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Befunden

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17. August 2018 11:25 # 1
Registriert seit: 17.08.2018
Beiträge: 4

Hallo,
ich habe so eben eine Stelle in einer Praxis angenommen, mit dem Schwerpunkt Pädiatrie.
Mir wurden schon einige Kinder übertragen, wobei ich nur weiß was ich mit Kindern machen soll, bei dennen schon alles fest steht.
Mein Problem sind neue Kids, die erst befundet werden müssen. Während meiner Ausbildung hatten wir nicht so viel Päd-Unterricht da es Probleme mit der Schule und der Dozentin kam.
Meine Frage daher ist, ob mir jemand sagen kann, wie ich eine Befundung machen soll? Hat vielleicht jemand einen Leitfaden für mich, oder kann mir sagen welche Möglichkeiten es gibt, ein Kind anhand von Spielchen zu befunden?
Wir haben zwar den ET 6-6R in der Praxis allerdings ist der echt dick und ich würde mir gerne meine eigene Befundungs "Technik" aneignen.

Schon mal ein dickes DANKE!
17. August 2018 12:38 # 2
Registriert seit: 01.07.2018
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Beiträge: 35

Hallo, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Job :)

Ich würde Dir raten offen mit deinen neuen Kollegen und auch mit der Chefin/Chef zu reden. Welche Befundsysteme sie anwenden und vlt können sie dir alles gleich erklären und zeigen.
"per Spielchen befunden" klingt außerdem nicht sehr fachlich ::blink::
Es gibt standardisierte Befundsysteme gerade für die Pädiatrie. Überlege dir, ob du bei einer erfahren Kollegin/ Kollegen bei einer Befundung hospitieren kannst. Wenn es eine gute Praxis mit einem Kollegialen Verhältnis im Team ist, sollte das kein Problem sein.
Damit zeigst du auch Interesse/ Respekt an deinem Team, außerdem ist das der direkteste Weg.
"Du hast erst verloren, wenn Du aufhörst es zu versuchen."
17. August 2018 13:07 # 3
Registriert seit: 17.08.2018
Beiträge: 4

Ja das wurde mir natürlich schon direkt Angeboten. Ich habe natürlich erwähnt das ich mich in der Befundung nicht sicher fühle.
Allerdings haben mir die Kollegen und die Chefin vorgeschlagen es einfach zu versuchen bzw. mit dem was ich weiß/kann eine Befundung durchzuführen.
Bei meiner ersten Befundung habe ich dann versucht, alles in 45 Min. zu packen was geht. Und am Ende ich mich allerdings nicht gut fühlte. Mich verließ nicht das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben oder etwas vergessen zu haben.
Deswegen wollte ich wissen worauf ihr so achtet bzw. wie ihr sie durchführt.
17. August 2018 16:26 # 4
Registriert seit: 12.09.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 279

Hallo Hans

für den ET gibt es sehr gute 1-2 tägige Seminare, die würde ich dir als Berufsanfänger dringend ans Herz legen. Nach so einer Weiterbildung kannst du zumindest bei Vorschulkindern schon mal einen guten Überblick über den Entwicklungsstand bekommen, zusammen mit z. B. COPM-a-Kids, COSA oder ähnlichem eine Therapieplanung machen und den Therapieerfolg nach einigen Monaten überprüfen. Mal eben so "eine eigene Befundtechnik aneignen" halte ich für unrealistisch und wenig professionell.

Als zeitliche Orientierung: ich brauche als "alte Häsin" für die Kleinen in der Regel mindestens zwei bis drei Therapieeinheiten, bis ich einigermaßen weiß, was zu tun ist. Inclusive Elterngespräch, exclusive Telefonat mit Erzieherinnen oder Heilpädagogin in der Kita. Oft auch mehr, je nach Alter, Situation, Störungsbild,...

