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"Kreativgruppe" in der Sucht

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31. März 2020 16:33 # 1
Registriert seit: 20.09.2017
Beiträge: 4

Hallo ::thumbup::
Arbeite in einer Klinik, Bereich Entwöhnung/Sucht.
Haben viele Langzeitpatienten. In den Bezugsgruppen Ergotherapie wird hauptsächlich "kreativ" gearbeitet.
Natürlich haben wir viele, verschiedene Indikationsgruppen, die ein breites Spektrum abdecken.
In der Bezugsgruppe beschränkt sich unser Spektrum aktuell auf: Ton, Gießton, Parakord, Speckstein, Peddigrohr, Seidenmalen, Nähen/Trockenfilzen und alles rund um Malen/Gestalten mit verschiedenen Farbmaterialien.
Soweit schon mal ein gutes Angebot. Holz ist natürlich auch möglich, wird aber über die Indikations-Holzgruppe ebenfalls abgedeckt.
Ich überlege, welche Materialien zudem angeschafft werden könnten, oder welche Gruppenangebote im einzelnen möglich wären.
Habe schon folgendes in Planung:
Ytong, Fotocollagen/rallyes, Skulpturen mit Holz/Hasendraht/Pappmache

Vielleicht habt ihr noch andere Ideen, zum Material allgemein, sowie zu Gruppenaufgaben::smile::

Danke vorab
8. April 2020 11:45 # 2
Registriert seit: 20.07.2018
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 85

Ich versteh irgendwie nicht den Sinn dahinter.. Also ich arbeite auch in der Psychiatrie und durchaus auch kreativ, aber immer anhand der Zielformulierung der jeweiligen Patienten. Deswegen find ich jetzt so ne Pauschalantwort schwierig.. Wir sind auch eher dabei die Kreativmaterialien abzubauen und das Angebot stark zu reduzieren anstatt neue Materialien ranzuschaffen..
11. September 2022 12:11 # 3
Registriert seit: 16.02.2021
Beiträge: 12

was ist der Sinn hinter solch einer kreativen Gruppe? Sind die betätigungen dort klientenzentriert und Alltagsrelavant?
Ich glaube kaum das ein Großteil deiner Klient:innen in ihrem Alltag pädigrohrkörbe flechtet und für kognitve Fähigkeiten ist es heute einfach wissenschaftlicher Standard über comutergestüzte Therapie zu gehen. Die einzige Indikation die ich sehe ist als Grobziel "emotionale ausdrucksfähigkeit" eventuell mit abstrichen fördrung des "Ich Erlebens". Es wäre meiner Meinung nach sinnvoller klientenzentriert auf Tagesstruktur und Routinen zu schauen und diese individuell zu erarbeiten.
13. September 2022 13:22 # 4
Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 387

Was hilft es dem Patienten, wenn er nach Hause entlassen wird und was selbst hergestelltes, "kreatives" mitzunehmen , wenn seine Alltagsprobleme vielleicht eher praktischer Art sind? Ziele des Patienten sind immer individuell und nah am Alltagsgeschehen der Patienten.


18. September 2022 18:34 # 5
Registriert seit: 16.02.2021
Beiträge: 12

Also ich arbeite auch mit Suchtpatienten und in den meisten Alltagen kommen handwerkliche kreativtätigkeiten wirklich selten vor. Du könntest das höchsten als Ziel Entwicklung von Intressen Freizeitaktivitäten anschauen ja kreatives arbeiten hat in der psych immer noch eine Berechtigung allerdings eher in der Akutpsych. Bitte Bitte bitte alltagsorientiert und klientenzentriert arbeiten. Häufige Themen aus meiner Erfahrung sind ganz grob Sozial Kompetenzen, persönliche Ressourcen reaktivieren, Tagesttruktur, Freizeitgestaltung, Kognitive Fähigkeiten (und diese bitte nur computergestüzt Therapieren).

Liebe Grüße
13. März 2023 13:58 # 6
Registriert seit: 04.09.2017
Beiträge: 4

Geändert am 13.03.2023 14:10:00
Hallo,
wie sieht denn euer Arbeitsplatz in der Psychiatrie aus? Arbeitet ihr ambulant oder stationär? Das macht ja einen gewaltigen Unterschied. Ich arbeite in einer psychiatrischen Abteilung in einem Krankenhaus mit Stationspatienten und einer Tagesklinik. Hier ist es nicht möglich und auch nicht vordergründig dass in der Ergotherapie alltagsorientiert gearbeitet wird. Die Patienten sind in der Regel nicht lange genug auf den Stationen oder in einer Akutsituation. Außerdem finden Gespräche mit Ärzten, Psychologen, dem Sozialdienst und Selbsthilfegruppen statt, in denen Strategien und Hilfen für den Nachstationären Alltag angeboten und erarbeitet werden.
Ergotherapie kann ja auch einfach Raum zum austauschen, abschalten und beschäftigen sein.
Von daher sollte man diesen Aspekt berücksichtigen und nicht direkt jemanden "maßregeln" wie oder nach was er zu arbeiten hat.
13. März 2023 15:12 # 7
Registriert seit: 29.09.2007
Beiträge: 785

