch den Rheuma Thread Dschungel hier im Forum geschlagen. Leider waren oft alte Links nicht mehr intakt, oder es war etwas zu vage. Deshalb versuch ich's noch mal so ::smile::

Und zwar habe ich eine 16 Jährige Patientin mit der Diagnose chronische Polyarthritis, sowie einem Schnappfinger rechts in DII. Die Patientin ist Linkshänderin und zeigt in speziell in den Gelenken der linken Hand in MCP, PIP, DIP mal mehr mal weniger Instabilitäten der Bandapparate. Es zeigen sich noch keine Deformitäten der Handachsen.

In der bisherigen Therapie hat sie ein Paraffinbad genommen (Wärme tut ihr gut) und ich habe die Finger vorsichtig im warming up (mit der Push & Pull Methode) mobilisiert. Das tat ihr gut! Jetzt meine Frage, sind die Instabilitäten der Bandapparate da nicht eher kontraindiziert?

Desweiteren überlege ich ob es sinnvoll ist den M. interossei dorsales I zu trainieren, um den Metacarpi des Daumens zu stabilisieren? (bei der Rhizarthrose ist dies ja wichtig) In wie weit ist dieses Krafttraining nun bei Rheumatikern förderlich?

Was den Schnappfinger angeht, wäre mein Plan den M. digitorum profundus zu dehnen, sowie die Sehne zu massieren. Gleiche Frage hier: Bei Rheumatikern okay?

Und zu guter letzt: Die gute Frau ringt in ihrer Freizeit gerne. Ich vermute dass das nicht gerade optimal ist ::biggrin:: Welche grundlegenden Gelenkschutzregeln kann ich ihr denn mit auf den Weg geben?

Viele Grüße :)

4. Mai 2018 10:21 # 2
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo,

bei instabilen Bandapparaten ist als an Traktion, was über Stufe 1 hinaus geht leider kontraindiziert. Ein instabiles Gelenk sollte man nicht mobilisieren, da es dann noch instabiler wird. Es ist wichtig, den Gelenken die notwendige Führung zu geben. Da komme ich dann gleich zu dem Punkt der Sportfrage: Ringen ist nicht gerade eine gelenkschonende Sportart. Man kann zwar mit Neopren-Fingerbandagen oder auch Bandagen für das Handgelenk etwas die Gelenke entlasten, jedoch werden hier dennoch immer wieder Querbelastungen auf den Kapsel-Band-Apparat auftreten, die zu einem fortschreiten von Instabilitäten und entzündlichen Reaktionen in den Gelenken führen werden. Die Hände komplett einpacken geht da leider nicht, da sie sonst beim Ringen auch nicht mehr zugreifen könnte.

Zur Stabilisation des CMC I Deiner Patientin kann ich Dir bestätigen, dass eine verbesserte muskuläre Führung durch ein Training des M. interosseus dorsalis I sinnvoll ist. Zusätzlich kann die muskuläre Führung über den Aufbau des Handgewölbes von der Kleinfingerseite her und durch Training des M. opponens pollicis verbessert werden. Dies alles ist ohne ein Krafttraining mit starken Widerständen möglich und kann somit auch bei einem Rheumatiker angewendet werden.

Was den Schnappfinger an der Gegenseite anbelangt, so handelt es sich hierbei um eine Sehnenscheidenentzündung im Bereich des Ringbandsystems. Mit der Dehnung der Flexoren und einem antagonistischen Trainning, kann man da schon ein wenig erreichen. Eine Querfriktion auf der Sehne ist da aber eine andere Sache. Der Reiz kann bei Rheumapatienten leicht zu viel sein. Da wäre es sinnvoller, wenn man zunächst die Ursache für die Entstehung der Tendovaginitis behandelt und beseitigt. Dazu kann ich zu einer Schienenversorgung raten, die den vollen Faustschluss verhindert. Dies kann entweder über das MCP, das PIP oder das DIP erreicht werden. Im Sinne der Gelenke wäre am ehesten ein Wechsel zwischen allen drei Gelenken. Die Verhinderung des vollen Faustschlusses sorgt dafür, dass die verdickte Stelle der Sehnenscheide nicht mehr aus dem Ringbandsystem heraus verlagert wird. Dadurch wird das ruckartige Reißen, was zur Rückführung der Verdickung in den engen Kanal benötigt wird, vermieden und es kommt nicht zu einer erneuten Reizung der Sehne und ihrer Sehnenscheide. Diese kann dann im Gleiten heilen, was schlussendlich wieder zu einer Abschwellung führt.

Ich hoffe, ich konnte Dir damit schon ein paar Ideen für Deine Therapie geben.
Liebe Grüße

R.Groth
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8. Juni 2018 13:15 # 3
Registriert seit: 28.04.2018
Beiträge: 27

Die Antwort kommt verspätet, aber sie kommt :) Vielen Dank für die umfangreiche Antwort.

Zum bisherigen Therapieverlauf:
- Wir haben versucht den Daumen durch das genannte Training zu stabilisieren. Also M. interossei dorsale I, M. opponens.
- Gegen die Ringbandstenose haben wir die Dehnung (1 Minute) des Flexor Digitorum Profundus angewendet - eine leichte Besserung war da, aber nicht sehr stark

Noch mal speziell zum Schnappfinger:
Ich hatte letztes Wochenende bei Joanna (AFH-Handakademie) den Schienenkurs :) Und da kamen wir eben auch auf die Schienenbehandlung:
Deshalb würde ich ihr jetzt die Schienenversorgung mit dem MCP-Stopper vorschlagen. Da sie die Arthritis am PIP und DIP hat, wäre die Schiene auch generell über 6 Wochen am MCP angedacht oder?
Die Übungen: Sehnengleiten und das Dach, würde sie dann täglich ca 2 mal 15 mal ohne Schiene durchführen?
Wie ist es mit paralleler Behandlung mit Diclofenac?
Gibt es über die Behandlung noch einen Artikel?

Muss mich jetzt eh erst noch mal mit der ganzen Schienenbürokratie auseinandersetzen. Und ich würde versuchen Kontakt mit dem Arzt aufzunehmen
12. Juni 2018 08:56 # 4
Registriert seit: 22.11.2016
Beiträge: 47

Hallo
Also grundsätzlich ist deine Idee mit dem MCP Block gut. Du solltest deiner Patientin aber auch klarmachen, dass sie sich dennoch nicht zu stark belasten sollte, bis der Reiz dann hoffentlich wieder weg ist.

Da sie noch sehr jung ist, und noch keine Deformitäten hat, steht bei ihr die Stabilisierung und Kräftigung ( u.a. auch vor allem die Lumbricales) und ADL im Vordergrund.
Ich will noch einen anderen Aspekt einbringen: Ernährung. Darüber kann man bei Rheumatikern die entzündlichen Prozesse sehr gut beeinflussen. Der Verzicht auf Fleisch (insbesondere Schwein und Hähnchen) , Alkohol und Zucker bewirkt schon eine Menge. Ich weiß nicht, ob du auch schon den Rheumakurs gemacht hast, da besprechen wir das auch. Ansonsten würde ich ihr eine entsprechende Ernährungsberatung empfehlen. Das ist für ihre Zukunft bestimmt eine gute Basis der restlichen Behandlungsmaßnahmen.

Zum Diclo-wir dürfen keine medikamentöse Therapie machen, das weißt du sicher. Darüber sollte sie sich in der Tat mit ihrem Facharzt besprechen.
VG Andrea


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