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Peddigrohr Alltagsrelevanzen

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30. Oktober 2024 23:46 # 1
Registriert seit: 30.10.2024
Beiträge: 5

Geändert am 27.12.2024 11:23:00
Hallo, wir müssen einen Bericht für die Schule schreiben. Dabei werden die Alltagsrelevanzen bei Peddigrohr gefragt.
Fallen euch welche ein?

Vielen herzlichen Dank schonmal
31. Oktober 2024 07:02 # 2
Registriert seit: 03.01.2011
Beiträge: 394

Welche sind wir denn schon eingefallen?

Ich mache so ungern die Hausaufgaben der anderen
31. Oktober 2024 07:04 # 3
Registriert seit: 06.05.2011
Beiträge: 270

Zitat / Marina2707 hat geschrieben:
Hallo, wir müssen einen Bericht für die Schule schreiben. Dabei werden die Alltagsrelevanzen bei Peddigrohr gefragt.
Fallen euch welche ein?

Vielen herzlichen Dank schonmal
Es gibt Korbmacher (fast ausgestorben und außerdem nutzen die eher Weide) und Ergotherapielehrer für die ist das Alltagsrelevant. Zumindest in Deutschland, im Rest der Ergowelt nicht.

Bestensfalls ist es eine funktionelle Übung die Funktionen verbessert die im Idealfall in einer verbesserten Betätigungsperformanz münden. Da darf man allerdings kritisch hinterfragen ob es da nicht sinnvolleres gibt.
31. Oktober 2024 10:39 # 4
Registriert seit: 30.10.2024
Beiträge: 5

Zitat / Mietzi hat geschrieben:
Welche sind wir denn schon eingefallen?

Ich mache so ungern die Hausaufgaben der anderen


Leider noch keine, deswegen wende ich mich ja an euch
31. Oktober 2024 10:39 # 5
Registriert seit: 29.04.2002
Beiträge: 3

Hallo Marina 2707,

vielleicht können die Lehrenden an Eurer Ausbildungsstätte was über Evidenzbasierung in Bezug auf Peddigrohr herausfinden? Brstimmt erübrigt sich dann die Aufgabe zugunsten einer betätigungsorientierten Ergotherapieausbildung.

Viel Erfolg!
31. Oktober 2024 15:11 # 6
Registriert seit: 19.11.2004
Beiträge: 2

Ich halte Peddigrohrarbeiten für einen bestimmten Klientenkreis im passenden setting weiterhin für ein u.U. sehr sinnvolles therapeutisches Mittel ::smile
Zumal es ja eine beachtenswerte Revivalbewegung gibt bezüglich Arbeiten mit Naturmaterialien etc.

Gute Hinweise dazu finden sich z.B. in dem etwas "betagten "😉 Buch:
Kurzanalysen ergotherapeutischer Behandlungen
von Bernhard Roggmann
Verlag modernes lernen

Beste Grüße und viel Freude bei der Arbeit
31. Oktober 2024 18:07 # 7
Registriert seit: 06.05.2011
Beiträge: 270

Zitat / wahabo hat geschrieben:
Ich halte Peddigrohrarbeiten für einen bestimmten Klientenkreis im passenden setting weiterhin für ein u.U. sehr sinnvolles therapeutisches Mittel ::smile
Zumal es ja eine beachtenswerte Revivalbewegung gibt bezüglich Arbeiten mit Naturmaterialien etc.


Gefragt war nach Alltagsrelevanz und die sehe ich bei Peddigrohr nur indirekt gegeben.

