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Betätigungsanforderungen in der Klasse zu hoch

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23. Januar 2019 13:39 # 1
Registriert seit: 23.09.2018
Beiträge: 96

Hallo!

Ich arbeite im Moment hauptsächlich im Fachbereich Pädiatrie und habe nun inzwischen 3 Kinder derselben (!) Klasse zugewiesen bekommen, die ich nun alle im Rahmen von Einzeltherapiesitzungen behandle. Die Kinder kommen aus unterschiedlichen Gründen und mit verschiedenen Zielsetzungen zu mir. Aber in allen drei Fällen ist es so, dass es vor Schuleintritt keine oder nur wenige Probleme gab und dass seit Schulbeginn nun alle drei nicht nur Defizite im motorischen bzw. verhaltensbezogenen Bereich aufweisen. Zusätzlich haben sie auch Probleme im Klassenverband (fühlen sich teilweise ausgegrenzt und unwohl), Probleme mit der Motivation (wollen nicht lernen/Hausaufgaben machen) und mit ihrem Selbstwert (fühlen sich falsch, können Fehler schwer aushalten). Kurz gesagt: Der Leidensdruck der Kinder ist groß.

Ich habe das Gefühl, dass sie mit den schulischen Anforderungen, so wie sie derzeit sind, einfach überfordert sind.

Ihre Bezugspersonen (Eltern, Lehrerin) wollen einerseits die bestmöglichen Voraussetzungen für sie schaffen, indem sie Ergotherapie für sie verordnen ließen; sie geben ihnen aber leider andererseits zu verstehen "Du musst dich ändern, denn es liegt an dir, dass du Probleme hast." Dabei sehe ich grundsätzlich nicht hauptsächlich bei den Kindern das Problem, sondern sehr in den Betätigungsanforderungen in der Schule, die sich eben weniger nach den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Kinder richten, sondern mehr nach dem Grundschullehrplan. Keiner meint es böse, keiner will den Kindern etwas Schlechtes. Aber gelebte Inklusion (im Sinne von: jeder darf seine Schwächen haben und diese werden so gut es geht auch von der Umwelt kompensiert) ist aus meiner Sicht im schulischen Bereich leider einfach noch ein absolutes Fernziel.

Morgen habe ich ein Telefonat mit der Klassenlehrerin. Wie kann ich sie gut ins Boot holen und ihr gleichzeitig vermitteln, dass das seelische und soziale Wohlbefinden der Kinder sehr davon abhängig ist, was sie ihnen im Unterricht mit ihrer Haltung und ihren Anforderungen vermittelt?

Danke!!

23. Januar 2019 21:29 # 2
Registriert seit: 01.10.2011
Beiträge: 64

Geändert am 23.01.2019 21:31:00
Zitat / vogelbeere hat geschrieben:

Ihre Bezugspersonen (Eltern, Lehrerin) wollen einerseits die bestmöglichen Voraussetzungen für sie schaffen, indem sie Ergotherapie für sie verordnen ließen; sie geben ihnen aber leider andererseits zu verstehen "Du musst dich ändern, denn es liegt an dir, dass du Probleme hast."
23. Januar 2019 21:32 # 3
Registriert seit: 01.10.2011
Beiträge: 64

Genau dort solltest du ansetzen, was genau sind die Probleme, welche Bedingungen und Möglichkeiten gibt es in der Klasse, In wie weit können Eltern und Lehrer die Kinder unterstützen .......
Erst danach kannst du zusammen mit den Kindern, den Eltern und den Lehrern nach Lösungsmöglichkeiten suchen und mit den Kindern Strategien erarbeiten, wie sie ihren Schulalltag besser meistern können.
23. Januar 2019 21:58 # 4
Registriert seit: 23.09.2018
Beiträge: 96

OK, danke! Das klingt gut und werde ich auf alle Fälle machen, mal ausloten, was so die Möglichkeiten sind. Ich werde versuchen, die Lehrerin nach eigenen Ideen bzgl. Unterstützungsmöglichkeiten zu fragen. ::thumbup::
24. Januar 2019 11:41 # 5
Registriert seit: 14.01.2011
Beiträge: 976

Hallo Vogelbeere,
ich kann dir nur empfehlen im Umgang mit Lehrern SEHR viel Feingefühl an den Tag zu legen, egal wie engagiert sie auch seien mögen. Ihnen wenn auch sehr freundlich zu sagen, dass Sie etwas anders machen sollen, damit es den Kindern besser geht ist extrem gefährlich und kann nach "hinten " los gehen.
frage Sie lieber was Sie sich für Ihren Unterricht von den Kindern wünscht, damit Ihre Arbeit erleichtert wird. Dann ist Sie eher bereit zusätzlich Zeit und Arbeit. Wenn Sie ihre Wünsche geäußert hat, kannst du Vorschläge für die Umsetzung machen und Sie entscheiden, was davon für Sie in Ihrem Schulalltag tatsächlich umsetzbar ist. Nur wer eigene Ziel hat ist auch bereit dafür zu arbeiten!
"Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es". (Spitzer)
1. Februar 2019 14:51 # 6
Registriert seit: 21.02.2013
Beiträge: 1

Geändert am 01.02.2019 14:53:00
Ich habe 2 Kinder, die in der Grundschule waren und arbeite derzeit als Schulbegleitung in einer 1. Klasse. Aus den bisherigen Erfahrungen lässt sich auf jeden Fall feststellen, dass der Übergang in die Schule eine gravierende Veränderung darstellt. Die Kinder sind mit viel mehr Reizen/ Lärm konfrontiert, haben viele neue Bezugspersonen und, das ist nicht unwesentlich: Es fehlt der Mittagsschlaf oder die Mittagsruhe. Manchmal ist Eltern nicht richtig bewusst, dass sie ihren Alltag umstellen müssen, dass das Kind wieder mehr Schlaf braucht und es vor der Schule frühstücken sollte, im Gegensatz zum Kindergarten, wo das wahrscheinlich dort gemacht wurde.
Das Gespräch mit der Lehrerin ist ja sicher schon gelaufen. Falls noch weitere folgen sollten: Ratsam ist: Du teilst deine Beobachtungen/Äusserungen der Kinder zunächst ohne Wertung mit.
An meiner Schule kommt die Ergotherapeutin teilweise während des Schulvormittages. Vielleicht kannst du auch mal eine Therapiestunde in der Klasse hospitieren, um einen Eindruck zu haben, wie das zu jeweilige Kind sich im Gruppengefüge verhält und es dann mit der Lehrerin auswerten.
Viel Erfolg!
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