Hallo,

weiß hier jemand, ob der sektorale Heilpraktiker für Ergotherapie in Thüringen und Sachsen mittlerweile auch anerkannt ist? In Ba-Wü wie in NRW und manchen Regionen Deutschlands ist er nach einigen Gerichtsverfahren schon seit einigen Jahren anerkannt. ( Interessant sich diesbezügich Gerichtsverlauf in BAWü durchzulesen... Link ) Leider finde ich keine Infos über eine bundesweite Regelung...

Ich bin seit 2013 Ergotherapeutin und habe in den letzten 8 Jahren neben unterschiedlichen Anstellungen in der Ergotherapie, Frustrationsphasen und daraus resultierenden weiteren Ausbildungen (Tanzpädagogik, Massagetherapie, Entspannungscoach) schon vor längerer Zeit den Wunsch entwickelt, mich selbstständig zu machen. Mein Umzug nach Thüringen und den dort noch vorherrschenden Arbeitsbedingungen für Ergos (das, was ich bisher mitbekommen habe... ich freue mich sehr über andere Erfahrungen!) hat diesen Wunsch zur Notwendigkeit verwandelt. (Ich bin teilweise wirklich sprachlos bezüglich Gehalt, Äußerungen von Ärzten bezüglich der Ergotherapie und Vorstellungen über ET von neuen PatientInnen, aber das ist ein anderes Thema... bei einem Bewerbungsgespräch neulich hatte ich ein sehr interessantes, wenn auch depremierendes Gespräch mit zwei Praxisinhabern über die Ergotherapie in Thüringen und wie es ist, sich hier selbstständig machen zu wollen... zusätzlich diese vielen Nazi-Nasen hier fördern meinen Fluchtreflex, aber ich will noch nicht aufgeben und habe Hoffnung, mich hier noch zufrieden niederlassen zu können...)

Es gibt hier schon ein paar Threads zum Thema sektoraler Heilpraktiker, jedoch sind diese schon älter und können meine Frage nicht beantworten. Lustig fand ich die Äußerung von jemandem, der meinte, in seinem Bekanntenkreis wären es nur Ergos, die in einer midlife crisis stecken und eso-angehaucht sind, die Interesse an dem sektoralen HP haben. :D Kann ich mir irgendwie gut vorstellen. Es gibt genug ETs, die ihren Beruf ganz an den Nagel hängen und "irgendwas-Coach" oder HeilpraktikerIn werden (keine Kritik, gehöre ja auch irgendwie dazu), um ganzheitlich, frei und unabhängig behandeln zu können. Es ist schade, dass dabei die Ergotherapie oft verloren geht. Ganzheitliche Medizin wird in unserer Gesellschaft schnell in den "Eso-Topf" geworfen und nicht verstanden oder als gefährlich angesehen (was auch nicht gänzlich von der Hand zu weisen ist). Die Ergotherapie dagegen ist mittlerweile eine wissenschaftlich belegte Behandlungsmethode, die zwar in vielen Bereichen eingesetzt und dadurch zu Irritation führt, aber über klare Strukturen und Anamnese- und Behandlungsverfahren verfügt. Ein medizinischer Masseur und Bademeister, der eine 2 jährige Ausbildung absolviert, darf ohne ärztliche Verordnung therapeutisch arbeiten. Ich mit meiner 3jährigen Ergo- und meiner 1jährigen Massageausbildung plus 6 Jahre Berufserfahrung darf es nicht. Das finde ich unfair und hoffe einen Weg finden zu können, in dem ich die Ergotherapie und die Körpertherapie auf elegante und wirkungsvolle Art und Weise zusammen führen kann. So. Kann mir jemand helfen? ;)

Ein medizinischer Masseur darf meines Wissens kranke Menschen auch nur mit Verordnung behandeln, gesunde Menschen auch ohne Verordnung. Gesunde darf allerdings jeder massieren...

Meine persönliche Meinung zum sektoralen Heilpraktiker: Der Heilpraktiker muss gar nichts können außer nachzuweisen dass er weiß was er alles nicht darf. Daraus ergibt sich eine sehr heterogene Berufsgruppe mit sehr unterschiedlichen Kompetenzen. Wenn du als Ergo gute Arbeit machst dann weil du Ergo bist und nicht weil du den sektoralen Heilpraktiker hast. Ich würde daher meine Energie lieber in eine gute Zusammenarbeit mit den Ärzten stecken. Vielleicht sind die auch einfach nur froh wenn da ein Ergo kommt der ein bisschen komplexer denkt und handelt.

