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Diskussionsforum

Ergotherapie ergänzt Psychotherapie

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18. Januar 2023 20:39 # 1
Registriert seit: 18.01.2023
Beiträge: 5

Hallo Zusammen,

ich möchte gerne ein Meinungsbild zu dem Thema haben, da ich uneins mit meiner Ergotherapeutin, die den HP für Psychotherapie und Weiterbildung zur Integralen Traumatherapeutin absolviert hat, bin. Beide Weiterbildungen entsprechen bei Weitem nicht den Standards der Ausbildung, die Psychologische Psychotherapeuten durchlaufen haben müssen. Das merke ich in verschiedenen Situationen auch immer wieder, wenn sie z. B. Paramimie fehl interpretiert und sich dadurch angegriffen fühlt.
Da ich gerade durch sehr starke negative Ereignisse eine Retraumatisierung erfahren und ich gemerkt habe, dass ich wohl doch noch viel zu integrieren habe, möchte ich mit einer tiefenpsychologischen Traumatherapeutin parallel zur Ergotherapie arbeiten.
Meine Ergotherapeutin begleitet mich bereits seit ca. 2,5 Jahren und ich schätze unsere Zusammenarbeit sehr, jedoch hat sie mir jetzt angedroht, würde ich gleichzeitig eine Psychotherapie beginnen, würde sie die Therapie mit mir abbrechen.
Bitte um eure Meinung zu dieser Thematik. Vielen Dank.
18. Januar 2023 21:51 # 2
Registriert seit: 29.09.2007
Beiträge: 785

Geändert am 18.01.2023 21:57:00
Huiii, an dem Punkt würde ich aber sehr hellhörig werden.
Ich habe (so das aus der Entfernung möglich ist) den Eindruck, dass Du Deinem "merken" und Eindrücken sehr gut trauen kannst und eine durchaus realistische Einschätzung der Situation hast.

Leider ist der Begriff Traumatherapie noch immer nicht wirklich gut geschützt. Ein entsprechendes Schild kann sich fast jede*r an die Praxistür hängen.
Und ergänzende Therapie die kommuniziert wird als Abbruchgrund erschließt sich mir absolut nicht. Ich habe schon einige Male eng mit Psychotherapeuten kooperiert in der Behandlung. Mit viel gegenseitiger Wertschätzung für die Arbeit der jeweils anderen Profession. In der Ergotherapie geht es um Handlungsfähigkeit im Alltag, um Alltagssituationen. Nicht um Psychotherapie "leicht zugänglich" oder "Psychotherapie light". Das können gut ausgebildete Psychoherapeut*innen und in Deinem Fall gut ausgebildete + erfahrene Traumatherapeut*innen ziemlich sicher sehr viel besser.
Es lässt sich ja auch niemand vom Physiotherapeuten die Knochen wieder zusammenschrauben. Auch wenn der weiß, wie die zusammengehören... Aber wenn sie mal zusammengewachsen sind, ist dann Physio die bessere Adresse, wenn es um "wieder mobil werden" geht.

Von daher spricht für mich nichts gegen parallele Therapie wenn sie in enger gegenseitiger Abstimmung und Zusammenarbeit stattfindet und beide Seiten ihre Grenzen kennen und achten. Ob Deine Ergotherapeutin das gewährleisten kann, kannst Du sicher am besten beurteilen.

Ich wünsch Dir eine gute Entscheidung
Gruß
nimis
19. Januar 2023 12:03 # 3
Registriert seit: 18.01.2023
Beiträge: 5

Hallo nimis,
Vielen Dank für die ausführliche Rückmeldung.

Ich denke auch, dass das bei meiner Ergotherapeutin ein blinder Fleck ist, weil sie anscheinend meine Überlegung als narzisstische Kränkung erlebt.

Ich bin nach einem Klinikaufenthalt bei ihr gelandet, weil man mir dort Ergotherapie empfohlen hatte, ergänzend, bis ich einen Psychtherapieplatz finde. Leider fand ich nur eine Psychotherapeutin, die ich lediglich einmal im Quartal sah, da sie keine Therapie beantragen wollte, aufgrund baldiger Berentung.

Auch in Bezug auf diese Therapeutin zeigte sich meine Ergotherapeutin schon "eifersüchtig".

Ich habe den Eindruck, dass sie mein Ansinnen als persönlichen Affront begreift, da sie sich anscheinend als erfahren und kompetent genug begreift um als "Traumatherapeutin" meine Problematik zu heilen.
Das sie gerade mit diesem Verhalten Machtmissbrauch begeht und vor allem die daraus resultierenden Trigger, weil Beziehungs- und Bindungstrauma sehr viel mit Machtmissbrauch und Ohnmacht zu tun haben, wieder inszeniert, scheinen ihr überhaupt nicht bewusst zu sein.
19. Januar 2023 12:55 # 4
Registriert seit: 30.05.2016
Beiträge: 20

Hallo Mindfullness,

welche Gründe hat Dir Deine Ergotherapeutin für das Einstellen der Ergotherapie genannt?
Vielleicht hat sie ja sachliche Argumente warum sie eine Parallelbehandlung für nicht sinnvoll hält?

