Registriert seit: 01.04.2008
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Liebe Kollegen,
ich arbeite in einer Praxis und habe inzwischen viele Hausbesuche im Pflegeheim. Dort kommt in regelmäßigen Abständen eine Ärztin aus der Gerontopsychiatrie und verordnet Ergotherapien (immer PFB). Diese Verordnungen bekomme ich dann vom Pflegepersonal in die Hand und ... weiter nichts. So richtig scheinen die Pflegekräfte ihre Bewohner nicht zu kennen (jung, ständiger Wechsel, Desinteresse(?), etc.). Sie können im Grunde nur etwas zur Selbstversorgung sagen. Der soziale Dienst des Hauses ist auch keine große Hilfe, da sie ausschließlich zur "allgemeinen Beschäftigung" Aussagen machen können - zudem auch meist nur im Gruppensetting. Und mehr als "Zeitungsgruppen, Gruppengymnastik und Singgruppen" findet praktisch nicht statt. "Einzelbetreuung" ist meist nur ein kurzes Pläuschchen, 5 Minuten ums Haus spazieren, oder im Zimmer die Gläser austauschen, Wasser nachfüllen usw.. Angehörige sind häufig weit weg oder wissen überhaupt nicht, dass ihre Familienangehörigen Ergotherapie verordnet bekommen haben - können somit meine Frage "warum kommen Sie/Ihr Angehöriger zu mir in die Ergotherapie" nicht beantworten. Und wenn sie durch mich dann erst erfahren, dass Ihr Angehöriger Ergotherapie verordnet bekommen hat, können sie aus der Ferne auch nicht viel dazu sagen - meist aber viel über deren Leben vor dem Umzug ins Heim. Da kann ich dann meist etwas von aufgreifen. Die Klienten selbst sind oft nicht mehr vollständig orientiert - zwar nicht immer schwerst dement, aber auch nicht mehr vollständig zur Person und selten zur Situation orientiert. PFB also. Ich bin keine "Basteltante" und singen kann ich auch nicht. (Meiner Erfahrung nach, mag auch kaum ein Senior im Pflegeheim so wirklich basteln. Höchstens mit Holz-Werkbank o.ä., aber sowas lässt sich dort nicht installieren). Ich bin ein Fan des CMOP und MOHO. Meist ist es aber wirklich schwierig, aufgrund der kognitiven Einschränkungen der Klienten, wirklich strukturiert zu arbeiten. Ich komme mit dem COPM und den Checklisten und dem OSA irgendwie nicht so richtig zu einem klaren Ziel... (die Bewohner selbst können in der Regel gar kein Ziel benennen oder wollen nichts für eine Verbesserung ihrer Performance tun, weil ja immer irgendwer alles für sie tut, sie sind meist Meister im "Vertuschen" ihrer Defizite oder überschätzen ihre Ressourcen - sind aber laut eigener Aussage schon hier und da sehr unzufrieden, wenn man sich mit ihnen unterhält. Sie scheinen ihren Zustand aber irgendwie zu akzeptieren, also "Selbsterfassungsbögen" sind irgendwie (??) nicht ausfüllbar, widersprüchlich oder werden überhaupt nicht verstanden..
Ich suche ein Assessment oder Screening, das ich kurz und strukturiert anwenden kann. (MMSt bringt mich in der Zielfindung auch meist nicht wirklich weit) Und ich wüsste gerne, wie ihr beispielsweise mit eurem Klientel im Pflegeheim arbeitet, was konkret ihr tut - in der PFB im Hausbesuch im Pflegeheim.
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Registriert seit: 13.03.2011
Beiträge: 228
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Ich würde an deiner Stelle vermutlich am ehesten mal versuchen zu dieser Ärztin Kontakt aufzunehmen. Vielleicht findet ihr ja einen Weg miteinander. Schließlich muss sie sich ja auch was dabei denken, wenn sie einigen Bewohnern Ergotherapie verschreibt. Ich hoffe inständig, dass sie das nicht einfach so gießkannenartig austeilt, "damit sie was gemacht hat" und die Bewohner "gefördert" werden. LG Salu
Liebe ist, dem Geliebten zu geben, was er braucht. Der Geliebte wird dir geben, was du brauchst, wenn du die Erwartung aufgibst, etwas zu bekommen. [Anita Balser]
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Registriert seit: 01.04.2008
Beiträge: 48
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Diese Idee kam mir tatsächlich auch beim Schreiben erst 😅 Ich denke, sie ist keine schlechte Ärztin. Bewohner und Pfleger mögen sie. Aber ja, das wäre noch ein Weg!
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Registriert seit: 22.08.2004
Beiträge: 396
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Im Seniorenheim kommt es den Bewohnern eher darauf an, dass sie ihre Interssen, die sie vielleicht noch gehabt haben, ausüben können. Sie werden ja gepflegt und sind es gewohnt, dass alles gemacht wird. Ich habe immer die Interessencheckliste gemacht und Alltagstätigkeiten, die sich spontan ergaben( Toilettengänge, an- oder ausziehen) aufgegriffen.. Gruppenangebote wie z.B. Volkslieder singen und Bewegung/Gymnastik spielerisch, damit erreichst du die Senioren/innen. Auch Spaziergänge, Ratespiele wie z.B. Sprichwörter ergänzen, Mensch-ärgere-dich nicht spielen. Wenn Angehörige zu Besuch sind, suche das Gespräch mit ihnen. Da kannst du evtl. nach dem CMOP den Alltag vor dem Heimaufenthalt erfragen.
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Registriert seit: 14.11.2011
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Hallo, meine Antwort würde wohl hier den Rahmen sprengen :) Ich fand zwar das Buch des Therapielotsen nicht unkritisch…aber dennoch lesenswert… am Ende sind auch „Assessment“ - Kopiervorlagen enthalten. - ich könnte das Buch gerne an dich weitergeben, ich habe es geschenkt bekommen und fertig gelesen
Meine Erfahrung zeigt, das Singen nicht zwingend erforderlich ist, denn ich singe nicht! Ja die Bewohner singen mit und haben Teil an der Beschäftigung, dennoch ist es wie Kreuzworträtsel nur ein „verankertes Wörter oder Wortfolgen Repertoire“ welches abgespult wird.
Zuwendung, ungeteilte Aufmerksamkeit, Zeit und Wahrnehmen des Individium, ob drinnen oder auch draußen Hauptsache freundlich, ehrlich und mit viel Spaß & Humor bringt bei meinen Bewohnern eine Menge. Es entstehen zum Teil kleine Gespräche mit Menschen die schon lange keine klaren Worte mehr gesprochen haben.
… mit etwas Poesie im Herzen und der Grundannahme, das kein Mensch mit Demenz oder anderen PsychoSozialen Auffälligkeiten es jemals böse oder absichtlich tut, und jede Seele das Bedürfnis auf gesehen und wahrgenommen werden hat… ist es spannend und lebensbereichernd ein Teil davon zu sein…und wenn Jeder sein Bestes gibt … sollte das genügen können ;)
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