Chronische Müdigkeit, Belastungsintoleranz, kognitive Beschwerden und eine erhebliche Einschränkung von Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität – viele Menschen mit Long Covid leiden noch zwei Jahre nach ihrer Infektion unter erheblichen Beschwerden. Die EPILOC-Studie, eine Langzeituntersuchung der Universitätskliniken Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm, zeigt: Mehr als zwei Drittel der Betroffenen haben sich kaum erholt. Trotz messbarer funktioneller Einschränkungen liefern Laboruntersuchungen kaum pathologische Befunde.
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Anhaltende Symptome und eingeschränkte Lebensqualität
Für die Studie wurden mehr als 1500 ehemals Infizierte im Alter von 18 bis 65 Jahren untersucht. Sie berichteten über anhaltende Fatigue, Erschöpfung, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme sowie Atemnot. Auch innere Unruhe, Depressionen und Schlafstörungen kommen häufig vor.
Im Vergleich zu Kontrollpersonen waren funktionelle Parameter verschlechtert, so zum Beispiel die Handgreifkraft, der maximale Sauerstoffverbrauch bei Belastung und die Atemeffizienz sowie Ergebnisse bei neurokognitiven Testreihen. Trotz dieser objektiven Anzeichen von verminderter körperlicher Leistungsfähigkeit und kognitiven Defiziten zeigten beinahe alle gängigen Laboruntersuchungen keine pathologischen Befunde. Eine fortbestehende Virusinfektion oder Störungen wie Nebenniereninsuffizienz und Blutgerinnungsprobleme konnten ausgeschlossen werden.
Neue Forschungsansätze erforderlich
Laut den Forschenden müssen neue Erklärungsansätze in den Fokus rücken, darunter neurometabolische Prozesse, neuroinflammatorische Störungen, der Skelettmuskelstoffwechsel und die Atmung. Auch eine langfristige medizinische Nachbeobachtung sei dringend notwendig, um Mechanismen der Erholung und mögliche Behandlungsansätze besser zu verstehen. Derzeit analysieren Forschende weitere Daten und Bioproben der EPILOC-Studie, um neue Erkenntnisse für eine gezieltere Therapie von Long Covid zu gewinnen.
Studienförderung und Hintergrund
Die aktuelle Phase der EPILOC-Studie wurde mit 2,3 Millionen Euro vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert. Die rund 1500 Teilnehmenden stammen aus einer Gruppe von mehr als 11.000 Erwachsenen aus ganz Baden-Württemberg, die bereits in einer ersten Studie in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern sechs bis zwölf Monate nach der Indexinfektion zu ihren Symptomen befragt worden waren. Damals berichtete jeder Vierte von Beschwerden wie Fatigue, Gedächtnisproblemen und Konzentrationsstörungen sowie Atemnot und Brustschmerzen.
Originalpublikation
Peter RS, Nieters A, Göpel S, Merle U, Steinacker JM, Deibert P, et al. (2025): Persistent symptoms and clinical findings in adults with post-acute sequelae of COVID-19/post-COVID-19 syndrome in the second year after acute infection: A population-based, nested case-control study. PLoS Med 22(1): e1004511.
https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1004511