Patienten mit eingeschränkter Hand- und Armmotorik nach Schlaganfall profitieren von einer Ergotherapie genauso gut wie
von einem strukturierten aufgabenorientierten Training, so die Ergebnisse einer klinischen randomisierten Studie
der University of Southern California. Die Forscher um Carolee Winstein verglichen die Auswirkungen eines intensiven aufgabenorientierten
Trainings mit denen der Ergotherapie über einen Zeitraum von 12 Monaten.
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Nach einem Schlaganfall die größtmögliche Selbständigkeit wiederzuerlangen, ist oberstes Ziel der Rehabilitation.
Das Wiedererlangen der Arm- und Handfunktion gestaltet sich dabei besonders schwierig, ebenso die Frage nach der besten Behandlungsart
sowie deren Umfang.
Klinische Studien bescheinigen intensiven aufgabenspezifischen Übungen eine hohe Effektivität.
Das aufgabenorientierte Training zielt darauf ab, individuelle Funktionen mit Objekt- und Alltagsbezug zu trainieren.
Die Funktion, die wiedererlernt werden soll, wird direkt beübt.
Auch in der Ergotherapie werden alltägliche Aufgaben und Bewegungen geübt, jedoch nicht im selben Maße und Umfang wie bei dem
schwerpunktmäßigen Training.
In Ihrer Studie verglichen die Forscher die Auswirkungen des aufgabenorientierten Trainings mit denen der Ergotherapie.
361 Patienten mit moderater Einschränkungen der Arm- und Handmotorik nach einem Schlaganfall wurden zufällig in drei Gruppen aufgeteilt.
Die erste Gruppe nahm über zehn Wochen verteilt an 30 einstündigen Einheiten eines
aufgabenorientierten Trainings teil. Die beiden anderen Gruppen erhielten Ergotherapie, wobei diese bei einer der Gruppen in
äquivalentem Umfang zu den aufgabenorientierten Trainings, in der andere Gruppe hingegen ohne einen vorgegebenen Stundenumfang durchgeführt wurde.
Der Erfolg der Trainings wurde über einen Zeitraum von 12 Monaten beobachtet und ausgewertet.
304 (84 Prozent) der 361 Patienten (Durchschnittsalter 61 Jahre; 56 % Männer) beendeten das 12-monatige Training mit den dazugehörigen Untersuchungen.
Die Auswertung ergab:
Zwischen den Erfolgen des aufgabenorientierten Trainings und denen der Ergotherapie zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.
Die motorischen Funktionstests waren vergleichbar und das aufgabenorientierte Training der Ergotherapie damit nicht überlegen.
Im Vergleich zur den Gruppen, die im Durchschnitt 27 Einheiten des aufgabenorientierten Trainings oder der Ergotherapie absolvierten,
brachte es die dritte Gruppe ohne vorgegebenen Stundenumfang auf durchschnittlich lediglich elf Einheiten.
Trotz des geringeren Umgangs fielen die Funktionstests dieser Gruppe nicht schlechter aus.
Die Untersuchung zeigte damit also auch, dass eine höhere Therapiezeit nicht mit einer zusätzlichen Verbesserung in Arm- und Handfunktion
verbunden ist. Diesem fehlenden Nutzen sei laut der Forscher bei der Planung rehabilitativer Maßnahmen, auch im Hinblick auf die Kostenschätzung,
Beachtung zu schenken.
Veröffentlichung der Studie:
Effect of a Task-Oriented Rehabilitation Program on Upper Extremity Recovery Following Motor Stroke - The ICARE Randomized Clinical Trial
Carolee J. Winstein, PhD1; Steven L. Wolf, PhD2; Alexander W. Dromerick, MD3; Christianne J. Lane, PhD1; Monica A. Nelsen, DPT1; Rebecca Lewthwaite,
PhD1; Steven Yong Cen, PhD1; Stanley P. Azen, PhD1; for the Interdisciplinary Comprehensive Arm Rehabilitation Evaluation (ICARE) Investigative Team
JAMA. 2016; 315(6):571-581. doi:10.1001/jama.2016.0276.
Quelle:
The JAMA Network