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erste Sichtstunde und ziemlich planlos

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9. August 2019 10:03 # 1
Registriert seit: 27.06.2019
Bundesland: Sachsen
Beiträge: 2

Hallo ihr Lieben, ::smile::

ich habe folgendes Problem:
Mein erstes Praktikum neigt sich dem Ende zu (WfbM, Arbeitstherapie, Bereich Küche/Catering)
und natürlich steht auch bald meine erste Sichtstunde an.
In der Einrichtung, in der ich seit einigen Monaten arbeite, bin ich aufgrund von Personalmangel oft ziemlich auf mich allein gestellt, was an sich gar nicht so schlimm ist, nur habe ich das Gefühl, meine therapeutischen Fähigkeiten kaum (weiter)entwickeln zu können.

Ich habe eine Klientin, Mitte 30, die sehr "fit" und selbstständig ist. Sie hat eine leichte geistige Behinderung (Intelligenzminderung, sagt man das so?) und einige psychische Schwierigkeiten, unter anderem geringes Vertrauen in ihre Fähigkeiten und sie neigt dazu, sich von Fehlschlägen schnell entmutigen zu lassen (reagiert mit Rückzug, Unlust usw.). Des Weiteren hat sie eine Lese-Rechtschreib-Schwäche und außerdem fällt ihr das Rechnen schwer.
Sie bäckt sehr gern Kuchen, Kekse usw.
Während der Hospitation haben wir nach einem zuvor ausgewälten Rezept gemeinsam Kekse gebacken. Leider habe ich mich dabei als Therapeutin nicht besonders gut angestellt. Ich war viel zu nervös und habe die Hälfte des Einstiegs, sowie eine Reflexion am Ende der TE komplett vergessen. Meine Dozentin, die auch meine Sichtstunde begutachten wird, sagte mir, ich hätte meine Klientin eher unterfordert und meine Rolle als Therapeutin sei keinesfalls klar erkennbar gewesen.
Ich weiß nicht, ob ihr mir einen Rat geben könnt, was ich denn gemeinsam mit meiner Klientin planen und durchführen könnte, ohne sie dabei zu über- oder unterfordern.
Ich bin wirklich ziemlich ratlos und für jede noch so kleine Hilfe dankbar. ::sad::

Liebe Grüße
eure Streunerin
9. August 2019 16:21 # 2
Registriert seit: 12.09.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 278

Hallo Streunerin

du hast ja schon gute Anhaltspunkte erkannt und von deiner Lehrerin bekommen:
Zitat / Streunerin hat geschrieben:
Leider habe ich mich dabei als Therapeutin nicht besonders gut angestellt. Ich war viel zu nervös und habe die Hälfte des Einstiegs, sowie eine Reflexion am Ende der TE komplett vergessen. Meine Dozentin, die auch meine Sichtstunde begutachten wird, sagte mir, ich hätte meine Klientin eher unterfordert und meine Rolle als Therapeutin sei keinesfalls klar erkennbar gewesen.


Wenn du dir überlegst, wie du diese Punkte berücksichtigen kannst, wird die Sichtstunde um Klassen besser. Überlege dir doch einmal, wie du mit deiner Nervosität umgehen kannst. Vielleicht fallen dir auch Möglichkeiten ein, TROTZ Nervosität bei deiner Planung zu bleiben. Welche Hilfsmittel wären ggfs. dafür sinnvoll? Niemand erwartet, dass du NICHT nervös bist.
Setze dich intensiv mit deiner Therapeutenrolle auseinander. Wie kannst du diese klarer für dich selbst definieren - und damit nach außen transportieren? Was möchtest du erreichen? Was wäre für die Klientin hilfreich? Wie viel Forderung braucht die Klientin, wo sollte sie gefördert werden? Woran erkennst du, ob du sie über- oder unterfordert ist? Und was kannst du dann tun, wenn du dies bemerkst?

Meiner Meinung nach sind die Inhalte deiner Sichtstunde eher unwichtig. Ob du jetzt Kekse bäckst oder Kartoffeln schälst ist gleich, wichtig ist, wie du diese Tätigkeiten vorbereitest und anleitest, wie du auf die Probleme und Stärken der Klientin eingehst, wie du mit ihr gemeinsam an ihren Zielen arbeitest, wie ihr in Kontakt seid usw. usf.