Zitat:
Hier ist es nicht möglich und auch nicht vordergründig dass in der Ergotherapie alltagsorientiert gearbeitet wird.


Möglich ist das fast überall.
Scheitert manchmal auch einfach daran, dass Therapeut*innen sich wenig Gedanken dazu machen und gedanklich "im Peddigrohr festhängen".
13. März 2023 15:23 # 8
Registriert seit: 20.07.2018
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 85

Also wenn es denn unbedingt kreativ sein muss, würde ich immer ein bestimmtes, alltagsbezogenes Thema vorgeben. Collagen zum Thema positive Aktivitäten. Den inneren Schweinehund bildlich/figürlich darstellen etc. Thema Achtsamkeit, Entspannung etcd. Das alles würde ich aber anhand der Zielformulierung der einzelnen Patienten machen. Klar, kannst du auch eine Beschäftigung anbieten, aber das ist dann halt ohne therapeutisches Ziel und eigentlich ohne Mehrwert für den Patienten. zumindest meiner Meinung nach.
15. August 2023 13:30 # 9
Registriert seit: 27.06.2023
Beiträge: 11

Denke es passt dazu also mach ich mal keinen neuen Thread auf.

Ich habe jetzt in einer Klinik angefangen (als Berufsanfänger) in der Qualifizierter Entzug für alkoholabhängige Patienten angeboten wird. Die Patienten sind lediglich für etwa 11 Tage in Therapie.
Da ich als einziger Ergotherapeut bisher auch für die Geri der Klinik zuständig bin bedeutet das, dass ich selbst wenn ich wie es geplant ist Gruppen anbiete (a 3h) ich die Klienten nur 3 mal sehen werde.
Die Gruppengröße ist dabei bei etwa 15 Klienten.
In der Zeit ist weder eine Ergotherapeutische Anamnese möglich noch gibt es dadurch bisher individuelle, klientenzentrierte Zielformulierungen. Statt dessen werden allgemeine Themen besprochen.
Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit den Psychotherapeuten, allerdings machen diese selbst sehr viel Psychoedukation und auch alltagsrelevante Themen in ihren Einheiten, weshalb, auch weil von den Klienten wohl das viele reden bemängelt wurde, ich nun "was kreatives wo die Patienten auch mal ihre Hände benutzen können" anbieten soll.
Da ich selbst aber von den HKTs nicht allzu viel halte, besonders nicht unter den Umständen (sind ja schlieslich keine Beschäftigungstherapie mehr), weis ich nicht was ich jetzt machen soll.

Habt ihr irgendwelche Ideen wie man, gerade wenn man nur 3x3h mit je 15Personen hat sinnvolle Ergotherapie leisten könnte. Ich kann ja die Menge der Therapiezeit nicht erhöhen, und die Personenzahl verkleinern kann ich auch nicht. Im Grunde sind wir auch nur eine Durchlaufstation für den Entzug bevor Leute dann in irgendwelche Langzeiteinrichtungen gehen.
15. August 2023 15:17 # 10
Registriert seit: 20.07.2018
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Beiträge: 85

Zitat / R-Cane hat geschrieben:




Habt ihr irgendwelche Ideen wie man, gerade wenn man nur 3x3h mit je 15Personen hat sinnvolle Ergotherapie leisten könnte. Ich kann ja die Menge der Therapiezeit nicht erhöhen, und die Personenzahl verkleinern kann ich auch nicht. Im Grunde sind wir auch nur eine Durchlaufstation für den Entzug bevor Leute dann in irgendwelche Langzeiteinrichtungen gehen.


Hallo. also erstmal finde ich kann man in einer gruppe von 15Patienten in keinster Weise therapeutisch arbeiten. Das ist reine Beschäftigung und hat mit Therapie überhaupt gar nichts zu tun. Mich würde auch interessieren, ob das überhaupt so rechtens ist. Soweit ich weiß ich stationär die Gruppengröße bis 12 erlaubt, was ich auch schon sehr groß finde, bei uns gibt es sogar die Regelung nicht mehr als 8 Patienten, dann muss zu zweit gearbeitet werden.

