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Überforderung

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27. September 2023 09:46 # 1
Registriert seit: 11.04.2023
Beiträge: 9

Hallo zusammen,
Ich bin Ergotherapeutin in einer Praxis mit ausschließlich Hausbesuchen.
Unsere Klienten sind vor allem aus dem psychiatrischen und geriatrischen Bereich.

In letzter Zeit habe ich bemerkt, dass ich es einfach nicht mehr schaffe, den ganzen Tag „auf der Straße“ zu sein und von Patient zu Patient zu hetzen. Die Patienten saugen gefühlt meine ganze Energie auf und ich fühle mich richtig ausgebrannt. Der ständige hektische Stadtverkehr, wo man zu 100% konzentriert sein muss und auch der Zeitdruck, pünktlich zu den Patienten zu kommen, stressen mich enorm.
Ich arbeite auch „nur“ Teilzeit weil ich mehr psychisch und körperlich nicht schaffen würde. Mein Ziel war es eigentlich langfristig auf 40 Stunden wöchentlich zu kommen aber das scheint mir unmöglich.
Übertreibe ich, bin ich zu sensibel oder geht es manchen von euch auch so wie mir?

Über eure Erfahrungen und Tipps wäre ich sehr dankbar!
27. September 2023 12:41 # 2
Registriert seit: 12.12.2021
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 25

Hallo.
Mir ging es ähnlich. Nach vielen Jahren im Krankenhaus konnte ich psychisch nicht mehr. Der immer größer werdenden Zeitdruck durch Mitarbeitermangel (statt den zustehenden 30 Min. musste ich zu Zeiten schlechter Besetzung im 15 Min. Takt arbeiten) und das in einem Krankenhaus mit 10 Etagen wo die Patienten verstreut lagen. "Wegzeit" gab es nicht. Bis ich einen verfügbaren Pat. angetroffen habe, war die Zeit rum. Zudem wurde ich von Patienten und Angehörigen für alles verantwortlich gemacht, weil ich ja einen Kasak trug = Schwester für alles. Der ganze Frust wurde auf mich abgewälzt und irgendwann konnte ich die professionelle Fassade das nicht mehr abblocken. Auch die ständige Präsent von Leid und Tod war dann irgendwann zu viel und ich bin psychisch krank geworden. Mir fehlte damals das Umfeld um das privat ausgleichen zu können.

Ich bin dann in eine Praxis mit dem Schwerpunkt Pädiatrie gewechselt. Die Arbeit mit Kindern ist positiver Eustress und macht mich sehr glücklich ::smile:: Auch bekomme ich genügend Orgazeit um vernünftige Kindertherapie anbieten zu können (Elternarbeit, Austausch mit anderen Professionen)
27. September 2023 18:38 # 3
Registriert seit: 04.08.2002
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 1255

Hallo,
wechsel so schnell wie möglich die Stelle. Das sollte zurzeit kein großes Problem sein.
Pass auf dich auf, sonst landest du auf der anderen Seite, als Patient.

Viel Kraft und Erfolg
Signaturen lesen ist Zeitverschwendung!
27. September 2023 19:16 # 4
Registriert seit: 30.07.2001
Bundesland: Baden-Württemberg
Beiträge: 117

Hallo,
ich würde mal im Team nachfragen, ob jmd. Dir einige HBs abnehmen kann und Du im Gegenzug Th.-Einheiten in der Praxis übernehmen kannst.
Nur HBs zu machen ist - aus eigener Erfahrung - arg fordernd, besonders in einer Großstadt !
Dann würde ich immer einen ,Zeitpuffer' einplanen, um nicht wg. Staus, PP-Suche etc. unnötig in Stress zu kommen.
Den Klienten teile ich bereits im Vorfeld immer mit, dass alle Th.-Zeiten immer nur als ,zirka' zu verstehen sind, d.h. durchaus auch mal eine Viertelstunde abweichen können.
Wenn das alles nicht geht, such' Dir ne andere Stelle, die Auswahl ist groß.
Viel Glück, M.
3~°
30. September 2023 18:07 # 5
Registriert seit: 11.04.2023
Beiträge: 9

Vielen Dank für eure Antworten!

Leider kann mir kein Kollege bzw. keine Kollegin Patienten in der Praxis abgeben, da wir bis auf 1-2 Patienten ausschließlich Hausbesuche haben.

Das mit dem Zeitpuffer werde ich jetzt mal ausprobieren. Den Zeitpuffer bekomme ich zwar nicht bezahlt aber das ist es mir wert!

Ich werde denke ich meine Stunden in Zukunft reduzieren müssen und mir evtl. einen zweiten Job suchen.
Danke!
4. Oktober 2023 18:00 # 6
Registriert seit: 22.10.2022
Beiträge: 25

Zitat / Ergo1299 hat geschrieben:
Vielen Dank für eure Antworten!

Leider kann mir kein Kollege bzw. keine Kollegin Patienten in der Praxis abgeben, da wir bis auf 1-2 Patienten ausschließlich Hausbesuche haben.

Das mit dem Zeitpuffer werde ich jetzt mal ausprobieren. Den Zeitpuffer bekomme ich zwar nicht bezahlt aber das ist es mir wert!

