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ergotherapeutische Arbeit mit Flüchtlingen

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14. Oktober 2019 21:07 # 1
Registriert seit: 19.10.2016
Beiträge: 4

Hallo! ::smile::
Ich möchte mich im Rahmen meiner Bachelorarbeit mit dem Thema "Behandlung von Flüchtlingen in der psychiatrischen Ergotherapie" beschäftigen.
Um erstmal einen Überblick zu bekommen würde mich daher interessieren ob jemand Erfahrungen in diesem Bereich sammeln konnte und auch welche Barrieren oder auch Chancen dabei auftauchten? Gab es bestimmte Behandlungskonzepte? Wieviel Prozent der Klienten waren Flüchtlinge? etc.
Ich bedanke mich bereits im voraus für den Erfahrungsaustausch und erhoffe mir dadurch mehr über die Relevanz des Themas im alltäglichen therapeutischen Arbeiten zu erfahren.

Liebe Grüße,
Leonie Maier
14. Oktober 2019 22:32 # 2
Registriert seit: 13.03.2011
Beiträge: 199

Ich habe einen Flüchtling behandelt.
Hindernis war vor allem die Sprachbarrieren, da der Patient nur Englisch und Französisch sprach. Und dies durch eine etwas eigentümliche Aussprache auch noch schwer zu verstehen war.
Liebe ist, dem Geliebten zu geben, was er braucht. Der Geliebte wird dir geben, was du brauchst, wenn du die Erwartung aufgibst, etwas zu bekommen. [Anita Balser]
15. Oktober 2019 16:27 # 3
coriande
coriande
Ehemaliges Mitglied
Beiträge: 129

Hallo!

Nachdem die Flüchtlinge bei uns in der städtischen Fl.-Unterkunft sehr sehr lange auf Eingliederungsmaßnahmen (v.a. Sprachkurse) warten mussten und sich gähnende Langeweile und Frustration breitmachte, ist bei mir die Ergoseele erwacht und ich habe kurzerhand 3 Werkzeuge eingepackt und ein paar Paletten mitgenommen, eine Idee gezeichnet und schwupps war eine Gruppe Männer am Werke und bauten erfüllt von endlich sinnvollem Tun Blumenkästen. Es war ein sehr schönes Gemeinschafts-Erlebnis und machte wieder mal spürbar, wie wichtig sinnvolles Tun ist, das eingebunden in ein größeres Ganzes ist. Das Projekt ging weiter, später haben auch Kinder mitgewirkt - Mädchen in dem Fall, das fand ich ganz toll!. Frauen zeigten sich eher nicht, sie blieben im Haus, was kulturell in dieser Situation verständlich war. Ich fand gut, dass zumindest ich eine Frau war und ebenfalls Werkzeuge in der Hand hatte. Somit gelang gleichfalls ein Teil-Update der Neuankömmlinge auf hiesige gesellschaftliche Gegebenheiten, auf zwar vorhandene, jedoch weniger fixierte geschlechtsspezifische Lebens-und Aufgabenbereiche.

Das alles fand im Ehrenamt statt nicht in der Klinik. Mit den darin enthaltenen Themen wirst du vielleicht trotzdem was anfangen können.

MfG C.
15. Oktober 2019 19:19 # 4
Registriert seit: 10.02.2005
Bundesland: Niedersachsen
Beiträge: 654

Ich hatte einen Syrer nach Insult in Behandlung. Er war knapp 60 Jahre alt. In seinem Entlassungsbericht stand, dass er ergotherapeutischen Übngen zur Selbstversorgung (Essen zubereiten, Anziehen) absolut desinteressiert gegenüberstehe, da seine zwei Ehefrauen alles für ihn übernähmen. Interesse daran, Deutsch zu lernen hatte er auch nicht. Er kam 2x zur Behandlung zu mir, dann verschwand er auf Nimmerwiedersehen ohne sich abzumelden. Seine einizige Frage war, ob er wohl bald wieder sexuell aktiv werden könne (er hatte 9 Kinder von seinen zwei Frauen).

