Rezensent: Kühnel, Marcella
Verhaltensprobleme in der Schule
Lösungsstrategien für die Praxis
Verlag modernes Lernen - borgmann publishing
Die Autoren des Buches,
Alex Molnar, Professor für Erziehungswissenschaft und Familientherapeut und Barbara Lindquist , Klinische Psychologin /Psychotherapeutin, beschreiben in ihrem Buch "Neue faszinierende Rahmen für belastende Probleme"
Der Behauptung: "Wenn etwas geändert werden soll, muss etwas geändert werden!" folgt sogleich die Antwort:
"Ändert man sich selbst in seinem Denken und Handeln, so ändert sich auch die Beziehung zum anderen, der ein problematisches Verhalten zeigt - und dies wiederum hat Auswirkungen auf das Verhalten selbst."
Manchmal, so heißt es, verändern Handlungen, die auf dem gesunden Menschenverstand basieren, die problematische Situation zufrieden stellend. Manchmal jedoch, wenn die Handlungen nicht die erwünschte Veränderung hervorbringen, ist die "common sense"-Sichtweise des pädagogisch Tätigen (wie auch die Handlungen, die daraus resultieren) Teil des Problems.
Und in der Tat, sei die Frage erlaubt: Was war früher anders in der Schule, als Schule noch funktionierte? Ohne weitschweifende psychologische und philosophische Theorien zu betrachten, konzentriert sich das Buch hauptsächlich auf den Experten für die Schule, den pädagogisch Tätigen im weitesten Sinne! und alle an Erziehung und Bildung Beteiligter.
Die vorgestellten Techniken der ökosystemischen Methode können als echte Alternative zu bisherigen Lösungsstrategien betrachtet werden. Charakteristisch für die ökosystemische Methode:
- Sie konzentriert sich auf eine Veränderung innerhalb der problematischen Situation und nicht auf eine Diagnose.
- Sie kann einfach und bequem von pädagogisch Tätigen angewendet werden,
unter vielen, unterschiedlichen Voraussetzungen. - Sie ermöglicht mit überschaubaren Aspekten des Problems zu beginnen.
- Sie regt dazu an, divergierende Erklärungen für problematisches Verhalten zu finden.
- Sie macht Mut, sich dem chronischen Problem leichten Herzens und unvoreingenommen zu stellen.
- Sie ist so konzipiert, dass sie auf Stärke aufbaut, statt Schwäche zu überwinden.
- Man kann sich die Ideen aneignen, ohne irgendein spezielles Hintergrundwissen zu besitzen.
Alles, was Sie zu den einzelnen Techniken wissen müssen, wird Ihnen Schritt für Schritt mit einer Vielzahl von Fallbeispielen aus dem Schulalltag erläutert wie Probleme mit sehr aktiven Kindern und Jugendlichen, mit Schülern, die während des Unterrichts schlafen, die ihre Hausaufgaben nicht machen, ständig in Streitereien mit anderen Schülern verwickelt sind, im Unterricht stören, schwatzen, sich verweigern, zu spät kommen u. a. Interessanterweise beginnt das erste Beispiel jedoch damit wie ein Lehrer, der sich von einer Kollegin schikaniert fühlte, sein Wissen über ökosystemische Abläufe anwendete, um sein Verhalten zu ändern und dadurch in der Lage war, das Problem zu lösen, ohne sich ihm jemals direkt zu stellen.
Der Leser wird so in die Thematik eingeführt, dass es ihm leicht fällt, erkenntnistheoretisch die entsprechende Haltung zu entwickeln, die sich hilfreich auf Beziehungen auswirkt.
Die Grundhaltung die hier vermittelt wird, erinnert an Carl Rogers und den Personenzentrierten Ansatz. Rogers versteht menschliche Entwicklung als einen Prozess der Selbstorganisation und geht davon aus, "... dass sich Veränderungen innerhalb von Beziehungen vollziehen.
Die Ökosystemische Methode, deren Lösungsstrategien hier vorgestellt werden, geht von einer nahezu gleichen Grundannahme aus, wenn sie die These vertritt: "Das Ökosystem ändert sich, wenn sich etwas im Ökosystem ändert. Praxis und Theorie machen deutlich, dass der personenzentrierte Ansatz und die Ökosystemische Methode auf einem Grundvertrauen in die Person beruht.
Versucht der Pädagoge neue Deutungen des als problematisch geltenden Verhaltens zu finden, die zu den Gegebenheiten passen, und verhält sich diesen neuen Deutungen entsprechend anders, verändern sich beim Schüler zwangsläufig die Wahrnehmungen, seine Einstellungen und auch seine Handlungen.
Favorisiert wird vorrangig eine kooperative Perspektive, die die Möglichkeit akzeptiert, auch andere Erklärungen für problematisches Schülerverhalten könnten zutreffen, von denen einige Ihnen vielleicht helfen könnten, Ihr Problem zu lösen.
In ausführlicher Anleitung lernen Sie folgende Techniken kennen:- Umdeutung - Was ist das? Wie kann das gelingen?
- Positive Bewertung des Problemverhaltens in Hinblick auf Motive -
Sind es wirklich immer negative Motive oder kann es auch etwas anderes sein? - Die Funktion, des gegenwärtigen problematischen Verhaltens.
Hier wird Ihnen die funktionelle Bedeutung aus Sicht des Schülers, völlig neue Sichtweisen eröffnen. - Symptomverschiebung - Was es bedeutet, ein abgewandeltes Verhalten so auszuführen, dass es positiv in Erscheinung tritt!
- Sich auf unproblematische Verhaltensweisen und Eigenschaften zu konzentrieren! Diese positiv zurückzumelden, um eine bessere Arbeitsgrundlage zu schaffen!
- Das Lokalisieren von Ausnahmen, in denen die Person, nicht das Verhalten an
den Tag legt, das Ihnen Sorge bereitet, für das Sie sich keine Veränderung wünschen.
Viel versprechende Möglichkeit also, die es unbedingt gilt auszuprobieren!
Die Ökosystemische Methode kann insbesondere dazu befähigen, Reflexionen, neue Sichten, Beschreibungen und Betrachtungsweisen auszuprobieren, und über Re-Konstruktionen (z. B. umdeuten) Veränderungen bei sich und anderen anzuregen. Eine hilfreiche Technik, mit der ich erwiesenermaßen gute Ergebnisse in der Interaktion sowohl im beruflichen wie im privaten Umfeld erzielen konnte.