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Auswahlkriterien der Patienten für Akutgeriatrie

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10. März 2022 15:15 # 1
Fee89
Fee89
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 19

Hallo zusammen,
die Frage richtet sich speziell an Kolleg*innen, die wie ich in einer geriatrischen Frührehabilitation arbeiten.
Ich bin auf der "Akutgeriatrie" in unserem Krankenhaus tätig. Es werden Patient*innen aus selbigem Krankenhaus oder dem umliegenden zu uns verlegt. Sie bekommen neben der medizinischen Versorgung auch schon rehabilitative Maßnahmen. Zur Zeit ist es wieder sehr auffällig, dass mehr als die Hälfte unserer Patienten gar nicht in der Lage sind schon die mindesten Anforderungen "mitzumachen" die wir Therapeuten erfüllen müssen.

-viele Patient*innen sind so schwach und auch somnolent, auch mit z.B. Diagnose schwerster Demenz seit Jahren schon pflegebedürftig im Pflegeheim. Hier ist meist nur eine passive Mobilisation oder Basale Stimulation Thema
-Patient*innen die aggressiv und ablehnend sind und daher keine zielführende Therapie zulassen oder mit viel Glück kurzzeitig-aber eben nicht mindestens 2 mal eine halbe Stunde wie vorgegeben
-auch haben wir Patient*innen die zwar geistig präsent und adäquat sind aber nicht motiviert sind den Umfang der Therapie mitzumachen. Hier frag ich mich ob solche Patient*innen nicht ausreichend informiert sind über die Maßnahmen bei uns.

Unserer Chefarzt organisiert oft Patient*innen mit den o.g. "Fähigkeiten/Qualitäten" wo wir uns im Team schon oft fragen ob es nicht Mindestvoraussetzungen gibt, dass die Patient*innen überhaupt mitmachen können/wollen oder auch von der Behandlung profitieren (uns sei es nur in kleinen Teilbereichen). Wir sind dann immer sehr im "Zwiespalt" dass man ja sich schon an seine therapeutischen Pflichten/Verantwortung halten möchte, aber andererseits sollte eine Behandlung ethisch vertretbar sein. Wenn ich nicht mit sondern gegen den Patienten arbeite bereitet mir das echt Buchschmerzen :(. Trotzdem will der Chefarzt, dass man irgendwas mit den Patientin erreicht

Kennen das andere von auch auch in ihrer Klinik/Einrichtung?
9. April 2022 12:15 # 2
Registriert seit: 24.03.2017
Beiträge: 13

Hallo,

Die Fachgesellschaft Geriatrie gibt zu dem Thema Hinweise bzw.
Der Deutsche Verband der Ergotherapeuten hat einen Fachausschuss Geriatrie. An diesen würde ich mich auch wenden.

Viel Erfolg und Grüße,
12. April 2022 10:05 # 3
Registriert seit: 06.05.2008
Beiträge: 1187

Man darf nicht vergessen das mit FR sehr gut Geld verdient wird. 10 FR Patienten bezahlen eine Ergostelle.Das ist die Seite das AG.
Im Akutkrankenhaus hat man immer wieder solche Probleme. Pat angemeldet, Pat verstorben.
Es gibt ja Teambesprechungen , die sind in der FR vorgeschrieben. da kann man doch sagen das man der Meinung ist der Patient wäre nicht FR fähig und dann kann derjenige wieder herausgenommen werden. Manchmal ist es eben nur ein Versuch.
Und der Chefarzt kennt die Patienten ja meist nur wenig. Sieht die meisten im Bett liegen. Von daher.seid ja ihr diejenigen die Genaueres wissen und das dann weitergeben müssen.
13. April 2022 15:29 # 4
Registriert seit: 06.02.2006
Beiträge: 1