Was du machen kannst, um überhaupt irgendwie therapeutisch sinnvoll zu arbeiten, ist den Fokus auf die soziale Interaktion zu legen und Gruppenprojekte anzubieten, bei welchen sich die Patienten gegenseitig absprechen müssen, miteinander arbeiten müssen. Themen können dabei ja durchaus Alltagsrelevant sein. Also Projekte zum Thema innerer Schweinehund, positive Aktivitäten, Hobbys, Berufe etc.
Ich würde auch eine Anfangs- und Abschlussrunde einbauen und jeden Patienten zu Beginn ein Therapieziel für die Einheit festlegen lassen. Am Ende wird entsprechend reflektiert. Du kannst auch das Thema Achtsamkeit nehmen und mit verschiedenen Materialien umsetzen und dabei den Fokus auf die verschiedenen Sinne legen. Wobei dann 3 Stunden schon seeehr lang sind.

Ist es nicht möglich die Therapiezeit und die Gruppen zu teilen? Also statt 3x3std mit 15patienten 2x 3x1,5Std a 8 Patienten?
15. August 2023 15:57 # 11
Registriert seit: 27.06.2023
Beiträge: 11

Danke erstmal für die schnelle Antwort und die guten Tipps. ::thumbup::
Also "interaktionell" als Schwerpunkt zu nehmen macht für manche Klienten vermutlich Sinn, auch weil sie durch die vieleicht gewonnen Peers auch nach dem Entzug noch potentielle Ratgeber und Unterstützer haben. Aber da es nicht für alle relevant sein könnte weis ich nicht ob ich alle drei Therapiesitzungen mit Gruppenprojekten füllen möchte. Besonders weil manche persönliche Themen schon ausruckszentriert als "Einzelarbeit in Gruppen" schwer sein können und ich befürchte das das dann garnicht funktioniert.

Gleichzeitig geht es bei vielen von Ihnen eher um Themen wie z.B. Selbstwirksamkeit, welche ich kompetenzzentriert, oder Rollen und Selbstbild, was ich eher ausdruckszentriert bearbeiten wollen würde. Dafür müsste ich aber erstmal konkrete Ideen haben WAS ich diesbezüglich mit Ihnen machen kann.

Das mit dem jeden Klienten ein eigenes Therapieziel formulieren lassen klingt zwar erstmal gut, aber viele Klienten haben gar keine Grundvorstellung was man in der Ergotherapie alles machen kann, und somit befürchte ich das könnte Sie überfordern. Und sich an Themen entlanghangeln (Schweinehund etc) ist das was bisher auch gemacht wurde, aber damit sind wir halt wieder bei allgemeinen Themen die die meisten betreffen, aber nicht individuell sind.

Wie ihr schon seht stehen bei vielen dieser Themen meine eigenen (verkopften) Befürchtungen im Weg, manchmal vieleicht mehr als tatsächliche Probleme. ::blush::

Zur Frage mit den Gruppen aufteilen, die Gruppen sind schon aufgeteilt. In der Klinik sind normalerweise 28-30 Patienten im QE, diese werden in 2 Gruppen aufgeteilt und somit sind es Durchschnittlich noch 14-15. Da die Patienten jeden Tag eine bestimmte Anzahl von Therapiestunden erhalten sollten/müssen und diese sich in die unterschiedlichen Bereiche (Phsychotherapie/Ergo/etc.) aufteilen, ginge das nur wenn andere Fachbereiche wiederum mehr Arbeit oder größere Gruppen hätten, also nein. Zumindest nicht bei dem aktuellen Personalstand. Wenn wir noch eine/n Ergo hätten der 40h arbeitet wäre das kein Problem. Aber wie überall fehlen Fachkräfte.::sad::
17. August 2023 15:38 # 12
Registriert seit: 20.07.2018
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 85

Zitat / R-Cane hat geschrieben:

Das mit dem jeden Klienten ein eigenes Therapieziel formulieren lassen klingt zwar erstmal gut, aber viele Klienten haben gar keine Grundvorstellung was man in der Ergotherapie alles machen kann, und somit befürchte ich das könnte Sie überfordern. Und sich an Themen entlanghangeln (Schweinehund etc) ist das was bisher auch gemacht wurde, aber damit sind wir halt wieder bei allgemeinen Themen die die meisten betreffen, aber nicht individuell sind.

