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"Versuchen wir es erst mal mit Ergo"

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27. Juni 2020 15:22 # 1
Registriert seit: 15.12.2018
Bundesland: Brandenburg
Beiträge: 8

Hallo liebe Kollegen.
In der letze Zeit habe ich Patienten in der Praxis bekommen, wo ich nach kurzer Zeit wegschicken musste, weil ich nicht weiterhelfen konnte. Bei allen sagte der Arzt "Versuchen wir es erstmal mit Ergotherapie" oder Pat. sagte, sie ist bei der Ergo, weil die wartezeit für eine Therapieplatz beim Psycholgen zu lang ist. Zum Bespiel: Pat. mit Angst- und Panikstörung wo als Reaktion ohnmächtig wird - Arzt verschreibt motorisch- funktionelle Ergotherapie mit Diagnose "chronischer Schwindel". Kind mit Tic-Störung (Nase hochziehen) oder 13 Jährige (Beginn Pupertät), wo der Mutter gesagt wurde, der Jugendliche ist in einigen (unbeliebte) Schulfächern nicht genug fokussiert (vorher nie Probleme) - Arzt verschreibt sensomotorisch- perzeptiv mit V.a. ADS...
Wir haben ausführliche Anamnese und Testung gemacht um andere Ursachen auszuschließen, aber an Ende blieb es ein Problem wo verhaltenstherapeutisch gelöst werden muss. Da ich keine psychologische Ausbildung habe, konnte ich nicht weiterhelfen, denn in Trauma zu graben finde ich gefährlich. Es kommen in letzte Zeit immer häufig Pat. wo ich keine direkte Indikation für Ergotherapie sehe (außer man ist da als Ergo speziell weitergebildet) sondern für Psychotherapie und der Diagnose vom Arzt passt nicht mit der Anamnese von der Pat. überein. Natürlich könnte ich anderes Methoden wie Entspannung und ausdruckszentrierte Methode und so weiter machen, aber das geht an den Kernproblem vorbei und ich finde es nicht klientenzentriert (zumal Behandlungsform motorisch-funktionell). Mir tut es Leid, das ich Pat. nicht helfen kann, denn es sagten welche zu mir "Sie sind letzte Hoffnung". ::sad::
28. Juni 2020 18:11 # 2
Registriert seit: 15.03.2003
Beiträge: 944

Hallo,
ob SPB; Psych Fu oder MFB egal- die Angaben auf der Verordnung stimmen nicht mit deinen Beobachtungen und Gedanken überein, kannst und musst du sowieso überprüfen..... und passt es nicht, dann rufe beim Arzt an und lass die Verordnung in deinem Sinne korrigieren. Sofern du siehst, welche der Methoden passen könnte und du das leisten kannst.
Viel Erfolg!
::smile::
"Die Kunst ist, den Kindern alles, was sie tun oder lernen sollen, zum Spiel zu machen."
John Locke
30. Juni 2020 20:45 # 3
Registriert seit: 16.02.2007
Beiträge: 185

Hi,
es gibt Ergo Praxen mit Mitarbeitern, die in dem Bereich Fortbildungen haben.
Da die Wartezeit für eine Psychotherapie sehr lang ist und der Leidensdruck der Betroffenen jedoch hoch sein kann... Evtl. hat dieser Arzt gute Erfahrungen mit einer Praxis gemacht und verschreibt daher. Die Patienten landen nun allerdings dann teilweise bei dir. Im Zweifelsfall würde ich Rücksprache mit dem Arzt halten und nachfragen, ggf. darauf verweisen, dass ihr diese Art der Therapie für das spezielle Klientel nicht anbietet.
Die fehlerhafte Ausstellung an sich (wenn z.B. psychisch-funktionell drauf müßte) ist dann noch mal ein anderes Thema und i.d.R. Unwissenheit geschuldet.
30. Juni 2020 23:28 # 4
Registriert seit: 06.05.2011
Beiträge: 238

Geändert am 30.06.2020 23:31:00
Ich sehe es auch als Teil der Therapie an mit dem Klienten eine geeignetere Anlaufstelle zu finden. Das kann eine bekannte Ergopraxis sein die sich darauf spezialisiert hat oder auch verwandte Berufsgruppen.

Im Falle von psychischen Erkrankungen ist die Frage warum der Klient bei mir ist. Geht es darum nur die Wartezeit zu überbrücken? Dann offen thematisieren was man leisten kann und was nicht. Beispielswiese keine Ersatzpsychotherapie aber z.B. Hilfe bei tagesstrukturierenden Massnahmen, ein offenes Ohr. Ich hatte auch schon Patienten mit denen ich in der Praxis Psychotherapeuten abtelefoniert habe.
Ist der eigentliche Hintergrund dass eine Psychotherapie vermieden soll, z.B. wegen Berufsunfähigkeitsversicherung oder aus Scham, kann das auch Thema sein. Im Sinne eines Gespräches über Mögliche Vor- und Nachteile, befürchteten Ängsten ergänzt mit einfachen Basismassnahmen (s.o.).
In beiden Fällen krame ich nicht in Traumata aber biete klientenzentrierte und betätigungsorientierte Unterstützung.

Wenn die Verordnung nicht im Sinne des Heilmittelkataloges ausgefüllt ist, die gewählte Kombination keinen Sinn ergibt oder es Alternativen gibt: Arzt ansprechen und nachbessern lassen. Oft hat es triviale Gründe und ist keine ärztliche Entscheidung. Ich denke da an einen Arzt der grundsätlich mofu gewählt hat (steht im PC als erstes zur Auswahl).
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