Danke für deine Antwort und die Anregung. Mir geht es nicht um den Titel "Heilpraktiker" und/oder dass ich mich damit besser verkaufen kann oder mehr weiß (zudem die Ausbildung von 40-60 Stunden nicht sonderlich viel therapeutisches, sondern vermutlich in erster Linie verwaltungstechnisches und gesetzliches Wissen vermittelt). Mir geht es vor allem um die Freiheit, die ich damit gewinnen kann. Vielleicht irre ich mich aber auch und ich bin jetzt schon freier als ich denke. :) Vorteile, um es zu verdeutlichen sind: Behandlung des Patienten ohne ärztliche Verordnung, direkte Kontaktaufnahme mit dem Patienten, eigenverantwortliche Diagnose, Erstattungsmöglichkeit durch PKV und HP-Zusatzversicherung, Umsatzsteuerbefreiung bei Heilbehandlung

Ich muss mir vermutlich erst einmal genauer klar machen, was mein Schwerpunkt sein soll. Eine reine Ergotherapie-Praxis wollte ich bisher nicht, da ich (erstmal) alleine arbeiten und nicht alle Bereiche abdecken kann und will. Eine Gemeinschaftspraxis mit Psychotherapeuten u.ä. kann ich mir auch sehr gut vorstellen, da fehlen mir bisher leider aber noch Kontakte.

Naja. Mir geht es vor allem darum, endlich mal EINEN Schwerpunkt (Körpertherapie/u.a. cranio sacrale Behandlung und Massagen gepaart mit ergotherapeutischen und kunsttherapeutischen Methoden und Stressmanagment/Entspannungskurse, evtl auch betriebliche Gesundheitsförderung... ok, zugegeben, das ist auch mehr als nur ein Bereich ;) ) ausüben zu können. Und das unabhängig von Ärzten und Verordnungen... aber möglich, dass das auch mit einer "ganz normalen" ET-Praxis geht, kann schon sein. Daher freue ich mich über weitere Gedanken, Erfahrungen, Meinungen und Ideen dazu.

Guten Abend. Ich habe gerade deine Frage gelesen, da ich mich für genau das selbe interessiere. Ich konnte bereits in Erfahrung bringen, dass der sektorale Heilpraktiker für Ergos bei mir in Brandenburg nicht anerkannt wird. Das wirft mich etwas zurück in meinem Vorhaben. Hast du evtl. schon neue Erkenntnisse, irgend etwas rausgefunden, was helfen könnte?

Liebe Grüße

Da es sich um eine Ausbildung zum Heilpraktiker handelt ist das immer noch das Hoheitsgebiet der jeweiligen Bundesländer und es gibt daher keine bundeseinheitliche Regelung.

Als Heilpraktiker kannst du nur Privatleistungen abgeben und keine Patienten zu Lasten der GKV behandeln. Der Patient zahlt die Heilpraktikerleistung aus eigener Tasche und die Verordnungen die der Heilpraktiker ausstellen darf sind auch nur Privatrezepte. In dem Sinne kannst du auch gleich eine Privatpraxis aufmachen. Die Variante Sektoraler Heilpraktiker wurde auch nur geschaffen um die Patienten rechtlich abgesichert weiter behandeln zu können, auch wenn sie keine Folgeverordnungen von ihrem Arzt mehr bekommen, sie jedoch privat eine Weiterbehandlung zu bezahlen bereit sind.

Willst du unabhängig von einem Arbeitgeber sein und trotzdem alle Patienten nach deinen Vorstellungen behandeln können, dann mach dich z.B. als Freier Mitarbeiter selbständig. Hier mußt du nur eine Praxis mit Kassenzulassung finden die deine GKV-Patienten für dich abrechnet. Dafür gibst du einen Teil deiner Einnahmen an die Abrechnungspraxis ab.

Es gibt auch die Möglichkeit der Kombi von Privatpraxis und Abrechnung als Freier Mitarbeiter über eine GKV-Praxis.

Mich würde interessieren, ob sich deine Frage geklärt hat.
Ich versuche momentan herauszufinden, ob ich in Bayern einen sektoralen HP machen kann, damit ich auch ohne VO arbeiten kann. Ich würde gerne in Vereinen therapeutisch arbeiten können. Dies geht aber anscheinend nur, wenn ich den HP hätte.