Nimm das Angebot, bei den Kollegen zu hospitieren darüber hinaus unbedingt an. Und glaube nicht, dass es dabei mit "einmal zuschauen" getan ist, wenn du qualitativ gute Therapie leisten möchtest.
Und dann geht es Schritt für Schritt weiter. Wenn du in der Pädiatrie weiterarbeiten möchtest, hört es nämlich dort noch lange nicht auf. ::biggrin::

Viel Erfolg

xxu
19. August 2018 12:26 # 5
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Geändert am 19.08.2018 12:39:00
Liebe Kollegen,
ich bin entsetzt über das Unwissen von vielen Berufsanfängern und die Unverantwortlichkeit von PIs und Kollegen. Wie soll ein Arzt oder anderer Kollege aus weitern Berufsgruppen unsere Arbeit wertschätzen wenn er solche Fragen und Darstellungen liest. Zu der Qualität einer solchen Praxis mag ich gar keine Vermutungen äußern. Da frage ich mich auch ob wir wirklich zu wenig verdienen - mal hetzerisch geäußert - "Spielchen spielen", Therapeut macht irgendetwas was andere ihm sagen mit Kindern von denen er keine Ahnung hat und noch weniger von dem was er tut. Das kann auch eine Mutter mit Herz und Verstand ohne Ausbildung. Befund, Testverfahren und Assessments ist alles eins. Mir graust es.::scared::
Ich hoffe die PI hat erbarmen und schickt dich am besten gleich in eine Fobi, und du nimmt schnellst möglich Fachliteratur zur Hand und liest dich ein.
Gut tut es, dass solch eine Unwissenheit auch bei jungen Physios vorhanden ist. Da ist derzeit bei einer in Behandlung bin kann ich leider ein Lied davon singen.

Ich entschuldige mich bei allen jungen Therapeuten, die ihr Bestes geben, neben Ausbildung Studieren und zusätzlich Arbeiten, fleißig sich mit Fachliteratur auseinandersetzen und Augen und Ohren offen haben. Auch bei allen PIs und Vorgesetzten, die ihre Kollege und Mitarbeiter gründlich einarbeiten und unterstützen.
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
19. August 2018 18:08 # 6
Registriert seit: 10.09.2002
Beiträge: 406

@Fine43 dein Beitrag ist nachvollziehbar, hilft dem Mann nur nicht bei seinem Problem.

Für die Basisbefundung bei pädiatrischem Klientel benötigst du:
- DTVP 2 oder FEW 2 (Testet visuelle Wahrnehmung mit und ohne motorische Anteile)
Durchführungsdauer beträgt 45 min und gibt Aufschluss über Stifthaltung, Kraftdosierung, Hand-Auge-Koordination und
vieles mehr. Letztenendes befundest du damit die Voraussetzungen für eine altersgerechte Graphomotorik.

- gezielte klinische Beobachtungen (J. Ayres)
Testet Wahrnehmungsentwicklung, Körperkoordination, frühkindliche Reflexe, Tonus und klappert weitgehend so
ziemlich jeden Bereich der sensomotorischen Kindesentwicklung ab. Im Gegensatz zur Überprüfung der Fein-/
Graphomotorik ist diese Variante der Befundung deutlich komplexer und umfangreicher. Darüber hinaus verlangt sie dem
Untersuchenden
ein automatisiertes und mehrfach beübtes Anleiten des Patienten, Beobachten, Dokumentieren sowie Bewerten des
Gesehenen ab, d.h. du lernst das nicht mal eben in ein paar Tagen. Du benötigst dafür eine Fortbildung oder die
Anleitung eines / einer erfahrenen Kollegen/-in sowie bestenfalls das Durchführungsmanual.

- Um dir in deiner Misere kurzfristig zu helfen, benötigst du beispielsweise einen MiX aus den Dingen mit denen du
eigentlich Auffälligkeiten behandelst, wie beispielsweise einen Parcour, der dich Aussagen über Körperstellreflexe und
Gleichgewichtsreaktionen erstellen lässt sowie unterschiedliche Werkzeuge und Materialien um Aussagen zu
allgemeinen Praxie zu treffen. Um die Graphomotorik einschätzen zu können, Papier und unterschiedliche
Schreibutensilien.