.::sad::


Also ich meine jetzt nicht als Ziel "ich mache heute Holz" sondern eher, "ich nehme heute 10Min konzentriert teil" "ich bringe zu Ende, was ich Angefangen habe" "ich spreche heute mit 2 Mitpat." "ich fordere mir Hilfe ein, wenn ich welche brauche" "ich grenze mich von anderen ab" "ich sage nein" etc.

Ansonsten versteh ich nicht so ganz, was dein Problem ist. Ich bin der Meinung, man kann immer ein Thema in die Gruppe geben in die Pat. fragen, wie sie das entsprechend bearbeiten wollen, was sie für Ideen haben. Frag doch einfach mal deine Patienten was sie wollen? Warum sind sie denn da? Was wollen sie denn ändern? Und wie glauben sie, können sie das erreichen?

Du kannst auch allen ein Mandala hinlegen, nen Speckstein vor die Nase stellen oder ne Feile für Holz in die Hand drücken. Ist dann halt nicht Ziel führend. Du musst schon mit deinen Patienten sprechen
18. August 2023 13:36 # 13
Registriert seit: 27.06.2023
Beiträge: 11

Geändert am 18.08.2023 13:38:00
Erstmal davor als Info zum Verständnis: Die Leute kommen gestaffelt, dass heisst einige haben z.B. ihre letzte Therapiesitzung (und damit schon mehr Erfahrung und Themen z.B. in der Psychotherapie besprochen) und für andere ist das grad die erste Therapiesitzung (und sie hatten noch keinen Kontakt mit Therapie)

Zitat / Stöffi hat geschrieben:

Also ich meine jetzt nicht als Ziel "ich mache heute Holz" sondern eher, "ich nehme heute 10Min konzentriert teil" "ich bringe zu Ende, was ich Angefangen habe" "ich spreche heute mit 2 Mitpat." "ich fordere mir Hilfe ein, wenn ich welche brauche" "ich grenze mich von anderen ab" "ich sage nein" etc.

Das habe ich verstanden. So würde ich mir das auch wünschen und es verstehen, aber wenn die Leute grad erst frisch angekommen sind, haben sich einige (nicht alle, auch weil wir einige mit Therapieerfahrung haben) noch garnicht damit befasst was denn ihre persönlichen Barrieren und Wünsche sind. Allein das Thema Wünsche für die Zukunft ist ein eigenes Thema das von den Psychotherapeuten behandelt wird, weil häufig die Antwort ist "Halt trocken bleiben" bzw. "Halt nichts mehr trinken". Das bedeutet, die Leute können durchaus bei mir landen bevor sie soweit Introspektion betrieben haben, dass sie eigene, konkrete Ziele entwickelt haben. Deshalb sind ja eigentlich auch 3 von 8 Schritten im CPPF, welche sich mit den Grundlagen zum Erstellen und dem Erstellen von Zielen selbst beschäftigen. Nur bekomme ich für die halt keine Möglichkeit wegen den betrieblichen Rahmenbedingungen. ::ohmy::::mad::
Zitat / Stöffi hat geschrieben:

Ansonsten versteh ich nicht so ganz, was dein Problem ist. Ich bin der Meinung, man kann immer ein Thema in die Gruppe geben in die Pat. fragen, wie sie das entsprechend bearbeiten wollen, was sie für Ideen haben. Frag doch einfach mal deine Patienten was sie wollen? Warum sind sie denn da? Was wollen sie denn ändern? Und wie glauben sie, können sie das erreichen?

Das mit Patienten fragen habe ich vor. Habe bald nen Termin dafür der ohnehin nur 75min geht und in der Zeit bekomme ich mit Befindlichkeitsrunde/Blitzlicht am Anfang eh kein Thema mehr bearbeitet. Ist sehr unkonventionell (zumindest in der Klinik), aber sich mal Feedback und Infos einholen welche Themen die Klienten nach deren Ansicht weiterbringt und welche sie nur absitzen (bezieht sich auch auf Psychotherapie weil wir nur einen Ordner haben und bei den Psychoedukativen Gruppen es beide Berufsgruppen durchführen könnten) ist für mich schon wichtig um mir zu überlegen wie ich das zukünftig mache. Hab schon Kommentare gehört wie "Die eigentliche Therapie findet eh am Aschenbecher (der Aschenbecher steht für den Raucherpavillon in dem sich die Klienten immer treffen) statt, in der Psychotherapie bekommen wir nur Themen vorgesetzt über die wir nachdenken sollen." Klar muss man da wieder etwas vorsichtig sein, weil Abwehrmechanismen ein normales Symptom des Klientels ist, aber ganz von der Hand zu weisen ist es nicht.
Zitat / Stöffi hat geschrieben:

