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Missstände melden in Wohneinrichtung

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7. März 2020 08:42 # 1
Registriert seit: 11.09.2015
Bundesland: Niedersachsen
Beiträge: 15

Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich bin seit einigen Monaten in einer Wohneinrichtung (Eingliederungsbereich) für psychisch Erkrankte tätig. Die Umstände dort sind so dermaßen unter aller Kanone, dass ich mich ernsthaft frage, ob ich es selbst verantworten kann diese nicht zu melden.

Deshalb schildere ich mal ein paar Eindrücke:

Für ca. 3 Wohnbereiche und ein Nebenhaus mit insgesamt ca. 50 Bewohnern sind 10 Betreuer (2-Schicht-System, Nachtwache ist mit 1-2 Personen besetzt) zuständig, von denen die Hälfte regelmäßig krank ist. Die Bewohner sind im Alter von 25-80 Jahre alt, oft multimorbid und chronisch erkrankt mit heterogenen Krankheitsbildern und geistigen Störungen.
Auf 2 Wohnbereichen und in dem Nebenhaus sind die Mitarbeiter nur rudimentär zur Essensbegleitung oder schauen mal kurz vorbei, ansonsten sind die Bewohner dort auf sich alleine gestellt. Dementsprechend sieht die Hygiene und körperliche Versorgung aus. Die Toiletten stinken wie Bahnhofsklos, die Zimmer mitsamt Bewohnern versinken im Dreck. Dass die Bewohner mit verdrecken Klamotten und extrem schlechter Hygiene rumlaufen ist absolut normal. Ein Pullover wird gerne mal ohne Duschen 14 Tage getragen, vollgepischte Windeln nicht bemerkt.
Ich rufe oft auf den Wohnbereichen an und bitte die Kollegen, dass sie die Bewohner begleiten sollen beim Kleidungswechsel, weil sie so dermaßen stinken (entschuldigt aber anders lässt es sich nicht formulieren).
Die Kollegen sind verständlicherweise überfordert und machen was sie können.

Das Gebäude ist ein altes Sanatorium aus den 30er Jahren ist und der bauliche Zustand extrem mau. Es sieht schon teilweise aus wie im Gruselkabinett, der Gestank des Raucherraums zieht in die komplette Eingangshalle. Es ist insgesamt alles alt, dreckig und miefig.
Hinzu kommt, dass die neuen Putzkräfte auch unterbesetzt sind, krank, teilweise wieder entlassen und für das Haupt- und Nebengebäude (in denen noch andere WBs sind ausser die von mir genannten) sowie Beschäftigungsabteilung putzen sollen. Es sind derzeit 3 Putzkräfte mit 4 Stunden Arbeitszeit.

Ich arbeite in der Beschäftigung. Die Küche in der ich arbeite, wurde seit 6 Wochen nicht mehr geputzt. Die Toiletten wurden seit 4 Wochen nicht geputzt.

Die Einrichtung gehört zu einem kirchlichen Träger, angeblich ist für vieles kein Geld da. Fensterputzer werden abbestellt um Kosten zu sparen. Auf Beschwerden beim Qualitätsmanagement wird nur mit (aus meiner Sicht) Ausreden reagiert. Überlastungsanzeigen werden registriert, aber es ändert sich einfach gar nichts.

Im Einstellungsgespräch wurde mir gesagt, dass man "bald" in einen Neubau umziehen wolle. Nun habe ich erfahren,dass die Suche für ein geeignetes Grundstück noch nicht einmal annähernd erfolgreich war.

An sich mag ich die Arbeit und die Bewohner sehr gerne, aber die Umstände sind katastrophal.

Ich frage mich, ob es fahrlässig von mir ist die Umstände so hinzunehmen ohne es bei einer zuständigen Behörde zu melden...darf man Menschen in so einer Versorgung lassen?

Habt ihr ähnliche Erfahrungen? Wie geht es euch damit?




7. März 2020 10:41 # 2
Registriert seit: 05.10.2011
Bundesland: Hamburg
Beiträge: 720

Für Mißstände in Wohneinrichtungen gibt es in der Regel die Heimaufsicht.
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