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Radialislähmung

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2. Juni 2019 22:00 # 1
Registriert seit: 04.04.2018
Beiträge: 20

Hallo ihr Lieben,
Ich benötige dringend einen Rat.
Ich habe eine Patientin (87 Jahre alt). Sie hat sich durch einen Sturz eine Oberarmfraktur mit einer Radialislähmung zugezogen. Das ganze ist zwei bis drei Monate her. Das Handgelenk kann sie aktiv nicht bewegen, beim anheben des Armes hängt die Hand nach unten. Die Finger kann sie nur leicht bewegen. Beim Versuch eine Faust zu bilden zittern die Finger sehr stark. Sie trägt eine Schiene für das Handgelenk. Sensibilität ist nur im Ellenbogenbereich beeinträchtigt.
In der Therapie mobilisiere ich den Arm, Handgelenk und Finger und mache anschließend aktive Übungen z.b Bewegungsrichtungen mit einem Ball oder an der schrägen Ebene. Bisher hat sich nicht viel getan außer dass sie langsam mehr Kraft in der Hand bekommt. Die Handgelenksstreckung ist aber bspw immer noch nicht ansatzweise möglich. Könnt ihr mir helfen? Wie sieht die Prognose bei einer Radialislähmung nach zwei Monaten aus? Kann sich da noch etwas verbessern?

P.S. bin noch nicht lange in diesem Beruf. Das ist meine erste Radialislähmung die ich therapiere. ::rolleyes::
3. Juni 2019 09:43 # 2
Registriert seit: 05.01.2015
Beiträge: 86

Hallo Ergo1015,

da spielen nun mehr Faktoren zusammen. Zum einen ist Deine Patientin nicht mehr in einem Alter, in dem der Körper gut und schnell regenerieren kann. Schätzungsweise wird sie noch die eine oder andere Begleiterkrankung des Stoffwechsels haben, die den Heilungsverlauf verlangsamt. Dazu kommt, dass auch bei einem jungen und gesunden Erwachsenen, die Nervenheilung sehr langsam erfolgt. Man spricht hier von 0,5-1mm pro Tag. Die Nervenfasern liegen dabei allerdings nicht gerade in ihrer Nervenbahn, sondern in einer Art Wellenform, damit sie auch bei Zugbelastungen keinen Stress erfahren.
Wenn Du Dir nun die Strecke anschaust, die der Nerv von der Höhe der Frakturstelle, bis zum Innervationsbereich der Handgelenkextensoren am lateralen Epicondylus zurücklegen muss, kannst Du schon grob abschätzen, dass dies wesentlich länger als ein paar Monate dauern wird. Diese Zeit wird sich durch das Alter Deiner Patientin noch verlängern.

Was Du bis zum Zeitpunkt der Reinnervation tun kannst, ist die Hand nach Möglichkeit in Alltagsfunktion zu erhalten, die Gelenke und vor allem auch die Nachbargelenke in Bewegung zu halten. Dabei behalte bitte auch ein Augenmerk auf der Schulterbeweglichkeit, die sich nach der Humerusfraktur gerne gravierend verschlechtert. Dazu kommt der Einsatz des TENS zur Stimulation der Handgelenkextensoren, um eine Atrophie über den langen Zeitraum der Nichtinnervation zu verringern. Auch ein imaginäres Training wäre sinnvoll, damit die corticale Repräsentation und Ansteuerung der entsprechenden Muskulatur über den Zeitraum erhalten bleibt.

Was die Schiene anbelangt, so gehe ich erst einmal davon aus, dass sie eine Fertigorthese erhalten hat. Diese stellen das Handgelenk meist nur in 0°-Stellung ein. Sie benötigt aber eine Handgelenkextension in der Schiene von ca. 30° Dorsalextension. Die Schienen verfügen zum Glück meist über eine Verstärkung mittels Alusplint. Den kannst Du dann in die entsprechende Position korrigieren.

Ich hoffe, ich konnte Dir damit schon einmal weiterhelfen.
Liebe Grüße

R.Groth
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4. Juni 2019 08:43 # 3
Registriert seit: 04.04.2018
Beiträge: 20

Vielen lieben Dank R.Groth für diese ausführliche Antwort! Hilft mir aufjedenfall weiter und zeigt mir dass ich in meinem Behandlungsansatz auf dem richtigen Wege war. Zwecks den Schienen werde ich mich informieren und meine Patientin aufklären.

Danke nochmal und liebe Grüße!:)
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