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Unsicherheit in der Ausbildung-Eure Erfahrungen mit Ergotherapie/Gehalt

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28. Dezember 2021 14:16 # 1
Registriert seit: 28.12.2021
Beiträge: 4

Hallo,
ich habe im Herbst eine Ausbildung als Ergotherapeutin angefangen und bin mir sehr unsicher, ob das die richtige Wahl war. Irgendwie habe ich das Gefühl, es ist von jedem Fachbereich ein bisschen aber nichts richtig. Außerdem hört man in der Ausbildung immer wieder, dass der Beruf noch nicht so erforscht und evidenzbasiert ist, deshalb verstehe ich auch so langsam ein bisschen besser, warum er noch nicht so angesehen ist. Das hört sich blöd an, aber manchmal zweifle ich schon selbst an der Wirksamkeit und Wichtigkeit der Ergotherapie, obwohl ich mir eigentlich sehr sicher war, dass es total richtig und wichtig ist, Menschen in ihrem Alltag zu begleiten, für sie da zu sein, zu helfen und sie handlungsfähig zu machen. Nun wollte ich mal fragen, wie ihr das so erlebt? Fühlt ihr euch angesehen? Sind Klienten dankbar für Ergotherapie und kann man ihnen nachhaltig helfen?
Und dann habe ich jetzt auch immer wieder gehört, dass Ergos echt schlecht verdienen... Ich hab alle möglichen Gehälter gefunden, von 1700€ bis 2900€ Einstiegsgehalt. Irgendwie hat mich das total verunsichert. Welches Gehalt ist denn realistisch? Seid ihr zufrieden mit eurem Gehalt?
Vielleicht kann mir ja hier jemand von seinen Erfahrungen berichten und mir helfen, ein bisschen Klarheit und ein realistisches Bild zu bekommen! Ich würde mich über eure Antworten echt freuen!
Liebe Grüße:)
28. Dezember 2021 15:17 # 2
Registriert seit: 20.07.2018
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 85

Also ich weiß nicht, wo du das her hast, aber es gibt zig Studien zur Wirksamkeit von Ergotherapie. Kannst ja selbst mal bei pubmed recherchieren. Da findest du wirklich viel!
Zum Thema Gehalt gibt es hier im Forum auch schon zig Beiträge. Kommt natürlich sehr drauf an, wo du letztendlich arbeitest, ob nach Tarifvertrag, oder nicht etc.
Und ja, die Ausbildung ist sehr umfangreich, da du nach der Ausbildung in der Lage sein sollst, in jedem Bereich zu arbeiten. Die "Spezialisierung" kommt mit Berufserfahrung und Fort- und Weiterbildungen. Das ist ja das tolle an unserem Beruf.
28. Dezember 2021 21:34 # 3
Registriert seit: 20.11.2021
Beiträge: 1

Geändert am 28.12.2021 21:34:00
Hallo

Ich habe auch im Herbst die Ausbildung begonnen und mir geht es ganz genau so. Wir haben in den ersten Wochen bei gefühlt jeder Gelegenheit gesagt bekommen, dass wir super schlecht bezahlt werden und wer die Möglichkeit hat unbedingt studieren soll um die Forschung in Deutschland voran zu bringen ::unsure::
Als ich davon Zuhause erzählt habe, meinten alle erst Mal "Sag Mal wollen die, dass ihr aufhört?". Ich bin manchmal auch etwas verunsichert, aber mir persönlich gefällt die Ausbildung bisher sehr gut. Ich liebe es wie umfangreich die Fächer sind, all meine Interessen vereint in einer Ausbildung!

Noch zu der Frage ob Klienten dankbar sind. Ich selbst hatte als Teenager Ergotherapie und ich war sehr dankbar dafür. Das ist ein Grund wieso ich diese Ausbildung überhaupt erst angefangen habe. Ich finde Ergotherapie ist eine der "menschlichsten" Therapieformen. Ergotherapeuten waren damals die einzigen Therapeuten bei denen ich das Gefühl hatte, dass sie mir wirklich helfen wollen.
29. Dezember 2021 12:29 # 4
Registriert seit: 04.08.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 1243

He und hallo,
Ergi ist einfach geil, mal ganz platt gesagt.
Es werden Einblicke in so viele Bereiche gegeben. Für michlief hier vieles aus meinen unterschiedlichen erlernten Berufen, Chimielaborant, Schreiner, Spiel-/Theaterpädagoge zusammen, es passt schon gut.
Nach der Schule, als junger Mensch wäre es nix für mich gewesen. Aber wir hatten auchsehr junge menschen in unserer Klasse, allerdings sehr selbstständige mit schon viel Lebenserfahrung für ihr Alter.
Selbstzweifel hatte ich in allen meinen Ausbildungen.
Wenn man später feststellt, es ist doch noch etwas besseres möglich, dann macht man halt weiter.
Ein Beruf fürs leben, das stelle ich mir langweilig vor. Muss es deshalb aber nicht sein.
Ich habe meine Ausbildungen trotzdem (fast) alle abgeschlossen. Mit Ende 60 werde ich vermutlich keine neue mehr anfangen. Aber weiss man es?

