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Bin ich als Ergotherapeut geeignet?

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5. Mai 2018 21:26 # 1
Registriert seit: 20.04.2018
Bundesland: Niedersachsen
Beiträge: 5

Hallo ihr lieben,

Ich stehe jetzt kurz vor den Prüfungen und wenn alles glatt läuft, bin ich Ende August staatlich anerkannter Ergotherapeut, zumindest auf dem Papier...

Ich bin diese Ausbildung durchlaufen und denke mir immer mehr: Ich habe keine Ahnung was ich hier tue.

Meine Praktikas bin ich durchlaufen und habe viel Kritik bekommen. Durch einige Kritiken konnte ich lernen klar, aber ich habe das Gefühl das ich gänzlich ungeeignet bin und einfach kein Mensch bin der "tharapeutisch Handeln" kann.

Was ich gut kann, ist mit Menschen umzugehen und sie dort abzuholen wo sie gerade sind. Egal ob Kinder, Erwachsene oder die ältere Generation. Besonders mit der älteren Generation komme ich gut klar.

Wobei ich deutlich Probleme habe, ist, mich zu strukturieren, zu organisieren. Auch Gruppen zu leiten ist für mich der blanke Horror.

Letztendlich denke ich, dass ich mich zu früh für diese Ausbildung entschieden habe. Ich beende diese Ausbildung mit 19 Jahren und vor mir eröffnet sich eine Welt für die ich nicht bereit bin.

Ich fühle mich grundsätzlich überfordert. Ich habe das Gefühl, alle anderen wissen ganz genau wo sie hin wollen. Haben Ziele.

Ich weiß gar nichts.

Hinzu kommt, dass ich seit ca. 2 Jahren an depressiven Episoden leide und vielleicht auch daher denke, dass mein Selbstwertgefühl im Keller ist und ich alleine deshalb nicht als Therapeut handeln kann oder sollte.

Ich weiß nicht mehr weiter. ::sad::

LG
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben! (chinesische Weisheit)
6. Mai 2018 00:05 # 2
Sina12
Sina12
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 121

Geändert am 06.05.2018 00:09:00
Lieber Rocco!
Erstmal super, dass du soweit gekommen bist und den Abschluss bald in der Tasche hast. Das ist erstmal ganz wichtig.
Das Gefühl keine Ahnung zu haben kenne ich nach fast 10 Jahren Berufserfahrung punktuell immer noch. Weil ich nämlich perfekte Arbeit leisten will, aber das ist einfach übertrieben und nicht immer so zu schaffen - ist das bei dir vielleicht auch der Fall?

Zudem kommt die Sicherheit im therapeutischen Handeln meist erst mit den Jahren. Ich musste mir zB im Praktikum damals jeden Satz mit den Patienten vorher überlegen, ich wusste nicht über was ich mich unterhalten sollte...

Sei nicht entmutigt, sondern orientiere dich an eine Patientengruppe die dir eher liegt, erlebe Routine und erste Erfolge, arbeitete ohne das dir ständig jemand auf die Finger glotzt...
Und schau dir auch deine Schwächen genau an - manchmal kann man daraus tolle Stärken ableiten oder entwickeln...
6. Mai 2018 10:47 # 3
Registriert seit: 04.08.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 1242

Hallo,
ich kenne es ähnlich. Mein Schwerpunkt war immer der Umgang mit Menschen. Fachlich hatte ich oft das Gefühl nicht mithalten zu können mit anderen. Die waren allerdings teilweise im Umgang mit menschen eher unbeholfen. Bessere gibts immer.
Depressionen verstärken eine negative Einstellung zu sich selbst und insgesamt. Als (Bald-)Profi sollte du dir auch solche Hilfe holen. Hat mir sehr geholfen.
Ich habe / hatte den Vorteil / das Manko eines höheren Alters, bin erst mit 50 Therapeut geworden.
Erfahrungen und damit mehr Sicherheit und auch Struktur bekommt man nur durch Handeln. So schwer es auch fällt.

Ich wünsche Dir viel Kraft
Signaturen lesen ist Zeitverschwendung!
6. Mai 2018 12:59 # 4
Registriert seit: 05.04.2010
Beiträge: 889

Hallo rocco ,
mir ging es nach der Ausbildung genauso. Ich habe in den Praktika verhältnismäßig wenig gelernt. Alles andere kommt aber im Berufsleben.

Vielleicht kannst du erstmal klein anfangen. Mit 20h um reinzukommen. Vielleicht auch eine stelle wo du Entscheidungsfreiraum hast.
Da wo ich derzeit arbeite , lege ICH die Gruppengröße fest. Wenn ich der Meinung bin , 3 Patienten reichen , dann ist das so. Vielleicht findest du was im Bereich der Tagesbetreuung oder ein kleines Heim.

Werkstatt oder Praxis ist in deinem Fall für den Anfang nicht so geeignet , da man da Leistungsdruck hat und nicht die Zeit hat , seinen Stiefel zu finden.