Ganz das Gegenteil im Verhalten war sein Sohn. Der kam vorbei, um seinen Vater zu entschuldigen und die Zuzahlungsrechnung zu begleichen. Er sprach hervorragend Deutsch.
R46.2 – und Spaß dabei!
16. Oktober 2019 15:04 # 5
Registriert seit: 09.02.2012
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Beiträge: 423

Geändert am 16.10.2019 15:10:00
Traurig, wie Integration hier scheitert.
Ich hatte ebenfalls einen Syrer in Behandlung. Nachdem er mir zu verstehen gegeben hatte, dass Frauen nur zum Kochen und Kinderkriegen zu gebrauchen sind, habe ich ihn an unseren türkischen Kollegen abgegeben. Ich wäre ihm an die Gurgel gegangen, denn in meinen Augen haben sich die Leute hier anzupassen und dann können sie gern die Hand aufhalten! Aber nicht andersrum! Würde in anderen Ländern übrigens auch nicht anders gehandhabt!
Mein toller türkischer Kollege, der übrigens hier voll integriert ist, fast fehlerfrei Deutsch spricht (besser als so mancher Gebürtiger hier) und sich die Elternzeit mit seiner Frau teilt, hat ihm mal ordentlich den Kopf gewaschen was Integration angeht und wenn er weiter solche Ansichten habe, er in Deutschland durchaus Probleme mit dem Gesetz bekommen könnte. Der Syrer hat dann geschluckt und war plötzlich handzahm. Er möchte was von uns und nicht umgekehrt...
Da sieht man mal wieder, dass Integration klappen kann und oder auch nicht. Ich habe seitdem auch männliche Flüchtlinge bei uns abgelehnt zu behandeln. Ich habe keine Lust sexuelle Avancen während der Therapie zu bekommen, bloß weil ich (eben aus hygienischen Gründen) ärmelfrei herumlaufe! Irgendwo hört´s auf! Da sollen sich dann getrost andere drum kümmern, wenn sie Lust drauf haben. Ich bin da ganz klar raus und das aus vollster Überzeugung. Übrigens mit der Absegnung meines türkischen und auch meines kurdischen Kollegens (die sich miteinander blendend verstehen). Sie schämen sich für solche Leute und ich tue das ebenso.

Ich habe dann nochmal eine ältere, türkische Patientin gehabt (20 Jahre hier, kein Wort deutsch....). Sie war komplett verschleiert. Sie weigerte sich während der Therapie ihre Verschleierung abzunehmen, obwohl ich mir ein Gelenk anschauen musste. Ich habe die Therapie abgebrochen, denn ich mache mich nicht zum Deppen.

Eine andere Patientin hatte ich, die ca. 15 Jahre alt war. Ihr ältere Bruder kam mit in die Therapie, weil sie kein Wort Deutsch und auch kein Englisch verstand. Sie war extrem verschüchtert und sollte psychisch-funktionelle Therapie bekommen. Der Arzt vermutete ein Trauma während der Flucht (sie war in anderen Ländern unterwegs gewesen, also nicht in der Türkei). Der Bruder war zwar hilfsbereit, aber sehr vereinnahmend, ließ seine Schwester nicht zu "Wort" kommen (nonverbale Kommunikation) und ich hatte das Gefühl, dass es ihr viel lieber gewesen wäre, wenn er nicht dabei gewesen wäre. Nun ja, was soll man da machen? Der psychisch-funktionelle Ansatz war flöten. Ich hab sie auch abgegeben und bei meiner Kollegin hat sie die Therapie abgebrochen, da aufgrund der Sprachbarriere nichts zu machen war.
Sag Menschen nicht, wie sie Dinge tun sollen. Sag ihnen was zu tun ist, und sie werden dich mit ihrem Einfallsreichtum überraschen.
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