Wenn mit Naturmaterialien gearbeitet werden soll, dann ist Peddigrohr als Produkt aus angebauten Plantagen mit weiten Transportwegen vielleicht nicht Plan A. Flechten/Wickeln mit Naturmaterialen geht auch mit Gras, Maisblätter, Lavendel, Brennnessel oder im Bereich Upcycling flechten aus Zeitung/Werbeblätter, Plastiktüten, Tetrapacks. Nachhaltiger wäre es. Die Frage die wir uns wirklich stellen sollten: Passt das therapeutische Mittel zum Ziel? Und da komme ich bei vielen klassischen Handwerksmedien immer öfter auf nein.
6. Dezember 2024 07:29 # 8
Registriert seit: 30.01.2015
Beiträge: 27

Kann ja sein das ich hier an der Aufgabe vorbei denke, aber meine Patienten die „Körbchenflechten müssen“, machen das um ihre sensorische in der Hand zu verbessern, die Gleichmäßigkeit beim Zug auf die Bänder zu verbessern, Kraftdosierung und gleichmäßiges Arbeiten. Vielen fällt das Anfangs sehr schwer, auch den Faustschlusss bzw die Flexion aller Finger bewältigt zu bekommen über eine längere Zeit. Häufig finden sie es attraktiver und besser bei der Förderung von Konzentration und Ausdauer als zum hundertsten mal mit Knete zu erbeuten, wobei beides seine unterschiedlichen Berechtigungen hat.
6. Dezember 2024 17:42 # 9
Registriert seit: 22.10.2022
Beiträge: 27

Zitat / Yvonne Berger hat geschrieben:
Kann ja sein das ich hier an der Aufgabe vorbei denke, aber meine Patienten die „Körbchenflechten müssen“, machen das um ihre sensorische in der Hand zu verbessern, die Gleichmäßigkeit beim Zug auf die Bänder zu verbessern, Kraftdosierung und gleichmäßiges Arbeiten. Vielen fällt das Anfangs sehr schwer, auch den Faustschlusss bzw die Flexion aller Finger bewältigt zu bekommen über eine längere Zeit. Häufig finden sie es attraktiver und besser bei der Förderung von Konzentration und Ausdauer als zum hundertsten mal mit Knete zu erbeuten, wobei beides seine unterschiedlichen Berechtigungen hat.


Ist alles richtig, nur frage ich mich da oft, warum wir dann Ergotherapeuten sind. Mir und meinen Klienten hat es bisher nicht im Alltag geholfen, einen Korb zu flechten. Außer ich hätte einen Korbflechter vor mir sitzen oder jemanden, der ganz klar das Korbflechten als Freizeitbeschäftigung erlernen will.
Warum über 1000 Ecken einen Alltagstransfer herleiten, wenn ich direkt im Alltag arbeiten kann?
Warum übe ich bspw. nicht direkt mit meinem Klienten, wie er sich am besten die Schuhe zu binden kann oder oder oder.

Also ich bin auch kein Verfechter des Korbflechtens und vielen anderen Handwerken.
Alltagsrelevanz sehe ich in Handlungen, die auch im Alltag stattfinden.
8. Dezember 2024 10:12 # 10
Registriert seit: 10.02.2005
Bundesland: Niedersachsen
Beiträge: 680

Ich hatte bereits PatientInnen, die es satt hatten immer die gleichen alltagsrelevanten Dinge zu üben, die ihnen Schwierigkeiten gemacht haben, zumal sie oft der Meinung waren, sowas könnten sie zu Hause in der gewohnten Umgebung viel besser machen. Die waren sehr dankbar, mal etwas neues zu lernen, bei dem auch ein Produkt herauskam, auf das sie stolz waren und das sie immer daran erinnert hat, wie lernfähig sie sind. Auch psychisch erkrankte Menschen haben bei mir durch Korbflechten gelernt, sich auf eine Tätigkeit zu konzentrieren, neue Ressourcen zu entdecken und im Handeln einen meditativen und entspannten Zustand zu erreichen.

Daher finde ich Pauschalisierungen wie "nicht alltagsrelevant", "Bastelkram" oder "warum sind wir dann Ergotherapeuten" wenig hilfreich. Wenn es nur um das Beüben alltagsrelevanter Handlungen geht – wozu dann Therapie machen? Das kann mir doch jeder Nachbar zeigen, wie ich meine Schuhe zumachen soll. (Das ist natürlich jetzt eine provokative Gegenfrage, die nicht beantwortet werden muss).

