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Schlaganfall-Reha: Entspannung besser als Laufbandtraining?

Fortschritte in der Schlaganfalltherapie führen zu einem immer besseren Überleben. Damit verbunden ist aber auch der Anstieg von Patienten, die nach Schlaganfall mit bleibenden Behinderungen leben müssen. Der Rehabilitation kommt so eine wachsende Bedeutung zu. Die Datenlage dazu, welche Trainingsmethode am erfolgversprechendsten ist, zeigt sich widersprüchlich. Das von den amerikanischen Fachgesellschaften empfohlene Ausdauertraining stellte sich in einer aktuellen, prämierten Studie gegenüber einer Entspannungstherapie als nicht überlegen heraus. Die neuen Daten deuten darauf, dass in der Frühphase nach einem Schlaganfall „weniger vielleicht mehr“ ist.

Weltweit erleiden jährlich 10 Millionen Menschen einen Schlaganfall. Davon erholt sich mindestens ein Drittel funktionell nicht wieder vollständig. Medikamente zur effektiven Unterstützung der Rehabilitation stehen nicht zur Verfügung – das Vorgehen der Wahl besteht in Physio- und Ergotherapie, – im Falle von Sprachstörungen – in der Logopädie sowie in neuropsychologischen Maßnahmen. Laufband-Training kann Ausdauer und Geschwindigkeit beim Gehen und Treppensteigen verbessern und einer zunehmenden Dekonditionierung vorbeugen. Zusätzlich könnte die Neuroplastizität des Gehirns gefördert und somit das Outcome verbessert werden. Die „American Heart Association/American Stroke Association” empfiehlt daher Schlaganfallpatienten ab der subakuten Phase 3-5 x wöchentlich 20-60 Minuten aerobes Training (Ausdauertraining) bei 55-80% der maximalen Herzfrequenz.

Die Datenlage zu den Ergebnissen einer solchen Schlaganfall-Reha ist allerdings widersprüchlich. „Generell lassen sich die Studien wegen der Unterschiede im Hinblick auf Art, Intensität und Zeitpunkt des Trainingsbeginns schwer vergleichen“, erklärt Frau Prof. Dr. Agnes Flöel, Direktorin der Klinik für Neurologie, Universitätsmedizin Greifswald. „Insbesondere für Patienten in der Frühphase nach einem Schlaganfall bestehen Unsicherheiten, welches Training optimal ist.“

Im Rahmen der großen deutschen Studie „PHYS-STROKE“ („Physical Fitness Training in Patients with Subacute Stroke“) wurden von 2013 bis 2017 in sieben stationären Rehabilitationskliniken die Effekte eines aeroben Laufband-Trainings mit Beginn in der Frühphase nach einem Schlaganfall untersucht. An der Studie nahmen 200 erwachsene Schlaganfallpatienten mit einem Durchschnittsalter von 69 Jahren teil. Die Studiengruppe mit 105 Probanden absolvierte zusätzlich zu den Standard-Reha-Maßnahmen ein aerobes Laufband-Training, die Kontrollgruppe mit 95 Probanden nahm neben den Standard-Reha-Maßnahmen an Entspannungseinheiten teil. Jede Gruppe absolvierte das jeweilige Training fünfmal wöchentlich, jeweils 25 Minuten, über insgesamt vier Wochen.

„Zusammenfassend war das frühe vierwöchige Laufband-Training hinsichtlich des maximalen Gehtempos und der Alltags-Fitness nach drei Monaten dem Entspannungstraining nicht überlegen“, so Prof. Martin Ebinger, Medical Park Berlin Humboldtmühle, der an der Planung und Durchführung der Studie beteiligt war. „Die vorliegenden Daten sprechen also dafür, bei mittel- bis schwer betroffenen Patienten in der subakuten Phase nach Schlaganfall aerobes Training nicht zu forcieren. Möglicherweise könnten aber leichter betroffene Patienten schon früher profitieren. Dieser Frage muss in künftigen Studien nachgegangen werden, damit konkrete Empfehlungen für diese Gruppe gegeben werden können.“

Originalveröffentlichung

British Medical Journal
Physical Fitness Training in Patients with Subacute Stroke (PHYS-STROKE): multicentre, randomised controlled, endpoint blinded trial
BMJ 2019; http://bmj.com/cgi/content/full/bmj.l5101 (Published 18 September 2019),
doi: 10.1136/bmj.l5101



Quelle: Universitätsmedizin Greifswald, Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V.


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