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Diskussionsforum

Schädigung des Ulnarisnervs durch Hemiparese nach einem Schlaganfall

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22. April 2021 23:55 # 1
Registriert seit: 31.03.2021
Beiträge: 2

Hallo liebe Ergos,

hat jemand von Euch Erfahrung mit der Schädigung/Lähmung des Ulnarisnervs durch Hemiparese nach einem Schlaganfall?

Meine Mutter hatte vor einem Jahr einen Schlaganfall. Die linke Schulter ist noch funktionslos, den Arm kann sie mittlerweile in Beugehaltung ein wenig heben. Zeigefinger, Daumen und Mittelfinger sind nacheinander zum Leben erwacht, Ringfinger und kleiner Finger benötigten lange und hinken noch hinterher. Öffnen und Schließen der Hand geht, auch festhalten von Gegenständen mit Daumen und Zeigefinger und eingeschränktes Bewegen des Handgelenks.

Sorgen bereitet uns jedoch eine sich entwickelnde Deformität des Ring- und kleinen Fingers. Es sieht aus wie eine Schwanenhalsdeformität bzw. eine leichte Form einer Krallenhand bei Schädigung des Ulnarisnervs. Die Finger sind gebeugt und die Endglieder leicht überstreckt, während die Hand geöffnet ist. Auch die anderen Finger weisen eine leichte Überstreckung der Englieder auf. Unsere Ergotherapeutin hat sich bisher vorwiegend mit der Mobilisierung/ Feinmotorik der Hand beschäftigt (Faust bilden, Fingerstreckung, Dehnung - was mitunter auch schmerzhaft war), kaum mit dem Arm (anfänglich noch Subluxation) und nicht mit der Schulter. Die Deformitäten kann sie sich auch nicht erklären.

Bei der Suche nach der Ursache bin ich im Netz auf die Folgen der Schädigung des Ulnarisnervs gestoßen und kann mir aufgrund des Erscheinungsbildes (Krallenhand) einen Zusammenhang vorstellen. Wegen der Subluxation hing der Arm lange Zeit in einer Schlaufe (wurde von der REHA empfohlen) und das Handgelenk war angewinkelt (es lässt sich auch heute nicht nach oben strecken). Nachts lagern wir den Arm gebeugt auf einem Kissen (wurde ebenfalls von der REHA empfohlen) und schienen den Ringfinger, weil er in gekrümmter Stellung zu Schmerzen neigt.

In einem lange zurückliegenden Beitrag im Forum habe ich gelesen, dass bei Schlaganfallpatienten mit einsetzender Handfunktion auch solche Deformitäten aufgetreten sind, welche aber nur vorübergehender Natur waren und sich vollständig zurückbildeten.

Meine Frage an die Experten ist, welche Erfahrungen Ihr mit den beschriebenen Deformitäten bei Schlaganfallpatienten habt und welche therapeutischen Mittel förderlich sein können.

Ich freue mich über jeden Rat und auf Eure Antworten. ::smile::
22. Mai 2021 18:40 # 2
Registriert seit: 16.02.2007
Beiträge: 185

Hi,
auch wenn die Symptomatik ähnlich erscheint, ist es eher unwahrscheinlich, dass eine Schädigung des Ulnaris Nerv vorliegt. Wenn würde dies vom Neurologen mit einer Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (kurz NLG) überprüft werden.
Es gibt Hinweise, dass eine Nervenmobilisation hilfreich sein kann:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6047958/
Die müsste aber durch einen entsprechend fortgebildeten Therapeuten erfolgen.

Viel wahrscheinlicher ist es jedoch eine Ansteuerungsproblematik durch den Schlaganfall. Die aufeinander abgestimmte Beugung und Streckung ist gestört. Mit entsprechenden Übungen sollte es trainierbar sein.
Ein Beispiel: Lagerung der Hand auf einem Ball - dadurch erfährt sie eine physiologische Unterstützung und die Streckung ohne Überstreckung im Mittelgelenk kann einfacher geübt werden. Also die Hand auf dem Ball lagern und dann versuchen die Finger zu strecken. Einfach: alle Finger gleichzeitig strecken, schwerer: einzelne Finger strecken.
Insgesamt sind aktive Übungen (z.B. motor task training) effektiver als passives bewegen. Es gibt natürlich auch Ringe die bei Rheumatikern zum Einsatz kommen, aber ich würde es wie gesagt mit aktivem Üben versuchen.
8. September 2021 17:35 # 3
Registriert seit: 31.03.2021
Beiträge: 2

Hallo Tekka,
vielen Dank für die Infos ::smile:: (habe ich leider jetzt erst gelesen, weil lange Zeit gar keine Antwort kam). Das Thema ist aber noch aktuell und wir sind für jeden Rat dankbar. Den Tipp mit dem Ball und der aktiven Bewegung greifen wir auf jeden Fall auf.

Leider gibt es in unserer Region keine Handtherapeuten, die Hausbesuche machen. Die Ergos, die wir bisher hatten, können sich die Deformitäten der Finger nicht erklären und haben die Hand / Finger überwiegend passiv bewegt.
Auch hatten wir die Befürchtung, dass es dabei vielleicht zu Überdehnungen (oder gar Riß) der Sehnen der betroffenen Finger gekommen sein könnte, da dies mitunter sehr schmerzhaft war. - Denn die Verformungen haben sich erst im Laufe der Zeit ausgeprägt. ::confused::

Gibt es vielleicht noch weitere Möglichkeiten, die aufeinander abgestimmte Beugung und Streckung bei einer Ansteuerungsproblematik zu trainieren?
9. September 2021 15:44 # 4
Registriert seit: 06.05.2008
Beiträge: 1188

Ihr braucht Therapeuten die sich mit Schlaganfallpatienten gut auskennen. Zb Bobaththerapeuten.
8. November 2023 22:04 # 5
Registriert seit: 07.11.2023
Beiträge: 3

Ich würde eine gute Mischung aus Bobath (viele Physios, aber auch Ergos), Perfetti (überwiegend Ergos) und PNF (meist von Physios ausgeübt) in der Therapie empfehlen. Die Wahrnehmung ist Voraussetzung für die Ansteuerung und oft ist die Kinästhetik gestört. Bspw. habe ich eine Patientin mit Krallenhand, die bei geschlossenen Augen nicht spürt, welchen Finger der Daumen berührt (ich brachte ihren Daumen passiv mit den einzelnen Fingern in Berührung). Sie musste sich auf das Spüren konzentrieren.
8. November 2023 22:16 # 6
Registriert seit: 07.11.2023
Beiträge: 3

https://flexikon.doccheck.com/de/Ulnarisparese

Eine Ulnarisschädigung ist eine periphere (weiter entfernte) Lähmung, die auch durch eine Oberarmfraktur verursacht werden kann. Beim Schlaganfall haben wir eine zentrale Ursache (im Gehirn oder Rückenmark).
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