Viel Erfolg
Signaturen lesen ist Zeitverschwendung!
29. Dezember 2021 15:05 # 5
Registriert seit: 06.05.2008
Beiträge: 1188

Hallo! Also wenn ich das so lese.... Ich bin schon seit über 30 Jahren Ergotherapeutin . Als ich Anfängerin war gab es kaum Stellen und es wussten viele Leute gar nicht was Ergotherapie ist.( damals noch AT/BT)
Zb 1/2 Stelle in 700 Betten Klinik.
1 Stelle in Altenheim und es sollte hauptsächlich in der Pflege gearbeitet werden.
In der Stadt gab es 1 Praxis. Auf dem Land keine.
Und schaut her was alles entstanden ist. Viele Klinikstellen, Stellen in Rehakliniken, Seniorenheimen, Hilfsmittelfirmen und wenn ihr die Praxen mal zählt... Selbst auf dem Land.
Ich habe mit 1800 DM Brutto angefangen zu arbeiten im Schichtdienst, Wochenenddienst.
Musste die Stelle annehmen denn ich hatte 750 DM Schulgeld im Monat gezahlt.
Aber ganz egal ob damals oder heute. Die Patienten sind zum allergrößten Teil froh und dankbar und überzeugt davon was wir machen. Ich habe noch Kontakte zu Patienten die ich als Schülerin behandelt habe.
Es gibt in vielen Bereichen der Ergotherapie sehr viele Spezialisierung. Die Ausbildung ist ein Grundstock auf dem man aufbauen muss und nie nachlassen darf weil sich so viel wandelt.
Als ich anfing wurden die Bandscheibenpat. noch 6 wochen ins stufenbett gelegt, der Bänderriss gegipst.Nur als Beispiele. Ich weß noch wie Botox aufkam im Bereich der Neurologie .Es wurden Behandlungsarten hochgelobt und gerieten in Vergessenheit. Ergotherapie befand und befindet sich immer im Wandel.Aber wir haben doch so einen wunderschönen Beruf. >Die Arbeit am Patienten ist so spannend .
Ich habe mich immer wertgeschätzt gefühlt. Weil ich weiß was ich kann.
Die Nachteile in unserem Gesundheitssystem sind natürlich nicht wegzureden. aber sie treffen nicht nur unseren Beruf. Zum Geld scheffeln ergreift man besser keinen sozialen Beruf. Leben kann man vom Gehalt.
Unsere Möglichkeit so vielfältig tätig zu sein ist auch eine Chance mehrere Arbeitgeber zu haben oder sich selbständig zu machen. Schade das Schulen das Gefühl vermitteln das unser Beruf nicht anerkannt ist.
Zumindest kann vieles ohne Ergotherapie in der Klinik gar nicht erst abgerechnet werden. Zb. Frühreha. Und da gibt es vieles.
Fragt doch euere lehrer mal warum sie den Beruf ergriffen haben und warum sie so entmutigt sind das sie junge Leute so verunsichern anstatt sie positiv zu verstärken.

Viel Freude am Beruf auch im neuen Jahr euch allen....
29. Dezember 2021 19:42 # 6
Registriert seit: 21.11.2014
Beiträge: 99

Also ich weiß nicht genau, welche Qualität eure Lehrkräfte vorweisen können, aber bei solchen Aussagen streuben sich mir ja die Haare...
Zu wenig erforscht? Wow...
Schlecht bezahlt? Definitiv, aber das liegt am Ende ja auch an einem selbst...
Also ich kann nur sagen, dass ich locker seit 8 Jahren die Erfahrung gemacht habe, dass es an Ergos nur so mangeld und kann absolut nicht verstehen, was die guten Pädagogen euch mit ihren Aussagen vermitteln wollen...
Aber damit wären wir wieder beim Thema Qualität
"Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst tun können!"
- Abraham Lincoln -
29. Dezember 2021 20:55 # 7
Registriert seit: 30.01.2015
Beiträge: 19