Geändert am 14.04.2022 08:19:00
Hallo,

die Aussage von "roo22" ist natürlich richtig. Damit werden unsere Stellen gesichert. Es ist allerdings auch eine ethische Frage; wie so oft im Gesundheitssystem... die Landes- und Bundespolitik setzt hier seit Jahrzehnten falsche Anreize (nach meiner Meinung) , das "baden" wir (Alle Beschäftigten im Gesundheitssystem) und die Patienten dann aus...Die therapeutischen Inhalte können sehr niederschwellig
(Stichworte: Wahrnehmungsangebote; Demenz) aber auch vielfältig und anspruchsvoll sein und bis in den palliativen Bereich hinein gehen. Insgesamt ist die Teilnahme an der geriatrischen Frühreha (Komplexbehandlung) an diverse Bedingungen geknüpft:

1. Es handelt sich um eine Krankenhausbehandlung mit begleitender frührehabilitativer Behandlung, die über den gesamten Verlauf medizinisch indiziert sein muss. Patienten, die nur einen rehabilitativen Auftrag haben, jedoch keine akutstationär behandlungsbedürftige Erkrankung, müssten in eine geriatrische Rehabilitationsklinik eingewiesen werden.

2. Die Zuweisung erfolgt durch den Hausarzt, den behandelnden Facharzt einer Fachklinik im Konsilverfahren, durch das Casemanagement aus der Notaufnahme oder als Übernahme aus anderen Krankenhäusern.

3. Die durchschnittliche Behandlungsdauer in der Akutgeriatrie beträgt 15 Tage. Es gibt aber auch 1. oder 3wöchige Komplexbehandlungen

4. Oft bestehen Zusatzerkrankungen, die eine langwierige Krankenhausbehandlung bewirken wie eine kardiale Dekompensation, ein anhaltender Infusionsbedarf, therapieresistente Schmerzsyndrome, ein Verwirrtheitszustand im Sinne eines Delirs, eine Aspirationspneumonie bei einer Schluckstörung usw.

5. Eine instabile soziale Versorgungssituation allein rechtfertigt die Unterbringung in einer geriatrischen Frührehabilitation nicht, sollte aber Anlass sein eine pflegerische und soziale Versorgung möglichst zeitnah zu planen.

6. Nach Versorgung in der primärversorgenden Abteilung (Operation, Schlaganfallbehandlung, Herzkatheter,…) sollte der geriatrische Patient frühestmöglich in die Geriatrie verlegt werden. Die fachärztliche interdisziplinäre Behandlung ist über den gesamten Zeitraum sicher gestellt.

7. Grundsätzlich werden der Patient und seine Angehörigen in die Entscheidung zur Verlegung in eine Abteilung für Frührehabilitation einbezogen.

8. Das Mindestalter geriatrischer Patienten beträgt 70 Jahre. In besonderen Ausnahmefällen bei ausgeprägter Multimorbidität können auch Patienten ab dem 60. Lebensjahr behandelt werden.

9. Es muss ein alltagsrelevantes funktionelles und mehrdimensionales Defizit bestehen. Es droht die Zunahme der Pflegebedürftigkeit.

10. Vorliegen muss in jedem Fall eine geriatrietypische Multimorbidität mit oft mehr als vier relevanten und behandlungsbedürftigen Nebendiagnosen. In der Regel müssen unabhängig von der Akuterkrankung mindestens zwei der genannten geriatrischen Syndrome bestehen:

Immobilität
Sturzneigung /Schwindel
kognitive Defizite
Inkontinenz
Decubitalulcera
Fehl/- Mangelernährung
Störungen im Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt
Depression/Angststörung
chronische Schmerzen
Sensibilitätsstörungen
herabgesetzte körperliche Belastbarkeit
starke Sehbehinderung
ausgeprägte Schwerhörigkeit

11. Es besteht eine erhöhte Anfälligkeit für Krankenhauskomplikationen

Thrombosen/Embolien
Nosokomiale Infektionen
Stürze mit und ohne Frakturfolge
Delirante Syndrome und herausforderndes Verhalten
Exsickose
Aspiration ....

Ich hoffe du kannst etwas damit anfangen,

Viele Grüße
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