Persönliche Stellungnahme:
Ganz klar zum Ausdruck bringen möchte ich, dass du mit den "Anregungen" zum kurzfristigen Notbehelf nicht mal im Ansatz der Notwendigkeit einer qualifizierten und standartisierten ergotherapeutischen Befundung gerecht wirst.
Dies ist nur der klägliche Versuch einer Hilfestellung, die du eigentlich von deinem Arbeitgeber erhalten solltest, geknüpft an den dringenden Appell an Dich diese auch massiv einzufordern.
Nach meiner Einschätzung (persönliche Meinung und so) hat man dich an deiner jetzigen Stelle trotz und mit deines Befundungsmankos wider besseren Wissens eingestellt, weil der Arbeitsmarkt nicht mehr hergibt. Eine seriöse Praxis würde dich zum jetzigen Zeitpunkt keine Befundung durchführen lassen - wie will man dieses Gebahren gegenüber den Patienten rechtfertigen? Die Befundung ist das Gerüst, auf dem die gesamte Behandlung aufbaut.
Ich glaube, dass fast jeder, der deinen Beitrag gelesen hat, mental im Strahl kotzend auf seinen Bildschirm starrt, aber
ich denke, das weisst du selber. Mach SCHNELLSTMÖGLICH Fortbildungen.
Alles Gute
BV


19. August 2018 19:27 # 7
Registriert seit: 17.08.2018
Beiträge: 4

Geändert am 19.08.2018 19:28:00
@BV
SUPER genau auf so eine Antwort habe ich gewartet vielen vielen Dank!
Aber nicht den letzten Part...

Ich muss dazu sagen es ist nicht so als ob ich überhaupt nichts kann und nich weiß worauf ich bei einem Kinde achten muss. Ich wollte mit meiner Frage nicht sagen das ich keine Ahnung davon habe wo das Problem liegen könnte wenn eine Kind zb einen Stift mit Faustschluss hält und so schreibt. Ich bin neu in dem Beruf und habe ziemlich große Ansprüche, die ich erfüllen will. Schliesslich will ich den Kindern ja helfen, und will dazu so gut wie möglich arbeiten.
19. August 2018 19:59 # 8
Registriert seit: 10.09.2002
Beiträge: 406

Sorry, das wollte ich auch nicht so rüberbringen / unterstellen.
Vergiss einfach den unteren Teil.
Es ist halt schwierig anhand weniger Zeilen eine neutrale Beurteilung einer individuellen Situation in nem Forum zu gewährleisten.
Weisst ja selbst, wie das ausarten kann.
20. August 2018 08:15 # 9
Registriert seit: 05.02.2007
Bundesland: Bayern
Beiträge: 936

Wie wäre es mit Literatur, z.B. Wunstorfer Konzept?
So fix geht es ja leider nicht mit Fortbildungen. Damit hättest Du einen sehr guten Leitfaden und viele Bögen incl.
20. August 2018 11:37 # 10
Registriert seit: 18.10.2012
Beiträge: 1476

Hallo wenn du willst kann ich dir ja mal meinen Beobachtungsbogen schicken, den ich von der Schulzeit mal bekommen habe. Da sind alle wichtigen Befunderhebungen dabei und dieser Bogen gibt dir etwas Struktur und es steht auch drauf, ab wann ein Kind was können sollte. Sonst nehme ich standardmäßig den DTVP2 bzw FEWS 2 der ja für die deutschen Kinder normiert wurde zur Hand. Dieser Test dauert ca 45 Min. Der FEW2 gibt dir Aufschluss über die Graphomotorik, Stifthaltung, Kraftdosierung, Auge- Hand- Koordination, überkreuzt es die Mittellinie oder wechselt das Kind den Stift von einer Hand in die andere Hand. Gerade oft mal bei dem Subtest 1 Auge- Hand- Koordination Auto fährt einmal herum zu beobachten.
Bei dem Beobachtungsbogen den wir mal von der Schule bekommen haben, der gibt dir Aufschluss, ob das Kind auf einen Bein stehen kann, wie lange es auf einen Bein stehen kann, kann es einen Ball fangen, kann es auch mit geschlossen Augen auf einen Bein stehen, wie kann es auf einen Bein hüpfen und wie lange, kann es was nachklatschen. Überkreuzt es hier auch die Mittellinie und ab welchen Alter muss das Kind das überhaupt können, wie ist die Auditive Wahrnehmung? Kann es die Richtung lokalisieren von wo aus das Geräusch herkommt? kann es ähnliche Wörter auseinander halten, erkennt es Geräusche?
Das hilft dir dann erst mal weiter. Sonst wäre natürlich eine Fortbildung auch sehr hilfreich. Befunderhebung von Kindern ist wirklich sehr aufwendig und ich brauche je nach dem welche Auffälligkeiten mir die Mutter beschreibt ein bis 2 Therapieeinheiten, bis ich alles befundet habe.
Wer kämpft kann verlieren. Wer nicht kämpft hat schon verloren.
20. August 2018 11:54 # 11
Registriert seit: 17.08.2018
Beiträge: 4