Ich werde denke ich meine Stunden in Zukunft reduzieren müssen und mir evtl. einen zweiten Job suchen.
Danke!



Hallo! Ich finde es auf jeden Fall gut, dass du deine Situation so reflektierst. Wenn du dich schon selber fragst, ob das alles so normal ist, dann liegt wohl wirklich etwas im Argen. Vielleicht kommt jemand anderes besser mit dem Stress zurecht, aber wenn du dich damit nicht wohl fühlst - hör auf damit. Wir Therapeuten müssen uns auch selbst schützen!
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass weniger Stunden in deiner Praxis und ein zweiter Job weniger Stress für dich wären. Da wäre ein totaler Jobwechsel doch vielleicht besser, oder? Sonst verplanst du dir noch mehr Zeit (Fahrzeit, Puffer zwischen den Terminen etc UND zusätzlich noch die Arbeit in einem zweiten Job!!!). Sorry, aber ich habe das Gefühl, dass du dir damit überhaupt keinen Gefallen tun würdest.
6. Oktober 2023 18:21 # 7
Registriert seit: 30.05.2016
Beiträge: 28

Hallo,

ich mache auch nur Hausbesuche. Mir tut es ganz gut meine festen Tage in Heimen zu haben. Das Rumgehetze fällt dann weg. Und langfristig werden die Mitarbeiter dort ja dann zu Kollegen. Das kann auch ganz schön sein.
Vielleicht hilft es Dir auch eine längere Mittagspause zu machen?! Ansonsten liest sich Dein Beitrag leider so als wäre eine neue Stelle die richtige Wahl. Frischer Wind kann einen ja auch motivieren.

Beste Grüße, Susanne
10. Oktober 2023 14:26 # 8
Registriert seit: 30.07.2001
Bundesland: Baden-Württemberg
Beiträge: 117

Geändert am 10.10.2023 14:28:00
Ab 6 Stdn. AZ täglich ist sowieso eine Ruhepause von 30 Min. gesetzlich vorgeschrieben, das sollte als PI bekannt sein.
Ob man das dann in 2x 15 Min. splittet, bleibt dem AN überlassen.

Rüstzeit (Material), Fahrt zum HB und zurück, inkl. evtl. Umwege (z.B. wegen Stau oder P-Platzsuche) sind
natürlich ebenso AZ.
3~°
12. Oktober 2023 10:40 # 9
Registriert seit: 11.03.2005
Beiträge: 66

Hallo
Ich kann dich verstehen, wohne auch in einer Großstadt und habe weil ich keine Kinder behandeln will viele Hausbesuch gehabt und kam auf 300 km im Monat. Bei uns ist es aber so geregelt das die Fahrtzeiten, die KM und die Parktickets komplett von der Praxis übernommen werden. Eigentlich sind 15 Minuten Fahrt einzuplanen, dies kann aber auch angepasst werden wenn man weiß das man es nicht in dieser zeit schafft.
Seit Corona bin ich aber ausschließlich in einem Altenheim immer noch für die Praxis. Vorteil hier man ist an einem Ort und hat alle Patienten greifbar, Ausfälle habe ich so gut wie keine dadurch. Wenn Patient A montags krank ist gehe ich zu jemand anderen und behandle Patient A donnerstags, wenn es ihm da besser geht. Das Heim ist froh einen festen Ansprechpartner zu haben, und wie Susa LI schreibt zähle ich die Pflege und co genau so zu meinen Kollegen wie die Ergos in der Praxis. Das arbeiten dort ist jetzt viel entspannter. Und ich finde diese Arbeit wir sehr geschätzt von Patienten sowie den Angehörigen.

zum anderen sind Fahrtzeiten auch Arbeitszeit!! das solltest du NICHT als Pause oder deiner Freizeit bedrachten.
Sprich mit deinem Chef /in und setz ihm die Pistole auf die Brust, entweder verändert er7sie was oder du sucht dir was anderes. Andere Stellen benötigen dringend gute Mitarbeiter.
Denk an deine Gesundheit, es dankt dir keiner wenn du dich für deine Arbeit ein Bein ausreist!!
15. Oktober 2023 11:25 # 10
Registriert seit: 11.10.2023
Beiträge: 3

Ich kann dich total verstehen!
Ich arbeite 35 Std/ Woche, ab Mittag in der Praxis und Morgens/ Vormittags in Kitas, im Kh auf einer Stroke Unit, im Heim … Zum Glück sind es meistens mindestens 2 TE, sodass sich der Weg „lohnt“ aber wegen Zeitdruck und anderen Autofahrern die nicht gescheit fahren können, bin ich während der Fahrt sehr unter Stress aber die restliche Arbeitszeit gleicht das aus :)
So wie sich dein Text liest, finde ich, dass du den AG wechseln solltest, mit maximal 50% HB, der Rest Praxis bzw einen Tag, den du dann z.B. nur im Heim o.ä. arbeitest. Ein zusätzlicher Job würde dir sicherlich nicht weniger Stress bereiten.

Alles gute für dich und achte auf dich!

Gruß, Alina
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