Beste Grüße, Susanne
19. Januar 2023 14:01 # 5
Registriert seit: 18.01.2023
Beiträge: 5

Hallo Susanne,

sie hat keine Gründe genannt, sondern mir das zum Ende der Stunde nur angedroht. Und das in einer Situation, wo sie mich zuvor noch fragte ob ich mich umbringen wolle, weil ich in den letzten Monaten massive Retraumatisierungen erfahren habe.
Das war in keiner Weise reflektiert und völlig unprofessionell.
Und was sollte es für Gründe geben, die dagegen sprächen, wenn ich mir Hilfe bei einer langjährig erfahrenen Psychologischen Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Psychotraumatologie suchen möchte? Sie ist schließlich Ergotherapeutin und hat lediglich, meiner Ansicht nach, wenig fundierte Zusatzausbildungen absolviert. Den HP für Psychotherapie kann man dort als Wochenend seminar zur Prüfungsvorbereitung beim Gesundheitsamt belegen, welches das "Fachwissen" als Multiple Choice Fragen prüft. Und die danach noch erfolgte "Traumatherapeuten-Ausbildung" dauerte nebenberuflich 1,5 Jahre, inder alle neuen Verfahren der Psychotraumatologie zumeist theoretisch abgehandelt wurden. Ich weiß, dass alleine die Ausbildung für Ego State Therapie bei seriösen Anbietern in der Regel zwei Jahre dauert.
Insofern habe ich hier auch die Frage im Forum eröffnet, weil ich gerne Mal ein Meinungsbild von euch Ergotherapeut*Innen hätte.
19. Januar 2023 21:02 # 6
Registriert seit: 19.06.2012
Beiträge: 21

Hallo Mindfullness,
erste Antwort emotional; geh bitte da nicht mehr hin!
Nun aus eigener 25-jähriger Berufserfahrung: ich habe sehr viele Klienten mit PTBS und die meisten haben ein
Netzwerk von Therapeuten, die ihren Anteil an der Therapie beitragen und froh darüber sind, nicht als alleinig
verantwortliche Therapeutin oder Therapeut zur Genesung beizutragen.
Ein Austausch, gegenseitige Wertschätzung und klare Kompetenzprofile helfen dabei sehr.
Ergotherapeutisch sehe ich dabei den Transfer der erarbeiteten Ressourcen in den Alltag (Handlungsplan, Struktuierungshilfen, tägliche Übungen und klare Überprüfungsprotokolle mir wertschätzenden Einzelschritten) und die Ausdrucksmöglcihkeiten in Gestaltung, Bewegung, Atem und Stimme.

Persönlich: sobald ein Mensch keine anderen Menschen neben sich duldet und glaubt alles selbst am besten zu tun,
würde ich die Flucht ergreifen.

Und: da dir all das Schlimme und teilweise Unausprechliche geschehen ist, bist Du auch die Expertin/ der Experte
für die stimmige individuelle Aufarbeitung, Integration und Lösung!
Herzliche Grüße brigitte::smile::
20. Januar 2023 17:10 # 7
Registriert seit: 18.01.2023
Beiträge: 5

Vielen Dank Brigitte für deine Rückmeldung. Von einem therapeutischen Netzwerk habe ich auch bereits gehört und kenne auch Leute, die so ein Netzwerk haben.
23. Januar 2023 15:41 # 8
Registriert seit: 20.07.2018
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 84

Also ich kann dir ehrlich auch nur raten, die Zusammenarbeit mit dieser Ergotherapeutin für dich nochmal in Frage zu stellen. Meine Patienten habe eigentlich alle ein therapeutisches Netzwerk und ich habe schon oft und sehr positiv mit div. Psychotherapeuten zusammen gearbeitet. Vertrau auf dein Gefühl, das, was deine Ergotherapeutin da macht, ist nicht professionell.
25. Januar 2023 14:45 # 9
Registriert seit: 18.01.2023
Beiträge: 5

Vielen Dank für die Rückmeldung Stöffi.
Die Rückmeldungen, die ich hier bekommen habe, sind sehr eindeutig und bestätigen leider meinen Eindruck. Jedoch möchte ich noch gerne eine Rückmeldung von meiner Ergotherapeutin zu diesem Vorgehen erhalten, denn nach über zwei Jahren gemeinsamer Zusammenarbeit, bin ich nach wie vor mehr als irritiert von ihrem Verhalten.
Fraglich ist, wie ich dieses Thema am Besten möglichst wertfrei anspreche, ohne dass die Situation wieder aus dem Ruder läuft...
26. Januar 2023 19:35 # 10
Registriert seit: 29.09.2007
Beiträge: 785

Hallo Mindfullness,

Zitat:
ohne dass die Situation wieder aus dem Ruder läuft...

DAS ist aber jetzt wahrlich nicht Deine Verantwortung!

Du darfst doch jedes Anliegen, das Deine Therapie betrifft einbringen. Und die Verantwortung für ein Gespräch über etwas so Sensibles wie Therapieabbruch sollte die Therapeutin schon kompetent übernehmen können. Und sollte sie dazu nicht in der Lage sein, trägst Du auch keine Verantwortung...

Wenn Du magst berichte gerne, was daraus geworden ist.

Viele Grüße
nimis
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