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Psychische Gesundheit: Frühzeitige Therapien schützen vor Depressionen

Schon bei sogenannten subklinischen Symptomen einer Depression können therapeutische Interventionen Symptome linden und verhindern, dass tatsächlich eine depressive Störung entsteht. Zu diesem Schluss kommt ein Team um Forschende aus München und Magdeburg, das Daten aus 30 Studien analysiert hat. Betroffene, die Angebote wahrgenommen hatten, erkrankten innerhalb des ersten Jahres nach der Maßnahme deutlich seltener an depressiven Störungen.

Prävention von depressiven Störungen

Schlafprobleme, Antriebslosigkeit, Interessenverlust und anhaltende Traurigkeit gehören zu den typischen Merkmalen einer Depression. Diese und andere Symptome treten mitunter schon in geringerem Maße auf, bevor Ärztinnen und Ärzte von einer depressiven Störung sprechen würden. „In der Regel werden Betroffene erst dann behandelt, wenn ihre Symptome die klinischen Kriterien für eine Depression erfüllen“, sagt David Ebert, Professor für Psychology und Digital Mental Health Care an der Technischen Universität München (TUM). „Es gibt aber mittlerweile ein Umdenken. Wir haben die existierenden wissenschaftlichen Studien zum Thema untersucht, um herauszufinden, ob Hilfsangebote, die früher ansetzen, eine depressive Störung verhindern können.“

Zu diesem Zweck hat das Forschungsteam mehr als 1000 internationale Studien gesichtet und anonymisierten Daten zu individuellen Patientinnen und Patienten aus 30 dieser Studien zusammengeführt und analysiert.

Risiko einer Depression um 42 Prozent verringert

In die Metastudie flossen Daten von jeweils rund 3600 Personen in eine Behandlungs- und Kontrollgruppe ein. Die Teilnehmenden der Behandlungsgruppe erhielten therapeutische Unterstützung aufgrund sogenannter subklinischer Symptome einer depressiven Störung. Diese Interventionen waren meist auf einen kurzen Zeitraum von sechs bis zwölf Sitzungen ausgelegt und konnten sowohl persönlich als auch digital stattfinden. Zu den Maßnahmen gehörten unter anderem verhaltenstherapeutische Ansätze, Problemlösungstraining und Übungen zur Verbesserung des Schlafs.

Die Metastudie liefert klare Ergebnisse: In den ersten zwölf Monaten waren die Symptome der Teilnehmenden oft verringert. Das Risiko, an einer depressiven Störung zu erkranken war in den ersten sechs Monaten nach Ende der Intervention im Vergleich zur Kontrollgruppe um 42 Prozent reduziert. Nach 12 Monaten waren es noch 33 Prozent. Aussagen über längere Zeiträume sind den Forschenden zufolge aufgrund fehlender Daten schwierig.

Erfolg unabhängig von Faktoren wie Bildung und Geschlecht

Die Wirksamkeit der Interventionen zeigte sich unabhängig von Alter, Bildung oder Geschlecht der Teilnehmenden. Generell erfolgreicher waren die Maßnahmen bei Personen, die zuvor noch keine Behandlung wegen Depressionen erhalten hatten.

Prävention als Schlüssel

„Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass wir auch bei der psychischen Gesundheit durch Prävention viel erreichen können“, sagt David Ebert. Angesichts der hohen Nachfrage nach Therapieplätzen könnten digitale Ansätze eine Lösung sein, um präventive Konzepte breiter verfügbar zu machen. Den Autorinnen und Autoren zufolge sollten Präventionsmaßnahmen in die Betreuung von Betroffenen integriert werden. Insbesondere müsse durch weitere Studien herausgefunden werden, ab welchem Ausmaß der depressiven Symptome Interventionen sinnvoll sind.

Originalpublikation

C. Buntrock, M. Harrer, A. A. Sprenger, S. Illing∙ M. Sakata, T.A. Furukawa, D.D. Ebert, P. Cuijpers, on behalf of the IPD-PrevDep Consortium. "Psychological interventions to prevent the onset of major depression in adults: a systematic review and individual participant data meta-analysis". The Lancet Psychiatry (2024). DOI: 10.1016/S2215-0366(24)00316-X

Buch-Tipp

Verlag Modernes Lernen, 2017

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