@KUKDIEHE

Also bezüglich des FEW-2 habe ich schon einiges. Bezüglich des Bogens, da würde ich mir den sehr gerne ansehen.
Wir haben damals etwas bekommen, in dem folgendes befundet werden sollte:
-Äußeres Erscheinungsbild
-Kommunikation
-Soziale Fähigkeiten
-Bewegung/ Grobmotorik
-Feinmotorik
-Wahrnehmung
-Kognitive Fähigkeiten
-Psychosoziales Verhalten
-Selbstständigkeit
-Rollenverhalten
-Freizeitbereich

Es war halt in der Schule immer recht viel "Theorie"... da unsere Dozenten zum größtenteils Leute von der Uni waren.
20. August 2018 13:09 # 12
Registriert seit: 05.02.2007
Bundesland: Bayern
Beiträge: 936

empfehle nochmal das Buch vom Wunstorfer Konzept, damit bist du erstmal abgedeckt und hast viele Bögen + Grundlagen!
20. August 2018 13:40 # 13
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Und das allerwichtigts ist das COPM und das a kids, damit Therapeut weiß welche Ziele zu verfolgen sind!
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
21. August 2018 22:06 # 14
Registriert seit: 12.09.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 279

Manchmal frage ich mich, ob überhaupt jemand je hier Antworten liest. Ich glaube, ich brauche hier mal ne Pause...
::confused::::blink::::rolleyes::

Trotzdem richte ich mich nochmal an den Frederöffner, weil ich solche Hilferufe von Berufsanfängern nicht einfach so stehen lassen möchte:

Lieber Hans,
wenn ihr den ET 6-6-R in der Praxis habt, dann nutze ihn doch! Das ist ein modernes und standardisiertes Testverfahren, dass einen guten Überblick ….(aber das habe ich ja schon oben geschrieben). Im Gegensatz zu den "gezielten Beobachtungen", die nicht standardisiert sind, keine Hinweise auf Alltagsprobleme oder Therapieansätze geben und ungefähr hundert Jahre Fortbildung brauchen (im Gegensatz zum ET, für den brauchst du einen bis zwei Tage, aber das steht ja auch schon oben).

Und (sorry, BV, da bin ich anderer Meinung): ein "Parcours" ist kein Befundinstrument und hat selten Alltagsrelevanz. Auch nicht, wenn man damit "Körperstellreflexe und Gleichgewichtsreaktionen" befunden möchte.

Aber die wertvollen Hinweise auf COSA, COPM a Kids und das Wunstorfer Konzept kamen hier ja auch schon mehrfach...Die wurden allerdings von dir ignoriert, warum auch immer.

Es gibt standardisierte Testverfahren, es gibt Leitlinien, es gibt Therapieempfehlungen. Man kann sie benutzen und man kann deren Anwendung lernen. Und dann kann man ein guter und ernstzunehmender Therapeut werden und bekommt auch Anerkennung und Wertschätzung von anderen Berufsgruppen.

Viel Erfolg!




22. August 2018 09:39 # 15
Registriert seit: 05.02.2007
Bundesland: Bayern
Beiträge: 936

yep - so isses
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