Gruß, Karsten
R46.2 – und Spaß dabei!
8. Dezember 2024 20:07 # 11
Registriert seit: 06.05.2011
Beiträge: 270

Überall auf der Welt kommt Ergotherapie ohne Peddigrohr aus. Nur in Deutschland nicht.

Wenn erreicht werden soll dass der Klient sich auf eine Tätigkeit konzentriert, ist dann wirklich Körbe flechten der einfachste, effektivste und schnellste Weg? Und wie gut hilft es ihm dann bei seinem Alltag? Ich fände es spannender herauszufinden warum sich der Klient nicht auf eine Tätigkeit konzentrieren kann (Ablenkung, Überforderung, Unterforderung, eigene Gedanken...) und mit ihm zu erarbeiten was er braucht um sich zu konzentrieren.

Wenn erreicht werden soll dass der Klient neue Ressourcen entdeckt ist dann wirklich Körbe flechten der einfachste, effektivste und schnellste Weg? Und wie attraktiv ist diese Ressource für ihn? Gäbe es auch andere für ihn wichtige Ressourcen die er mal konnte oder erträumt hat?

Wenn erreicht werden soll dass der Klient im Handeln einen meditativen und entspannten Zustand erreicht, ist dann wirklich Körbe flechten der einfachste, effektivste, schnellste Weg? Wäre es nicht schöner und langfristig sinnvoller wenn der Klient Aktivitäten findet die er auch in sein Alltag integrieren kann die ihm helfen in einen meditativen und entspannten Zustand zu kommen? Peddigrohr ist ja nett aber nicht alltagstauglich.

Betätigungszentrierte Ergotherapie heißt nicht immer wieder die gleichen Alltagsdinge zu tun. Es kann auch bedeuten mit dem Klienten Lösungsstrategien zu entwickeln, gezieltes Funktionstraining zu machen, (Arbeits-)anforderungen und Erwartungen zu überdenken, Hilfsmittel auszuwählen, zu lernen was man selbst braucht.
10. Dezember 2024 08:15 # 12
Registriert seit: 10.02.2005
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Beiträge: 680

@Sssssophie:
Wenn der Patient/die Patientin und ich entscheiden, dass Peddigrohr (welches ich übrigens sehr selten nutze), der einfachste, effektivste und schnellste Weg ist, an seinen Problemen zu arbeiten, kannst Du mir glauben, dass wir beide kompetent genug sind, das zu beurteilen. Und natürlich gäbe es auch viele andere Ressourcen, die Menschen sich erträumen, aber das ist ja kein Hinderungsgrund.

Wie gesagt, ich nutze auch sehr selten Peddigrohrflechten als Therapiemittel. Aber wenn ich es tue, dann aus gutem Grund, sehr wohl in dem Bewusstsein, dass es auch andere Möglichkeiten gäbe, andere Strategien etc.

Wieso glaubst Du, jemand könne nicht das Arbeiten mit Peddigrohr in seine Alltag integrieren? Wieso unterstellst Du, nur weil jemand auch mal Korbflechten als sinnvolles Therapiemittel anbietet, dass er all die anderen Dinge, die Du aufzählst, vernachlässigt?
R46.2 – und Spaß dabei!
10. Dezember 2024 12:02 # 13
Registriert seit: 30.09.2021
Beiträge: 357

Zitat / Sssophie hat geschrieben:
Überall auf der Welt kommt Ergotherapie ohne Peddigrohr aus. Nur in Deutschland nicht.
...
Wie kommst du auf diese Annahme? Peddigrohr oder vergleichbare Materialien werden weltweit als Therapiematerial eingesetzt. Hast du dir jemals ergotherapeutische Einrichtungen in anderen Ländern angeschaut?

