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Berufsanfänger Psychiatrie - Basteltante ?

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6. Juli 2020 07:02 # 1
Registriert seit: 06.07.2020
Beiträge: 2

Hallo :)

ich habe vor ein paar Monaten meine Ausbildung zur Ergotherapeutin beendet und arbeite jetzt in einer psychiatrischen Reha mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Wir arbeiten handwerklich, was mir an sich auch viel Spaß macht. Aber irgendwie ist alles etwas anders als ich es mir vorgestellt habe und ich möchte hier meine bisherigen Erfahrungen teilen und um Meinung bzw Rat fragen ::smile::
In der Einrichtung gibt es nur Gruppen-Therapien und ich glaube, genau das macht mir zu schaffen. In einer Gruppe sind 6 bis 12 Patienten und jeder darf machen was er möchte, heißt der eine Flechten einen Korb, der nächste Kinder ein Buch, ein anderer bemalt ein Seidentuch, der nächste malt ein Mandala. Wenn ich Glück habe erfahre ich die Diagnose, mehr aber auch nicjt. Ich habe das Gefühl, dass ich nur von einem zum nächsten Patient springe und alles komplett oberflächlich bleibt. Viele sagen, dass es ihnen gut tut, weil sie sich entspannen können bzw über ihr fertiges Werkstück freuen. Das ist ja schön und gut, aber ich habe das Gefühl, eine Bastelhilfe zu sein und so gut wie nicht auf die Patienten eingehen zu können. Erst dachte ich, ich muss nur ein bisschen rein kommen, dann wird das schon. Aber jetzt Frage ich mich ernsthaft, ob das das ist, was ich möchte . Ich möchte mehr, ich möchte wirklich auf die einzelnen Personen eingehen, gezielt mit ihnen arbeiten, herausfinden was sie brauchen und mir Zeit für jeden Einzelnen nehmen. Aber bei meist etwa 10 Patienten in 50 Minuten geht das nach meinem Gefühl kaum ..
Ich bin nicht glücklich an meiner Arbeitsstelle, meine anfängliche Euphorie ist verschwunden :(
Was meint ihr, hat Vllt jemand ähnliche Erfahrungen gemacht ? Ist es ok sich nach etwas anderem umzuschauen, nur nach ein paar Monaten bzw Wochen Arbeit ? Oder habe ich falsche Vorstellungen?

Liebe Grüße und danke für eure Antworten :)
6. Juli 2020 07:04 # 2
Registriert seit: 06.07.2020
Beiträge: 2

Blöde Autokorrektur.. flechtet einen Korb und bindet ein Buch natürlich :D
6. Juli 2020 07:28 # 3
Registriert seit: 04.08.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 1242

Hallo und willkommen,
ich kenne es so, daß man Akteneinsicht hat und außerdem an den regelmäßig stattfindenden (1-2 mal wöchentlich) Teambesprechungen mit dem Pflegepersonal, anderen Therapeuten, Psychologen und Ärzten teilnimmt. Einmal in der Woche wurde ein Patient vorgestellt und besprochen. Dort konnten auch Einzelgespräche vereinbart werden. Selbstverständlich wurde auch die Entwicklung in der Gruppe besprochen.
Das war vor ca. 15 jahren in einem Praktikum so.

Viel kraft und Gutgehn
Signaturen lesen ist Zeitverschwendung!
6. Juli 2020 13:15 # 4
Registriert seit: 26.08.2007
Beiträge: 308

Hallo Ergox052,

ich finde, dafür ist die Probezeit doch da, wenn man merkt es passt nicht, dann darf man sich da trennen, ohne dass es ein blödes Bild auf den Bewerber wirft.
ich als neue Chefin würde sicher nachfragen, warum derjenige in der Probezeit aufgehört hat. Aber es mit deiner Erklärung für legitim halten.

Lieben Gruß, kaenguru
Im Alter möchte ich nicht jung aussehen, sondern glücklich.
20. August 2020 19:27 # 5
Registriert seit: 13.03.2011
Beiträge: 199

Ich arbeite in der Erwachsenen-Psychiatrie in einer Tagesklinik, und auch bei mir überwiegt das Handwerk.

Aber nicht nur. Ich mache auch mal Themen-bezogene Therapieeinheiten, in denen sie sich gezielt mit sich und einem Thema aus einander setzen sollen.
Darüber hinaus bin ich bemüht die Patienten nicht nur einfach machen zu lassen was sie wollen, sondern mit ihnen gemeinsam zu schauen, wo der Weg hin gehen soll und was sie möglicherweise auf diesem Weg weiter bringen kann.
Also hinterfrage ich gelegentlich auch mal den Wunsch des Patienten oder verweigere ihn auch mal.
Alles natürlich im Gespräch mit dem jeweiligen Patienten.
Außerdem versuche ich, wenn die Patienten neu sind, kurz mit ihnen zu reden und sie erstmal grob kennen zu lernen aber auch um ihnen den Sinn der Ergo etwas näher zu bringen wie ich ihn verstehe.
Denn leider werden wir nach wie vor oft als „Basteltanten“ gesehen werden....

Es steht dir natürlich jederzeit zu, dich nach etwas neuem umzusehen. Gleichzeitig kannst du natürlich auch versuchen, deinen Arbeitsplatz für dich passen zu gestalten.
Ein kluger Vorgesetzter hört sich konstruktive Vorschläge an und setzt sie im Idealfall auch um bzw. lässt sie umsetzen.
Das heißt du könntest versuchen dir klar zu werden, was du verändern möchtest. Wie du dich und deine Arbeit zum Wohle der Patienten umstrukturieren könntest, so dass du auch deinem Anspruch gerecht werden kannst.

Die Entscheidung bleibt bei dir :)
Liebe ist, dem Geliebten zu geben, was er braucht. Der Geliebte wird dir geben, was du brauchst, wenn du die Erwartung aufgibst, etwas zu bekommen. [Anita Balser]
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