Therapiehunde stellen in der Krebstherapie für Kinder und Jugendliche eine sehr wirksame Ergänzung dar. Der Kontakt, das Kuscheln und die Interaktion mit den Tieren tragen zur Steigerung des Wohlbefindens bei. Forschende der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen haben in einer Studie die therapeutische Wirksamkeit der Besuche der Labrador Retriever Hannibal und Flip belegt. Das Projekt wird von der Stiftung Universitätsmedizin Essen gefördert.
Foto: © Stiftung Universitätsmedizin Essen / Knut Vahlensieck
Eine Krebstherapie belastet Kinder und Jugendliche sowohl körperlich als auch emotional stark. Wissenschaftler der Universitätsmedizin Essen haben darum nach neuen Ansätzen gesucht, um Entspannung und Motivation zu fördern und den gesamten Genesungsprozess positiv zu begleiten. Rund 100 mal kam der Labrador Hannibal von 2018 bis 2022 auf der Kinderonkologie im Universitätsklinikum Essen zu Besuch. Die positiven Effekte dieser Besuche konnten Prof. Dr. Michael Schündeln und sein Team in ihrer Studie, veröffentlicht im World Journal of Pediatrics, nachweisen. „Um Infektionen vorzubeugen, sind Tiere auf Stationen für Kinderonkologie eigentlich nicht erlaubt und es gibt nur wenige Studien zum Einsatz von Besuchstieren. Doch wir konnten mit Hannibal zeigen, dass der Einsatz eines Besuchshunds wirksam und sicher ist. Die Kinder und Jugendlichen haben ihren Krankenhausaufenthalt besser akzeptiert und hatten nachweislich weniger Stress.“
Nur wenige kinderonkologische Kliniken setzen bislang diese sogenannten tiergestützten Aktivitäten in der stationären Therapie ein. Die Vorbehalte wegen möglicher Infektionen seien Prof. Dr. Schündeln nach zunächst groß gewesen. Um auszuschließen, dass durch Retriever Hannibal Infektionen übertragen werden, wurden sowohl die Patienten als auch Hannibal regelmäßig mikrobiologisch getestet. Infektionen nahmen im Ergebnis nicht zu.
Prof. Dr. Schündeln erläutert, dass die Überlebenschancen von krebskranken Kindern in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. In Zukunft möchte er daher den Fokus verstärkt auf die langfristige Verbesserung der Lebensqualität legen. Der Einsatz von Therapiehunden habe sich dabei als vielversprechender Ansatz erwiesen. Die bisherige Studie wurde als Machbarkeitsstudie durchgeführt, um Hypothesen zu generieren und weitere Forschungsprojekte vorzubereiten. Eine umfangreichere, prospektive, randomisierte Studie mit Kontrollgruppe sei bereits geplant, um die Mechanismen des therapeutischen Effekts durch Therapiehunde besser zu verstehen und die Sicherheit dieser Intervention zu belegen.
Die Forschenden nutzten in der aktuellen Studie visuelle Analogskalen, um den Stress der Patienten vor und nach der Intervention zu messen, ähnlich den Smileyskalen, die bei Kindern und Jugendlichen zur Schmerzerfassung verwendet werden. Auf die gleiche Weise wurde zudem die Akzeptanz des Krankenhausaufenthaltes erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass der Stress nach dem Besuch des Therapiehundes deutlich geringer war und die Akzeptanz des Aufenthalts bei einem Hundebesuch höher ausfiel.
Die Wissenschaftler beabsichtigen, ihre Studien unter Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen auch auf Kinderintensivstationen auszudehnen. Dabei wird Hannibal nicht mehr im Einsatz sein, da er nach fünf Jahren in den Ruhestand gegangen ist. Labrador Flip hat seine Nachfolge angetreten.
Videoabstract
Originalveröffentlichung
Feasibility, efficacy, and safety of animal-assisted activities with visiting dogs in inpatient pediatric oncology: link.springer.com/article/10.1007/s12519-024-00829-8