Morgens mit dem Auto zur Schule, stundenlang die Schulbank drücken, Mittagessen, Hausaufgaben und schließlich per Smartphone oder Laptop chatten und spielen: Der Alltag vieler Kinder und Jugendlicher ist erschreckend bewegungsarm. Das hat nach einer Analyse der KKH Kaufmännische Krankenkasse Auswirkungen auf die motorische Entwicklung. Der Anteil schulpflichtiger Heranwachsender, die unter motorischen Entwicklungsstörungen leiden, ist von 2012 bis 2022 um 44 Prozent gestiegen.
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Während das Plus bei den 6- bis 10-Jährigen bei rund 30 Prozent liegt, beläuft es sich bei den 11- bis 14-Jährigen auf rund 66 Prozent und bei den 15- bis 18-Jährigen sogar auf fast 120 Prozent. Im Jahr 2022 waren etwa zweieinhalbmal so viele Jungen betroffen wie Mädchen (4,3 zu 1,8 Prozent). Motorische Entwicklungsdefizite können sowohl die Grobmotorik, wie zum Beispiel Laufen und Klettern, als auch die Feinmotorik, also Bewegungen von Händen und Fingern sowie Gesicht und Mimik, betreffen.
Bewegungsmangel in jungen Jahren geht der KKH zufolge auf Kosten der körperlichen Fitness, was sich in reduzierter Ausdauer, Beweglichkeit, Muskelkraft und Koordinationsfähigkeit äußern kann. Dies kann langfristig schwerwiegende körperliche wie seelische Folgen für junge Menschen haben. Neben Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Gelenkbeschwerden können Frustration, mangelndes Selbstvertrauen, Ängste und soziale Isolation entstehen.
Die KKH hat anonymisierte Daten zur Häufigkeit von Motorischen Entwicklungsstörungen (F82 nach ICD-10) von rund 190.000 KKH-Versicherten im Alter von 6- bis 18-Jahren für die Jahre 2012 und 2022 ausgewertet. Rund 5.800 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 18 Jahren haben 2022 bundesweit die genannte Diagnose erhalten, darunter knapp 4.200 Jungen und gut 1.600 Mädchen. Dies entspricht einem Anteil von 3,1 Prozent der Heranwachsenden. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 2,1 Prozent. Der Anteil in den verschiedenen Altersgruppen lag 2022 bei den 6- bis 10-Jährigen bei 5,3 Prozent, bei den 11- bis 14-Jährigen bei 2,5 Prozent und bei den 15- bis 18-Jährigen bei 1,2 Prozent.