Selbst im OP und bei Behandlungen im Anschluss bei Hand- und Fingerverletzungen wird Peddigrohr als Extensionshülse verwendet, in Form eines "Mädchenfängers" um die Finger besser fixieren zu können. Link https://de.wikipedia.org/wiki/Extensionsh%C3%BClse
"Lebe im Heute als wenn es kein Morgen geben würde. Wenn es doch ein Morgen gibt, um so besser für dich."
11. Dezember 2024 10:51 # 14
Registriert seit: 04.09.2017
Beiträge: 12

Geändert am 11.12.2024 10:53:00
Bedeutsam ist vor allem die Rückmeldung von Patient*innen, die sich bewusst dafür entschieden haben, mit Peddigrohr zu arbeiten. Da hört und liest man im psychiatrischen Setting nicht selten, dass neue Fähigkeiten erlernt, Antriebsfähigkeit und Freude an Tätigkeit entwickelt wurden. Körbe haben ja darüber hinaus diverse Funktionen. Die somit erfahrene Selbstwirksamkeit und das gestärkte Selbstwertgefühl übertragen sich durchaus in den Alltag:
Ich kann was. Ich traue mir etwas zu. Ich weiß, wie ich an Aufgaben herangehe, die im ersten Moment unschaffbar erscheinen. Ich kenne handwerkliche/ kreative Skills, die meine Anspannung senken (um dann ggf. herausfordernde Alltagssituationen bewältigen zu können). Das alles wird ja therapeutisch reflektiert und somit für die Patient*innen auch sichtbar. Zudem ist ja allen Beteiligten klar, dass es nicht primär darum geht, zukünftig auch zuhause Körbe zu flechten. All das gilt natürlich auch für andere Techniken.

Es wäre schön, wenn Ergos sich daran erinnern würden, wie vielfältig unser Beruf ist, anstatt die eigene Betriebsblindheit auf andere zu projizieren. Es gibt nunmal verschiedene therapeutische Ansätze, die alle ihre Berechtigung haben.

Ergotherapie ist im Wandel und um professionelle Anerkennung bemüht, was gut ist. Das Trauma der Abstemplung zur "Basteltante" wiegt offenbar schwer. Ändert aber nichts daran, dass kreatives Tun für die Menschheit schon immer verschiedenartig sinnvoll war. In der therapeutischen Arbeit kommt es aufs "wie" an. Sonst müsste man doch auch Kunst-, Musik- und anderen kreativen Therapieberufen ihre Wirkung absprechen.
19. Dezember 2024 15:51 # 15
Registriert seit: 30.07.2001
Beiträge: 10

Es gibt sicherlich immer wieder Materialien, die red-listed sind oder was auch immer, und ich würde auch viel lieber mit Weide und weiteren, hiesigen Naturmaterialien flechten, bin aber wirklich zu bequem, es zu sammeln... da gäbe es Clematis, Himbeere, Gras, Schilf und andere vortreffliche Gewächse. Trotzdem verwende ich gerne Peddigrohr, es ist zuverlässig, wenn ich 3 mm brauche, bekomme ich ca 3 mm - und mal ganz ehrlich, was ist schon dabei, mal back to the roots zu gehen, gewissermaßen. Meine Patienten, Klienten und Freundinnen wissen einen guten, handgearbeiteten Korb, den frau/man sein ganzes Leben haben kann, sehr wohl zu schätzen, können ihn von einem maschinell gearbeiteten oft unterscheiden, und sind ungeheuer stolz darauf. Was gibt Flechten u.a.? Struktur, die bunt gefüllt werden kann. Ein Material, das einen fordert. Logik, Verständnis für Handwerk (auch, wenn nicht auf den mm genau gearbeitet werden muss), ein Werkstück, das vorgewiesen werden kann, Fein- und Grobmotorik. Von Alltagsrelevanz haben viele einfach die Nase voll, das umgibt sie den ganzen Tag, eine meiner Freundinnen sagte vor einiger Zeit: "in der Reha habe ich genau das gemacht, was mich erst dorthin gebracht hat, Sch....." Was gibt es noch, außer dem, was hier schon genannt wurde? Stolz, Zufriedenheit - uns wurden zwei wundervolle Hände (und ein ebensowundervoller Körper) geschenkt, und was machen wir damit? Knöpfe drücken, Leistung bringen...
Mit unseren PTBS-Patienten haben wir schon gehäkelt, schabloniert, getöpfert usw., usf. Alltagsrelevanz? Hmm... Spaß, Freude, Motivation, Bestätigung und vieles anderes: oh jaaa
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