Klingt ja schrecklich, was ihr da so hört.
Jetzt wundere ich mich über gar nichts mehr.
Ich zahle meinen Kolleginnen ca 3000€ brutto für ne Vollzeitstelle in ner Praxis. Klar kommt je nach dem etwas mehr oder weniger bei rum, aber damit kann man schon was anfangen, denke ich.
Ich bin seit 20 Jahren Ergo, es war und ist mein Traumberuf. Wir haben so viel an der Hand und die Ausbildung ist ja nur der erste Baustein. Wenn man weiss was man dann will kann man sich hier wunderbar entwickeln, nach der Ausbildung geht es doch erst los! Wichtig ist, das man ein Team findet, in dem man sich entwickeln kann, darf und will.
Ich wünsche allen Schüler*innen das sie den Mut finden über die Ausbildungszeit hinaus zu blicken und sich zu trauen in diesen Beruf zu gehen, voller Kraft, Zuversicht und Leidenschaft. Und mit Mut sogar in den ambulanten Bereich, denn hier werdet ihr gebraucht.
Guten Rutsch!
29. Dezember 2021 22:42 # 8
Registriert seit: 02.08.2013
Beiträge: 75

Hallo,
Ich schließe mich dem erstmal an, dass man im sozialen Bereich nicht reich wird.
Aber man wird reich an Dankbarkeit, sehr viel Erfahrung und ich habe so unglaublich viele schöne Momente erlebt, die ich wohl in einem anderen Beruf so vielleicht nie gehabt hätte.

Mich hat mal einer gefragt, was Ergotherapie eigentlich genau ist. Ich habe ihm das erklärt und auch mit welchem Klienten ich so arbeite. Da sagte die Person zu mir," dass zu uns alles kommt, was woanders keinen Unterschlupf findet".
Ich denke öfter an den Satz zurück, da ich bisher noch keine Langeweile hatte in all den Jahren.
Der Wandel, die vielen verschiedenen Defizite/ Erkrankungen der Klienten und die ständige Veränderung im Beruf sind immer wieder eine Herausforderung.

Und zum Thema angesehen, also es gibt immernoch genug, die nicht wissen was wir machen, aber die, die es wissen schätzen dich, wenn du gute Arbeit leistet.

Also halte durch, finde nach der Ausbildung deine Niesche in dem vielseitigen Beruf und halte deine Augen und Ohren immer offen auch für neues.

Ich liebe meinen Beruf mit all seinen Facetten und könnte mir nichts anderes Vorstellen.

Liebe Grüße
30. Dezember 2021 10:45 # 9
Registriert seit: 28.12.2021
Beiträge: 4

Danke für eure Antworten! Das ermutigt mich auf jeden Fall, die Ausbildung weiter zu machen. Cool, dass es hier Leute gibt, die seit so vielen Jahren glücklich mit dem Beruf sind!!!
30. Dezember 2021 11:57 # 10
Registriert seit: 13.03.2011
Beiträge: 199

Definitiv gibt es viele Ergos die gerne in diesem Beruf arbeiten.

Auch ich zähle mich dazu. Ich bin seit nun 11 Jahren als Ergotherapeutin tätig, mit Begeisterung.
Ich liebe meinen Beruf, wo ich doch meine persönlichen Leidenschaften mit der Arbeit verbinden kann.

Ja die Bezahlung ist nicht sehr gut, hier im Osten noch schlechter, als im Westen...und das obwohl ich in einer größeren Klinik angestellt bin und für meine Region denke ich schon ganz gut verdiene.

Aber sei`s drum, ich kann halbwegs davon leben. Und Geld ist nicht alles auf dieser Welt....meine Familie und meine Freude an der Arbeit sind wichtiger.

Davon ab, es kann nicht jeder Topmanager werden und am Tag Millionen scheffeln::wink::::biggrin::

LG Salu
Liebe ist, dem Geliebten zu geben, was er braucht. Der Geliebte wird dir geben, was du brauchst, wenn du die Erwartung aufgibst, etwas zu bekommen. [Anita Balser]
30. Dezember 2021 12:54 # 11
Registriert seit: 25.11.2012
Bundesland: Berlin
Beiträge: 25

Das ist ja schrecklich. Was ist das denn für eine Schule und für Dozenten? Ohje

Ich bin nun seit gut 5 Jahren Ergotherapeutin in einer Praxis. Spezialisiere mich eher auf die Pädiatrie. Und ich liebe meinen Job, wahnsinnig. Besonders das ich Fortschritte miterlebe und wie dankbar vorallem die Eltern sind, das man ihre Probleme ernst nimmt und mit ihnen zusammen daran arbeitet.
Gehalt geht sicher besser, wobei ich mich nicht beschweren kann. Aktuell verdiene ich bei 40 Stunden 3300 Euro Brutto.

Also hör bitte nicht auf irgendwelche komischen Dozenten, du hast für einen tollen Job mit super Perspektiven für die Zukunft ausgesucht.
Bei Fragen melde dich gerne :)
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