Du kannst auch allen ein Mandala hinlegen, nen Speckstein vor die Nase stellen oder ne Feile für Holz in die Hand drücken. Ist dann halt nicht Ziel führend. Du musst schon mit deinen Patienten sprechen

Mandala-Vorlagen habe ich als eine meiner ersten Handlungen in den Mülleimer geschmissen, Specksteinstaub kann die Klienten die zusätzlich noch ne Kokainsymptomatik haben triggern, aber ich verstehe dein Kommentar mal als einen gerechtfertigten Seitenhieb auf die leider immer noch manchmal vorherrschende Idee das einfach "basteln" Ergotherapie sei, und auf meinen recht verkopften Versuch einem Problem im Vornehinein Herr zu werden noch bevor ich es ausprobiert habe. ::wink::

Ich danke dir auf jedenfall für deinen Input. ::smile::
18. August 2023 14:00 # 14
Registriert seit: 20.07.2018
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 85

Zitat / R-Cane hat geschrieben:
aber ich verstehe dein Kommentar mal als einen gerechtfertigten Seitenhieb auf die leider immer noch manchmal vorherrschende Idee das einfach "basteln" Ergotherapie sei, und auf meinen recht verkopften Versuch einem Problem im Vornehinein Herr zu werden noch bevor ich es ausprobiert habe. ::wink::

Ich danke dir auf jedenfall für deinen Input. ::smile::


Ich kann dich ja grundsätzlich total verstehen. Es ist total frustrierend in so festgefahrene Strukturen ohne offensichtliche Änderungsbereitschaft geworfen zu werden. Aber du hast ja hier eigentlich immer alles abgeschmettert mit "geht nicht". Veränderung braucht zeit. Als ich damals hier im Krankenhaus (Psychiatrie) angefangen habe, bestand die Ergotherapie tatsächlich auch aus +- 10 Patienten die 3Stunden täglich basteln. Es gab keine Erstgespräche, Pat. wurden grundsätzlich geschickt "dem ist langweilig", in der Verordnung stand schon das Wunschmaterial "Pat. will Seidenmalen" oder "Pat. will Speckstein".
Es hat viel viel Aufklärungsarbeit gebraucht und viel einfach Ausprobieren und als "das ist jetzt so" einfach Umsetzen, bis sich das alles so verändert hat, wie ich es aktuell habe.
Jetzt ist es so, dass ich grundsätzlich keinen Patienten aufnehme, wenn der sich nicht einmal persönlich bei mir vorgestellt und sich einen Termin für ein Erstgespräch abgeholt hat. Wenn er nicht kommt, nicht mein Problem. Meine Gruppen sind grundsätzlich nicht größer als 6 Patienten und die Patienten haben auch nur 2x die Woche Ergotherapie. a60Min wohlgemerkt. Und da ist eine Anfangs- und eine Abschlussrunde drin. Und oft auch nur Gesprächsgruppen.
Auf der Akutstation ist das ein bisschen anders, aber auch da ist meine Gruppe nicht größer als 4. Hier bestimme ich selbst, ob der Patient an der Therapie teilnehmen kann, oder aufgrund des (Erregungs-)Zustandes eben nicht. Ich mache viel Einzeltherapie, Haushaltstraining, Freizeittraining, Testungen.

Ich bin irgendwann hingegangen und hab das als Istzustand so verkauft, und da eh keiner weiß, was genau wir in der Ergotherapie eigentlich tun, wurde das halt so hingenommen und nie wieder hinterfragt.
Das war aber sehr viel Arbeit und hat auch weit mehr als ein Jahr gedauert.

Was ich damit sagen will. Lass dich nicht entmutigen, probier dich aus und trau dich einfach mal
18. August 2023 15:27 # 15
Registriert seit: 27.06.2023
Beiträge: 11

Ich glaube dein letzter Post hat mir klar werden lassen was mein eigentliches Problem ist und sein wird, nämlich einen Veränderungsprozess in der Einrichtung anzustoßen um die Therapiebedingungen zu verbessern. Damit ich Ergotherapie machen kann hinter der ich voll stehe und die den Klienten auch maximal was bringt. Ich hatte schon innerlich resigniert, was die Chancen hierfür angeht und mir überlegt ob ich die Stelle behalten möchte. Ich denke was Tipps für Schritte auf diesem Weg angeht suche ich in anderen Foren-Threads.
Ich danke dir nochmal von ganzem Herzen und wünsche dir weiterhin viel Freude und Erfolg mit deiner Stelle. Klingt traumhaft. ::smile::
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