Geändert am 03.08.2013 11:56:00
Zitat / S.K.4 hat geschrieben:
-> 4.0 Handlungsmöglichkeiten für die Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten
-> 4.1 Therapie und Verlauch
Ich würde mich über eure Meinung freuen.
Hallo S.K.4.,
deine Gliederung finde ich gut.
Zu den beiden Punkten unter "4" habe ich noch Anregungen.
"Handlungsmöglichkeiten für die Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten".
Einmal sollten wir uns auf jeden Fall intensiver mit dem Thema "Kinderschutz" und "Meldepflicht bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung" beschäftigen. Denn da besteht noch viel Klärungsbedarf, auch was unsere Schweigepflcht angeht. Ebenso sind die praktisch beschreitbaren Wege, wenn wir Hilfe für die betroffenen Kinder akquirieren wollen, fast immer verschlungen. Eine weitere fachliche Diskussion und die Entwicklung konkreter Empfehlungen ist auf jeden Fall angesichts der Verbreitung und Brisanz von sexualisierten Übergriffen auf Kinder und Jugendliche etwas, was unser Berufsstand vertiefen sollte. Schon im eigenen Interesse. Verordner, Kooperationspartner und die Angehörigen unserer Patienten werden zunehmend auf die Thematik aufmerksam. Solchen Herausforderungen sollten wir uns stellen.
"Therapie und Verlauf":
eine ursächliche Behandlung ist die Aufgabe von Kinderpsychotraumatologen bzw. von spezialisierten Zentren. Das Klientel was wir viel häufiger in Praxen oder Einrichtungen behandeln, sind die Kinder, die wegen reaktiver Störungen aufgrund von sexualisierten Traumatisierungen bei uns landen. Aber bei denen bislang niemand interveniert hat, was den erlebten Missbrauch angeht.
Hier möchte ich mich für eine erhöhte Sensibilität, was solche meist verdeckten Hintergründe angeht stark machen. Wir bekommen zunehmend Kinder verordnet die symptombezogene Diagnosen erhalten haben. Meistens wird dann erwartet, sie ebenso symptom- und defizitorientiert zu behandeln. Stichwort "Aufmerksamkeitsstörungen", "Konzentrationsprobleme", "Depressionen", "oppositionelles Verhalten", "Einkoten", "Einnässen"....
Einige Therapiekonzepte, die aktuell von manchen Therapeuten, aber auch Verordnern in solchen Fällen propagiert werden dürfen wir uns in dem Zusammenhang sehr kritisch ansehen, z.B. das "KIT".
Das Schöne: bei früh traumatisierten Kindern, die nicht selten in Folge erlebter Misshandlungen in einer für den Beziehungsaufbau und die Entwicklung des "Ich" wichtigen Phase ihres Lebens ein gestörtes Körperbild und ein reduziertes Schmerzempfinden entwickelt haben wirkt die SI. Weil die Angebote dieser Methode auf der Ebene basaler Sinneserfahrungen angelegt sind. Eine Erfahrung, die man bei der Behandlung von erwachsenen schwer psychisch kranken Menschen auch schon gemacht hat. Der überwiegende Teil dieser Patienten hat komplexe Traumatisierungen erleben müssen. U.a. sexualisierte Übergriffe. Bekannt ist das v.a. bei so genannten "Borderlinern" (dissoziative Störungen).
Möglicherweise sind die positiven Rückmeldungen über die Behandlung von Kindern mit SI, für die es auf der Ebene von motorischen und koordinativen Problemen keine Wirksamkeitsnachweise gibt darauf zurückzuführen, dass die Therapeuten intuitiv den betreffenden Kindern entsprechende Angebote gemacht haben.
Denn: bei aller Verbreitung des Phänomens (jedes achte Kind erlebt schweren Missbrauch) stellen wir uns als Ergotherapeuten verhältnismäßig selten die Frage, inwieweit unsere kleinen Patienten Missbrauchsopfer sind.
Alles Gute für deine Hausarbeit.
VG
Oetken1