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Können Kinder psychisch kranker Eltern von einem speziellen Elterntraining profitieren?

Psychische Erkrankungen sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet: Knapp 30 Prozent aller Deutschen sind im Laufe ihres Lebens mindestens einmal betroffen. Depressionen, Angststörungen, Sucht oder Schizophrenie sind nicht nur mit erheblichen Leiden und Beeinträchtigungen für die Betroffenen verbunden, auch das soziale Umfeld leidet unter der tabuisierten Krankheit. Am deutlichsten wird das, wenn psychisch erkrankte Menschen minderjährige Kinder haben. Diese stehen daher im Mittelpunkt des Forschungsprojekts „COMPARE-family“.

Können Kinder psychisch kranker Eltern von einem speziellen Elterntraining profitieren?

Schätzungen zufolge haben rund 4,75 Millionen Minderjährige in Deutschland mindestens ein psychisch erkranktes Elternteil. Für sie ist es ganz besonders schwierig zu verstehen, warum Mama oder Papa sich plötzlich anders verhalten, nicht mehr mit ihnen spielen oder lachen können. Viele dieser Kinder müssen mehr Verantwortung übernehmen, als es in ihrem Alter angemessen ist. Sie machen sich Sorgen um ihre Eltern und suchen die „Schuld“ für das Verhalten der Eltern bei sich selbst, weil sie nicht wissen oder verstehen, worunter die Eltern leiden.

Zudem weisen Kinder psychisch erkrankter Eltern selbst ein deutlich erhöhtes Risiko auf, an einer psychischen Störung zu erkranken. Dies ist zum einen damit zu erklären, dass psychische Störungen teilweise genetisch bedingt sind, andererseits sind die Kinder durch die Erkrankung der Eltern stärker belastet. Laut Projektleiterin Prof. Dr. Hanna Christiansen von der Philipps-Universität Marburg sei es daher dringend notwendig, präventive Angebote zu initiieren, um den Teufelskreislauf zu durchbrechen und zu verhindern, dass die Kinder selbst erkranken. „Faktisch bestehen in unserem Gesundheitssystem jedoch kaum Möglichkeiten, sich diesen Kindern zu widmen, solange sie selbst noch nicht erkrankt sind.“

Auch in der Forschung wurde das Thema Kinder psychisch erkrankter Eltern bislang kaum behandelt. Nun sollen Eltern, die unter einer psychischen Störung leiden und Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren haben, in einer multizentrischen Studie psychotherapeutisch behandelt werden. Die Hälfte der Eltern erhält zusätzlich ein Elterntraining, das sogenannte Positive Erziehungsprogramm (Triple P). Das Ziel der Studie ist es herauszufinden, ob sich diese zusätzliche Maßnahme positiv auf die Gesundheit der Kinder auswirkt.

Studienteilteilnehmer gesucht

Für die Studie sucht das Wissenschaftlerteam noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Teilnehmen können Eltern mit einer psychischen Erkrankung, die Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren haben und sich einer ambulanten psychotherapeutischen Behandlung unterziehen wollen. Für die Eltern ist die therapeutische Behandlung kostenlos, sie wird von den Krankenkassen getragen. Selbstverständlich unterliegen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei allen Erhebungen der Schweigepflicht.

Über das Forschungsprojekt „COMPARE“

Das Forschungsprojekt „Children of Mentally Ill Parents at Risk Evaluation (COMPARE)”, unter der Leitung von Prof. Dr. Hanna Christiansen, Professur für Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Philipps-Universität Marburg, wird vom Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördert.

Hanna Christiansen lehrt Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Philipps-Universität und leitet die Kinder- und Jugendpsychotherapie-Ambulanz Marburg (KJ-PAM). Ihr Team arbeitet in dem Projekt mit Professorin Dr. Christina Schwenck von der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie Kolleginnen und Kollegen der Universitäten München, Dortmund und Bochum zusammen. Der Gesamtverbund führt auch noch weitere Teilvorhaben durch: So widmet sich die Marburger Psychologie-Professorin Dr. Kathleen Otto den elterlichen Arbeitsbedingungen als Risikofaktor; Christina Schwenck untersucht in einem weiteren Ansatz („COMPARE-emotion“) die Emotionsverarbeitung bei den betroffenen Kindern.

Weitere Informationen



Quelle: Philipps-Universität Marburg, Justus-Liebig-Universität Gießen

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