Viel Spaß beim Planen und viel Erfolg!
LG
xxu
10. August 2019 11:28 # 3
Sina12
Sina12
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 121

Geändert am 10.08.2019 11:29:00
Hallo!
Hier noch ein allg. Tipp, der mir beim Lesen eingefällen ist:
In einer eher handlungsorientierten Therapie eine Sichtstunde abzulegen ist meiner Meinung nach schon echt "meisterhaft".
Das man als Praktikant ohne Berufs- und Menschenerfahrung therapeutisch gut, flexibel und souverän auftritt, würde ich zum Beispiel nur bedingt erwarten.
Deshalb mein Rat: mach etwas, das wenig Flexibilität verlangt. Suche dir zB eine planerische, vorbereitende Tätigkeit oder what ever aus. Suche dir eine Idee für deine Stunde, die du gut vorausplanen kannst, wo du dir einzelne Handlungsschritte genau aufschreiben kannst und du das identisch schon mal mit einem oder mehreren anderen Personen üben kannst.
Mit steigender Wiederholung und Häufigkeit wächst auch deine Erfahrung und du kannst dich mehr auf deine therapeutische Haltung konzentrieren.
11. August 2019 20:23 # 4
Registriert seit: 13.03.2011
Beiträge: 199

Hallo Streunerin,

Hast du mit einer Klientin Ziele erarbeitet? Daran solltest du dich orientieren.

LG Andi
Liebe ist, dem Geliebten zu geben, was er braucht. Der Geliebte wird dir geben, was du brauchst, wenn du die Erwartung aufgibst, etwas zu bekommen. [Anita Balser]
12. August 2019 09:45 # 5
Registriert seit: 27.06.2019
Bundesland: Sachsen
Beiträge: 2

Erstmal ganz vielen Dank für eure Ideen und Ratschläge. ::thumbup::

Ich habe mir eben eure Antworten durchgelesen und werde heute Abend zu Hause noch mal gründlich darüber nachdenken.

Tatsächlich haben wir noch keine wirklichen Ziele erarbeitet.
Ich bin auch mit 23 noch immer nicht wesentlich besser darin geworden, mir meine Zeit vernünftig einzuteilen. Anfangs dachte ich noch, ich hätte sooo viel Zeit für alles und dann hatte ich doch ziemlich zu tun, diesen umfassenden Patientenbericht zu schreiben, mit dem ich auch jetzt noch nicht ganz fertig bin. Ist der eigentlich immer so ausführlich? Ich kann mir kaum vorstellen, dass man als "fertiger" Therapeut die Zeit dazu hat, für jeden einzelnen Klienten regelmäßig seitenweise Berichte zu schreiben. Oder vielleicht ist es auch so, dass einem das mit zunehmender Erfahrung und ausreichend Übung irgendwann viel leichter von der Hand geht?
Deutsch war immer mein liebstes und bestes Fach und es fällt mir normalerweise nicht besonders schwer, auch die banalsten Dinge so zu formulieren, dass sie sich gut lesen lassen und auch noch nach etwas klingen, aber hier komme ich tatsächlich ab und zu an meine Grenzen.
Ich hoffe, in ein paar Jahren, über meine Unsicherheit von heute schmunzeln zu können. Ist es euch denn auch so ergangen?

Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche und auch sonst einen schönen Tag. ::smile::

Liebe Grüße
eure Streunerin
12. August 2019 14:53 # 6
Registriert seit: 13.03.2011
Beiträge: 199

So ausführliche Berichte wirst du später eher weniger schreiben, aber damit sollst du dich intensiv mit der Thematik beschäftigen und auseinander setzen.
Gerade die Ziele werden in dem Bericht an mehreren Stellen abgefragt. Der Bericht basiert doch quasi auf den Zielen des Patienten.
Liebe ist, dem Geliebten zu geben, was er braucht. Der Geliebte wird dir geben, was du brauchst, wenn du die Erwartung aufgibst, etwas zu bekommen. [Anita Balser]
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