Wünsche dir alles Gute!
6. Mai 2018 18:19 # 5
Registriert seit: 03.01.2011
Beiträge: 383

Hallo,
die meisten die ich kenne, eigentlich alle mit denen ich über das Thema geredet habe, fanden den Einstieg in den Ergohterapie- Job schwer, reden tun die meisten allerdings nicht drüber, zumindest nicht zu dem Zeitpunkt. Ich erzähle mal wie es mir ergangen ist. Mein erstes Jahr habe ich im Altenheim gearbeitet, das mir selbst dort was ausdenken (Projekte usw) fand ich etwas schwierig. Sonst war es ja sehr viel Umgang mit Menschen und feingefühl haben. Glaube das ist mir gut gelungen. Sehr therapeutisch hab ich da nicht arbeiten können. Es war aber auch nicht mein Wunschbereich, so hab ich nach nem Jahr nach einer anderen Stelle gesucht und auch suchen müssen, weil mein Jahresvertrag auch nicht verlängert wurde. Nach etwas suchen (vor 8 jahren wars noch nicht so einfach eine Stelle zu finden, vorallem als Anfänger) hab ich eine Stelle in einer Praxis gefunden. 15 Stunden mit vorraussicht auf mehr. Erstmal natürlich nicht das was ich mir von der Stundenanzahl vorgestellt habe, aber um erstmal was zu haben, hab ich das angenommen. Es war auch anfangs echt ganz gut mit den 15 Stunden. Man hatte viel mehr Zeit sich Gedanken zu machen über die Klienten und den Therapieeinheiten. Ich wurde ziemlich ins kalte Wasser geworfen. Schon am ersten Tag durfte ich ohne wirkliches "briefing" zu einer Klientin geschict, weil eine Kollegin krank war. Schon am 2. Tag hatte ich eigentlich vollständig allein arbeiten müssen. Es war hart. In der Anfangszeit haben mich mega viele Selbstzweifel geplagt. Ich habe so oft gedacht, dass viele Klienten bei meinen Kollegen deutlich besser aufgehoben werden, das ich ihnen gar nicht helfen kann usw. Das wurde wirklich nur langsam besser. Wir sprechen hier über Jahre. Eine große Hilfe war mal eine Aussage von einer Kollegin, der ich immer sehr viel Fähigkeit zugesprochen hab, wo ich immer das Gefühl hatte, die weiß immer genau was sie da tut. Sie sagte mal nebenbei "wohhr jetzt kommt .. Ich weiß gar nicht genau was ich jetzt mit den machen soll". Die Aussage hat mir total geholfen, mir wurde da klar, dass dieses Gefühl nicht nur ich habe.
Man gewinnt in den Jahren wirklich an Sicherheit. Das Wissen und die Erfahrung wächst. Aber auch nach einigen Jahren (bin jetzt fast 9 im Beruf) hat immernoch Bereiche, wo man sich unsicher fühlt und das geht wirklich den meisten so, gerade in Praxen, wo das Klientel so weit gefächert ist.
ich war übrigens auch sehr jung. war mit 20 fertig mit der Ausbildung, sah zudem auch noch deutlich jünger aus. Das macht es wirklich nicht einfacher, weil auch der ein oder andere Klient einen nur aufgrund des Alters Kompetenzen abspricht. ::mad::
9. Mai 2018 10:46 # 6
Registriert seit: 26.08.2007
Beiträge: 308

Ach Rocco,
alleine, dass du dich so streng reflektierst, ist doch ein Zeichen dafür, dass eben NICHT völlig ungeeignet bist!
Die, die schon alles können, immer die Besten sind und überhaupt diese Strahletherapeuten und Strahlemenschen, die nur auf der Sonnenseite stehen, sind mir suspekt.

Ich arbeite seit 28 Jahren, habe ein große Praxis und viele Mitarbeiter. Trotzdem bin ich schlecht strukturiert, habe mit Gruppen Schwierigkeiten und habe depressive Episoden.

Bin trotzdem erfolgreich...
Also...
::thumbup::
kaenguru
Im Alter möchte ich nicht jung aussehen, sondern glücklich.
12. Mai 2018 18:49 # 7
Registriert seit: 20.04.2018
Bundesland: Niedersachsen
Beiträge: 5

Danke an Alle für ihre aufbauenden Antworten. Das ihr eure Erfahrungen bei euren Anfängen geteilt habt, ermutigt mich.

Zitat / kaenguru hat geschrieben:
Ach Rocco,
alleine, dass du dich so streng reflektierst, ist doch ein Zeichen dafür, dass eben NICHT völlig ungeeignet bist!
Die, die schon alles können, immer die Besten sind und überhaupt diese Strahletherapeuten und Strahlemenschen, die nur auf der Sonnenseite stehen, sind mir suspekt.

Ich arbeite seit 28 Jahren, habe ein große Praxis und viele Mitarbeiter. Trotzdem bin ich schlecht strukturiert, habe mit Gruppen Schwierigkeiten und habe depressive Episoden.

Bin trotzdem erfolgreich...
Also...
::thumbup::
kaenguru


Liebes Känguru, darf ich nachfragen, wie du mit deinen Schwierigkeiten genau zurecht kommst?

LG
Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben! (chinesische Weisheit)
14. Mai 2018 11:37 # 8
Registriert seit: 26.08.2007
Beiträge: 308

Einfacher Trick,

ich stelle mich den Schwierigkeiten jedes mal aufs Neue.
Und mach´ so gut, wie ich kann.

Hat sich bewährt.

Pack dein Schicksal bei den Hörnern! Du bist verantwortlich für dein Leben.
Wann, wenn nicht jetzt, wer, wenn nicht du?

(Offenbar lauter Glaubenssätze, die mich oben halten ;-))) )

Gruß, kaenguru
Im Alter möchte ich nicht jung aussehen, sondern glücklich.
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